Handball:Es läuft wieder rund

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Eineinhalb Jahre Verletzungspause, Büffeln für das Staatsexamen: Aline Fischer vom HCD Gröbenzell lässt sich durch nichts aufhalten. (Foto: Günther Reger)

Drittligist HCD Gröbenzell kommt nahezu fehlerfrei zum Sieg bei Spitzenreiter Möglingen

Von Ralf Tögel, Gröbenzell

Es ist ziemlich genau ein Jahr her, als Aline Fischer auf das Spielfeld in der Wildmooshalle zu Gröbenzell humpelte. Das linke Knie dick bandagiert, schritt die Kreisläuferin den Umständen entsprechend gemächlich zum Siebenmeterpunkt. Sie warf, traf und hüpfte so schnell es ging zurück auf die Ersatzbank. Eine komplizierte Kreuzbandverletzung hatte der 26-Jährigen eine eineinhalbjährige Zwangspause beschert, erst im vergangenen Dezember war langsam daran zu denken, die ehemalige Juniorennationalspielerin wieder mit mehr Spielzeit zu belasten. In diese Drittligasaison des HCD Gröbenzell ist Aline Fischer mit dem guten Gefühl einer störungsfreien Vorbereitung gegangen, was auch für Außenstehende immer deutlicher zu erkennen ist. Am vergangenen Samstagabend im Spiel beim bis dahin ungeschlagenen Tabellenführer TV Möglingen gelangen der Kreisläuferin famose zwölf Treffer. Was indes noch wichtiger war als ihre persönliche Bilanz, war der wenigstens in dieser Klarheit doch überraschende 29:24-Auswärtssieg. Gröbenzell hat sich damit für die Heimniederlage gegen Korb rehabilitiert und das Tabellenbild korrigiert. Im Klassement ist Gröbenzell derzeit an fünf notiert, allerdings in einer Gruppe von sieben Mannschaften, die allesamt 4:2 Punkte haben.

Fischer kann beispielhaft für die Verfassung der Mannschaft stehen, irgendwie ist sie auch so etwas wie ein Neuzugang. Die Kreisläuferin hatte zwar schon in der vergangenen Rückrunde stabile Leistungen gezeigt, ihre Formkurve bewegt sich jedoch nach ihrer Verletzung recht geradlinig nach oben. Ausgerechnet gegen Möglingen hatte sich Fischer kurz vor dem Saisonende vor zwei Jahren das linke vordere Kreuzband gerissen und war unglücklicherweise kurz nach der OP gestürzt.

Das operierte Band überstand den Unfall schadlos, dafür nahm das hintere Kreuzband Schaden. Nach einer langen Rehabilitation musste die Sportlerin erkennen, dass sie keine hundertprozentige Stabilität im Gelenk hatte, weshalb sich Fischer zu einer weiteren Operation am hinteren Kreuzband entschied. Damals stand nicht nur die weitere Sportkarriere der ehemaligen U20-Nationalspielerin in Frage, sondern auch die vollständige Genesung ihres Gelenks. Fischer, die schon einmal einen Kreuzbandriss verkraften musste, hat sich mit großer Disziplin durchgebissen, in dieser Woche bestreitet die zielstrebige Sportlerin zudem ihr zweites Staatsexamen in Medizin. Eine sicher noch bemerkenswertere Leistung als die zwölf Treffer in Möglingen, an denen natürlich auch die Teamkolleginnen ihren Anteil hatten.

Dabei war die Ausgangslage keineswegs einfach, wie Trainer Pleines erzählte. "Wir hatten den Gedanken an einen Fehlstart mit 2:4 Punkten im Hinterkopf, das hat uns anfangs ein bisschen gelähmt." 4:8 lag Gröbenzell hinten, vor allem die torgefährliche Spielmacherin Franziska Ramirez, die bereits in der ersten Bundesliga zu Werke ging, setzte Akzente. "Der Knackpunkt", so Pleines, war eine Überzahlsituation kurz vor der Halbzeit. Bislang nicht gerade eine Gröbenzeller Spezialität, verkürzten die Gäste zur Halbzeitsirene auf 10:11. "Wir sind mit einem positiven Gefühl in die Pause gegangen", sagte Pleines, danach war das Spiel ein anderes.

Nahezu fehlerfrei habe seine Mannschaft die zweiten 30 Minuten bestritten, Sina Fischer organisierte eine schwer zu knackende Defensive, in der der erst 19-jährige Zugang Kirsten Walter Möglingens Topspielerin Ramirez völlig abmeldete. Das war der augenscheinliche Unterschied zum Gegner, im HCD-Team erfährt Haupttorschützin Vera Balk (4) in dieser Saison viel Entlastung durch nachdrängende Talente wie eben Walter (3) oder Jugendnationalspielerin Amelie Bayerl (5). "Wir sind heuer schwerer auszurechnen", findet Pleines. Gepaart mit der traditionell guten Physis im Team, wurde die Schlussphase zu einer Demonstration.

Aline Fischer versenkte alle sieben Siebenmeter sicher. Nach jedem sprintete sie elegant in die Abwehr.

© SZ vom 11.10.2016 - Rechte am Artikel können Sie hier erwerben.
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