Handball:Deckel drauf

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Extralob für den Regisseur: Fürstenfeldbrucks Christian Haller habe das Spiel seiner Mannschaft gut gelenkt, findet Trainer Martin Wild. (Foto: Johannes Simon)

TuS Fürstenfeldbruck startet mit Auswärtssieg in Gelnhausen

Von Heike A. Batzer, Fürstenfeldbruck

- Die Bilder sind unscharf, verwackelt. Aber sie bewegen sich, und neueren Erkenntnissen zufolge liebt der medienaffine Mensch vor allem Bewegtbilder. Also stellten Fürstenfeldbrucks Handballer als Beweis für ihren Coup jenes Kurzvideo auf ihre Facebook-Seite, das das finale Tor zum 25:23-Sieg bei Aufsteiger TV Gelnhausen zeigt. Fürstenfeldbrucker Handballfans mit guter Sehkraft und ausreichend Hörvermögen können darauf zumindest erkennen, dass der Ball im Netz landet und die Spieler sich sofort zum kollektiven Jubel versammeln und laut "Auswärtssieg" brüllen.

Damit haben sie nicht nur einen optimalen Start in die neue Drittligasaison hingelegt, sondern das im Vorjahr seltene Vorkommnis Auswärtssieg gleich zum Auftakt als Option in Erinnerung gerufen. In der Vorjahressaison, die nur über die Relegation mit dem Klassenerhalt endete, hatten sie fünf lange Monate warten müssen, bis sie zum ersten Mal ein Spiel in fremder Halle gewannen, und in den insgesamt 30 Spielen wollte ihnen das nur ganze zweimal gelingen. Diese Bilanz haben sie in der neuen Saison nun zur Hälfte erreicht. Trainer Martin Wild ist erleichtert: "Ich bin froh, dass wir dieses Fass mit dem Warten auf den Auswärtssieg heuer gar nicht aufmachen müssen." Und noch eine Erkenntnis dürfen sie gleich aus dem ersten Saisonspiel mitnehmen: "Dass wir in der Schlussphase dazugelernt haben", sagt Wild. Allzu oft wurden Partien, die auf Messers Schneide standen, in der vergangenen Saison verloren - neunmal mit nur einem oder zwei Toren Differenz. Diesmal habe sein Team zum Ende des Spiels "clever und cool" agiert, sagt Wild. Und das, obwohl er jüngst noch der Meinung gewesen war, dass die auf einigen Positionen neu formierte Mannschaft noch nicht das Niveau des vormaligen Ensembles erreicht habe.

Der Auftakt in der neuen Ost-Staffel der dritten Liga aber lief besser als erwartet. Während der mehr als 430 Kilometer langen Anreise nach Hessen hatten Brucks Handballer im Bus ausreichend Zeit, den "Projekt Gold" genannten Film über das Turnier anzusehen, bei dem sich die deutschen Handballer 2007 den Weltmeistertitel holten. Es sollte sich als "gute Einstimmung" erweisen, wie Martin Wild hinterher befand. Der TuS fand vor 650 Zuschauern und bei "gefühlten 45 Grad" (Wild) in der Gelnhausener Großsporthalle gleich gut in die Partie, führte nach zwölf Minuten mit 7:3 - auch weil Michael Luderschmid im Tor seinen Vorderleuten mit seinen Paraden Sicherheit gab. Dann aber begannen sie zu schwächeln, wurden "immer statischer", wie Trainer Wild zu diesem Zeitpunkt beobachtete, und blieben immer häufiger an der stärker werdenden Gelnhausener Abwehrreihe hängen. Mit der Folge, dass den Gastgebern bis zum 14:10-Pausenstand elf Treffer gelangen, den Bruckern aber nur noch deren drei.

Doch Christian Haller, der sich für seine Regiearbeit das Sonderlob seines Trainers verdiente ("Er hat das Spiel gut gelenkt"), und Philipp Ball, Zugang auf der linken Außenbahn, führten die Brucker kurz nach dem Seitenwechsel mit jeweils zwei Treffern wieder auf 14:15 heran. Auf der anderen Seite zeigte Lucas Kröger, der in der zweiten Hälfte das Tor hütete, eines seiner bislang besten Spiele im TuS-Trikot. Gelnhausen blieb dennoch knapp in Führung, wurde später aber beim 17:17 (46.), 18:18 (48.), 20:20 (53.), 21:21 (55.), 22:22 (57.) und 23:23 (59.) immer wieder eingeholt, ehe der nach längerer Verletzung wieder einsatzfähige Rechtsaußen Marcus Hoffmann den TuS eine halbe Minute vor Schluss erstmals seit der 19. Minute wieder in Führung brachte. Das sollte reichen.

Martin Wild nahm zehn Sekunden vor dem Abpfiff noch eine Auszeit, um seinen Youngsters einzubläuen, in den verbleibenden Sekunden keine Experimente mehr zu wagen und nur ja nicht aufs Tor zu werfen, um dem Gegner keinen Ballbesitz mehr zu ermöglichen. Das ging solange gut, bis Sebastian Scovenna, argentinischer Zugang ebenfalls auf der Linksaußenposition, dann doch noch den Ball auf das Tor drosch - mehr oder weniger zeitgleich mit dem Schlusspfiff. Es war spät genug, um keine Gefahr mehr heraufzubeschwören. Außerdem landete der Ball im Netz - zum Brucker 25:23-Sieg.

Nun sieht Trainer Wild auch "realistische Chancen" für einen Sieg gegen den großen Namen TV Großwallstadt. Der siebenmalige deutsche Meister hat nach der Insolvenz im Juni eine neue GmbH für den Spielbetrieb gegründet, die nun unter altem Namen mit einem neuen, jungen Team und dem ehemaligen Nationalspieler Jens Tiedtke in der dritten Liga antritt. Am kommenden Samstagabend gastiert der TVG beim TuS Fürstenfeldbruck, wo sie der Partie schon seit geraumer Zeit entgegenfiebern. Der Kartenvorverkauf läuft, man erwartet zum Heimspielauftakt eine proppenvolle Wittelsbacher Halle mit tausend Zuschauern.

© SZ vom 31.08.2015 - Rechte am Artikel können Sie hier erwerben.
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