Handball:Hauptsache spannend

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Der TuS Fürstenfeldbruck verliert sein letztes Heimspiel 31:34. Dabei ist unübersehbar, dass es am Ende einer verrückten Saison um nichts mehr geht.

Von Heike A. Batzer, Fürstenfeldbruck

Die Leggins mochte Ole Andersen dann doch nicht überziehen. Das unpassende Shirt im Raubkatzenprint und das bunte, alberne Käppi sollten genügen, ehe der Trainer des Handball-Drittligisten SG Köndringen/Teningen zu seinem öffentlichen Statement über das Spiel noch einmal in die Wittelsbacher Halle von Fürstenfeldbruck zurückkam. Er habe eine Wette verloren, erklärte er sein ungewöhnliches Äußeres anschließend dem verdutzten Publikum. "Bad Taste", schlechten Geschmack, wollten seine Spieler sehen, sie hatten ihm die Klamotten ausgesucht und sich zudem noch selbst verkleidet.

Den Handballern aus dem Breisgau war nach Spaß zumute, sie hatten soeben einen eher überraschenden 34:31-Sieg beim TuS Fürstenfeldbruck geholt und diesem seine Abschlussparty nach dem letzten Heimspiel ein wenig madig gemacht. Schon während der Drittliga-Partie hatten sie es sich verscherzt bei Handballern und Fans aus Fürstenfeldbruck: Nach einem Zusammenprall mit Brucks Marcus Hoffmann bekamen Köndringens Handballer den Ball zugesprochen. Ein gellendes Pfeifkonzert mit Buhrufen setzte ein und wiederholte sich wenige Minuten später, als Köndringens Liga-Torjäger Pascal Bührer Brucks Tobias Prestele unsanft rempelte. Auch Gästetrainer Andersen machte sich frühzeitig unbeliebt, als der eine Entscheidung mit höhnischem Beifall quittierte.

Witzig, witzig: Der Gäste-Trainer kommt komisch verkleidet zur PK, er hat eine Wette verloren

Auf dem Spielfeld indes ging die Taktik des ehemaligen dänischen Nationaltrainers auf, als er über weite Strecken der Partie seinen Torhüter herausnahm und stattdessen mit einem siebten Angreifer agierte. "Das war clever", sagte hinterher TuS-Trainer Martin Wild, weil der TuS deshalb seine offensive Abwehrformation habe auflösen müssen. Köndringen gelang es, seine Rückraumschützen Felix Bührer (zwölf Tore), der nach der Saison zum Zweitligisten Ludwigshafen-Friesenheim wechselt, und Felix Zipf (neun Tore) immer wieder in Wurfposition zu bringen. Die Gastgeber nutzten zwar bisweilen die sich ihnen dadurch bietende Gelegenheit, den Ball ins leere Köndringer Tor zu werfen, doch ihr Rückstand war zu diesem Zeitpunkt schon zu weit angewachsen.

Auf Wiedersehen: Tizian Maier wird "irgendwoanders studieren". (Foto: Günther Reger)

Die Gastgeber waren zunächst damit beschäftigt gewesen, ihre drei scheidenden Akteure ins Rampenlicht zu rücken. Das gelang auch. Tizian Maier, Marcus Hoffmann und Christian Haller, die sich allesamt nach dem letzten Saisonspiel am kommenden Samstag in Haßloch aus der Fürstenfeldbrucker Drittliga-Mannschaft verabschieden werden, machten sieben der ersten zehn Brucker Tore. Hoffmann war mit insgesamt zehn Toren bester Werfer des TuS, er zählt zu den Top-Ten-Siebenmeterschützen der Liga. Der 25-jährige BWL-Werkstudent will sich künftig vor allem "beruflich weiterbilden" und "das Leben in den Vordergrund" rücken, jenes Leben abseits des Sports. Auch der gleichaltrige Christian Haller will sich vom Steuerfachangestellten zum Bilanzbuchhalter schulen lassen und Handball nur noch in der zweiten Mannschaft spielen. Tizian Maier gibt sich wenig auskunftsfreudig, sagt nur, er wolle "woanders studieren".

Martin Wild wird sein Drittliga-Team umbauen müssen, vor allem in der Abwehrreihe, weil auch Tobias Prestele noch nicht weiß, in welchem Umfang er weiterspielen wird. Der junge Vater war schon in dieser Saison kürzer getreten, hatte aber vor allem bei Heimspielen immer wieder ausgeholfen. Fit bleiben wird er trotzdem: "Ich werde auf jeden Fall ins Training gehen", kündigt Prestele an.

Traurig, traurig: TuS-Trainer Wild muss wieder einmal seine Mannschaft umbauen

Dabei hatte die dritte Drittliga-Spielzeit in Serie zunächst so ausgesehen, als würden Fürstenfeldbrucks Handballer jene aus dem Vorjahr noch einmal toppen können. Damals waren sie völlig überraschend Zweite geworden in der Ost-Staffel, hatten aber freiwillig auf eine Relegation zum Zweitligaaufstieg verzichtet. In der als schwerer eingestuften Süd-Staffel standen sie diesmal kurz nach Saisonbeginn sogar auf Tabellenplatz eins und konnten sich fortan in der Spitzengruppe etablieren. Bis ihnen der Deutsche Handballbund 13 Punkte wegnahm, weil die Spielgenehmigung von Nachwuchsmann Alexander Leindl zwei Monate nach Saisonbeginn als ungültig eingestuft wurde. Die vom TuS daraufhin eingeschalteten Sport- und Zivilgerichte bestätigten zum Ärger der Brucker die Entscheidung der Verbandsfunktionäre, die Fans reagierten empört, blieben ihren Handballern aber treu.

Auch Christian Haller und Marcus Hoffmann (v.l.) werden den Verein verlassen. Sie wollen sich beruflich weiterbilden. (Foto: Günther Reger)

Wieder kamen zu den 15 Heimspielen mehr als 10 000 Besucher, die Stimmung in der Halle gilt ligaweit als eine der besten, und dennoch könne er die Saison "nicht als gelungen bezeichnen", sagt Martin Wild. Sportlich wurde die Mannschaft als Folge des Punktabzugs von oben nach unten durchgereicht, den Klassenerhalt schaffte sie noch - ein Minimalziel, auf dem sich zumindest aufbauen lässt. Bastian Wöller, der Hallen-DJ und Teammanager, zieht eine optimistischere Bilanz. "Die Saison hatte doch alles", fasst er zusammen: Erst habe man um den Aufstieg mitgespielt und dann gegen den Abstieg - aber immer sei es spannend gewesen.

© SZ vom 04.05.2017 - Rechte am Artikel können Sie hier erwerben.
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