Handball:Favoritenschreck im Finale

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BHV-Pokal: Herrsching schlägt Ismaning, nicht aber den ASV Dachau

Von Lisa Meyer, Herrsching

Eine packende zweite Halbzeit versprach der Hallensprecher zu Beginn der Pause, doch da war der Ausgang des Finalspiels mindestens schon vorentschieden. 6:18, so stand es nach 30 Minuten. Am Ende des bayerischen Handball-Pokalfinales der Frauen verlor der Außenseiter TSV Herrsching gegen den ASV Dachau mit 13:30 Toren. Überraschen konnte nicht der Verlauf der Partie, wohl aber die Endspiel-Konstellation.

Eigentlich waren Favoriten- und Außenseiterrollen vor dem Final-Four-Turnier klar vergeben, die Finalteilnehmer schienen ausgemacht. Die aktuell auf Platz drei der Bayernliga rangierenden Dachauerinnen trafen im Halbfinale auf den Zweiten der Landesliga Nord, den HC Erlangen. Der Tabellenneunte der Landesliga Süd, Ausrichter Herrsching, bekam es mit dem Titelverteidiger und Bayernligazweiten Ismaning zu tun. "Topfavorit" gegen "krassen Außenseiter", so beurteilten auch die Herrschinger selbst die Ausgangslage vor dieser für sie so besonderen Partie.

Als einen der größten Erfolge in ihrer Geschichte hatten die TSV-Frauen bereits den Einzug in die Finalrunde gefeiert. Mit eigens für das Final Four gestalteten pink-schwarzen Aufwärmtrikots würdigte das Herrschinger Team den außergewöhnlichen Anlass. Sich weiterentwickeln und gut präsentieren, Schwung für die Rückrunde mitnehmen - diese Ziele gab Trainer Kurt Siglstetter aus, ohne sich große Hoffnungen zu machen: "Wir haben nichts zu verlieren, wir wollen das Spiel gegen Ismaning einfach nur genießen."

Ob nun die eigenen Gesetze des Pokals der Heimmannschaft zugute kamen oder nicht: Ohne Ismaning ein einziges Mal die Führung zu überlassen, besiegten die Herrschinger Frauen den Favoriten 28:25 (15:12). "Das Spiel war richtig, richtig gut", befand Siglstetter entsprechend begeistert. "Ismaning hat uns sicherlich unterschätzt und wir haben eine tolle Leistung gebracht. Ein Riesenerfolg." Und zugleich eine enorme Niederlage für den Titelverteidiger. Den "Monat der Wahrheit" hatte der TSV Ismaning vor dem Final Four ausgerufen, mit dem Pokalgewinn wollte man in das neue Jahr starten. Doch die großen Pläne zerschellten an Herrsching: "So kann man nicht gewinnen", urteilte Trainerin Aniko Keczkone. Kampf- und Teamgeist hätten gefehlt, schwach sei die Leistung ihrer Mannschaft gewesen.

Ohne große Überraschung endete dagegen das zweite Halbfinale - wenn auch mit einem durchaus knappen Ergebnis. Mit 23:20 (11:12) schlug der ASV Dachau den HC Erlangen und qualifizierte sich mühevoll für das Finale gegen Herrsching. Im Endspiel schien dann alles möglich - jedenfalls für zwölf Minuten. So lange konnte der TSV Paroli bieten, dann zog der ASV davon und ging mit zwölf Treffern Vorsprung in die Pause. Wirklich packend wurde auch die zweite Hälfte nicht mehr, der Hallensprecher hatte zu viel versprochen.

Die Herrschingerinnen waren nach ihrem Coup zu erschöpft gewesen. "Im Halbfinale haben wir relativ viele Körner gelassen. Dachau konnte das einfach besser wegstecken. Aber gegen Ismaning hat unsere Leistung super gereicht und wir sind total glücklich", sagte TSV-Trainer Siglstetter nach der Partie. "Wir hätten das Finale natürlich gerne ein bisschen spannender gestaltet, aber trotzdem: Hut ab vor meinen Mädels." Eine gute Standortbestimmung sei das Turnier gewesen, die dort gezeigten Leistungen entfachten nun den erwünschten Rückenwind im Kampf um den Klassenerhalt in der Landesliga.

Auf einen ähnlichen Effekt setzt Dachaus Coach Bernhard Karg vor dem Rückrundenstart am Sonntag zu Hause gegen Haunstetten II: "Ich hoffe, dass der Sieg einen positiven Schub für die Rückrunde gibt. Überbewerten sollte man den Erfolg heute zwar nicht, ich denke aber, dass er die Stimmung für die nächsten zwei, drei Trainingseinheiten heben wird." Auch wenn der Titelgewinn das Selbstbewusstsein stärke, mit stolzgeschwellter Brust werde man Ligakonkurrent Ismaning im nächsten Spiel nicht entgegentreten. "Die haben eine bärenstarke Mannschaft. Nach ihrem Pokal-Aus fragt kein Mensch mehr, wenn wir nach Ismaning fahren", so Karg.

Dieses bittere Ende muss in Ismaning allerdings erst noch verdaut werden. Trainerin Keczkone hofft, dass die Halbfinal-Niederlage ein Dämpfer zur richtigen Zeit gewesen ist. Und dass ihre Mannschaft die richtige Antwort darauf findet, im ersten Spiel der Bayernliga-Rückrunde am Samstag bei der HSG Fichtelgebirge. "Meine Spielerinnen haben hoffentlich gesehen, dass wir mit einer Leistung wie gegen Herrsching keine Chance haben, egal gegen wen wir spielen."

© SZ vom 08.01.2015 - Rechte am Artikel können Sie hier erwerben.
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