Handball:Im alten Bruck

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TuS-Handballer schlagen Köndringen und erhöhen die Chancen auf den Klassenerhalt in Liga drei

Von Heike A. Batzer, Fürstenfeldbruck

Wäre es nicht so abgegriffen, dann müsste man das Er-kam-sah-und-siegte-Zitat des römischen Feldherrn Gaius Julius Cäsar bemühen. Frederik Hartz, soeben 21 Jahre alt gewordener Handballer vom TuS Fürstenfeldbruck, kam Mitte der zweiten Halbzeit erstmals aufs Spielfeld. Zehn Minuten vor dem Ende machte er sein erstes Tor, in den vier Schlussminuten weitere drei. Zielsicher hämmerte Hartz den Ball bei jedem seiner Versuche ins Netz und führte die Gastgeber damit in der letzten Phase des Spiels zum sicheren Sieg. Mit 32:28 Toren gewannen Fürstenfeldbrucks Handballer das viertletzte Punktspiel in der dritten Liga gegen die SG Köndringen/Teningen und verließen damit die Abstiegsränge.

Johannes Stumpf war trotz aller Bemühungen der Köndringer Abwehr kaum zu halten und erzielte zehn Treffer zum enorm wichtigen Sieg. (Foto: Johannes Simon)

Die Geschichte von Frederik Hartz aber ist damit noch nicht zu Ende erzählt. Vor vier Wochen, beim letzten Heimspiel gegen Nußloch, war er wegen eines beim Snowboarden erlittenen Bänderrisses noch auf Krücken in die Halle gehumpelt. Voriges Wochenende dann sollte er sich in der zweiten Mannschaft Spielpraxis holen, doch nach fünfzig Sekunden knickte er um - das erneute Aus. Am Samstag nahm ihn TuS-Trainer Martin Wild dann ins Spiel, um Rückraummann Johannes Stumpf bei der Abwehrarbeit mal eine Pause zu gönnen. Hartz gab das Vertrauen mit vier Toren zurück.

Dabei wollte Wild eigentlich gar niemanden herausheben aus seinem Ensemble, lobte stattdessen die "mannschaftliche Geschlossenheit", die den Sieg gebracht hätte. "Ich bin sehr stolz", sagte Wild hinterher im Foyer der Wittelsbacher Halle bei seinem öffentlichen Statement ins Mikrofon. Gerade eben hatte er seine Mannschaft noch mal eigens in der Kabine zusammengerufen, um sie zu "einem fantastischen Spiel" zu beglückwünschen.

Die Brucker Boygroup lag gegen die Spielgemeinschaft aus dem Breisgau stets in Führung, bis zur Pause baute sie ihren Vorsprung auf 17:11 aus. Mit beherzten Würfen aus der Distanz zeigten vor allem die beiden jungen Rückraumspieler Falk Kolodziej und Johannes Stumpf ihre Qualitäten, zusammen machte das Duo 17 und damit mehr als die Hälfte der Brucker Tore. Und im Tor zeigte Michael Luderschmid sechzig Minuten lang schier unglaubliche Reflexe, katapultierte seinen schmalen Körper bisweilen wie ein Fußballtorwart in die Luft und hielt buchstäblich den Schädel hin: Ein Siebenmeter von Köndringens Torjäger Felix Zipf landete auf Luderschmids rechter Gesichtshälfte - aber nicht im Tor. Seinem schmerzverzerrten Gesicht war anzumerken, dass ihm das ordentlich wehgetan hatte, doch lange mussten ihn die Brucker Physiotherapeuten nicht behandeln, dann stand er wieder an seinem Platz und hielt fünf Minuten später einen weiteren Strafwurf, diesmal reichte die rechte Hand. Luderschmid kam am Samstag zum Einsatz, weil sich Stammtorhüter Dubravko Grgic verletzt abgemeldet hatte. Erst im Februar war Luderschmid dem Verein quasi zugelaufen, ein Unbekannter war er dennoch nicht: Mehrmals hatte der 30-Jährige in der Vergangenheit als Torhüter des TSV Friedberg so manche Brucker Chance vereitelt.

Im Laufe der zweiten Hälfte begann der Brucker Vorsprung indes zu schmelzen, auf 25:23 und 28:26. Doch dann brachen die Minuten des Frederik Hartz an. Die 700 Zuschauer waren völlig aus dem Häuschen, längst hatten sich alle zum Dauerapplaus von ihren Plätzen erhoben. Und auch der Gegner sprach Worte der Anerkennung. Der Brucker Sieg sei verdient, sagte Köndringens Trainer Ole Andersen und bekundete noch weit größere Sympathien: "Fürstenfeldbruck soll in der Liga bleiben." Wieso? "Sie spielen schönen Handball und versuchen, mit jungen Leuten etwas aufzubauen."

© SZ vom 20.04.2015 - Rechte am Artikel können Sie hier erwerben.
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