Handball:Boygroup mit Herz

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Ganz der Alte: Maximilian Lentner hat eine Arthrose im Hüftgelenk überstanden, drei Tore und tolle Kreisanspiele gaben davon Zeugnis. (Foto: Günther Reger)

Drittligist TuS Fürstenfeldbruck ringt den Tabellenzweiten HSGRodgau Nieder-Roden mit 28:22 nieder

Von Heike A. Batzer, Fürstenfeldbruck

Hätte man in Minute 51 dieses Drittliga-Handballspiels in der Wittelsbacher Halle von Fürstenfeldbruck am Samstag ein paar Tippscheine ausgegeben, die meisten Zocker hätten vermutlich darauf gewettet, dass es bis zum Ende knapp bleiben würde. Vermutlich hätte kaum jemand vorhergesagt, was hernach eintraf: dass die Handballer des TuS in den letzten neun Minuten ihres Heimspiels noch sechs Tore machten, der Gegner mit dem langem Namen HSG Rodgau Nieder-Roden aber keines mehr. Und so fiel der 28:22-Sieg der Brucker gegen den bisherigen Tabellenzweiten der dritten Liga Ost sogar deutlicher aus, als es der Spielverlauf nahelegte.

"Allerhöchstes Lob" zollte der Mannschaft hernach in der öffentlichen Pressekonferenz im Hallenfoyer ihr Trainer Martin Wild: "Es war ein großartiges Spiel." Seinen Handballern gelang in der Schlussphase beinahe alles, reaktionsschnell brachten sie vorne die Bälle im Rodgauer Tor unter, und hinten retteten die Reflexe des erst in der Schlussviertelstunde eingewechselten Torhüters Lucas Kröger sowie bisweilen auch das Glück: Etwa als Christian Haller während einer Zeitstrafe für den TuS als sechster Feldspieler den Aushilfskeeper gab und der Wurfversuch der Hessen am Pfosten landete. Währenddessen beklagte Gästetrainer Alex Hauptmann, dass seine Mannschaft in der Schlussphase sechs oder sieben freie Bälle vergeben habe: "Dann hast du keine Chance."

Dabei war die Partie lange Zeit ausgeglichen gewesen. Der TuS ging zunächst in Führung, beim 7:7 (17.) war er erstmals eingeholt, mit 11:11 ging es in die Pause. Beim 14:15 (36.) lag der TuS zum ersten Mal zurück, ließ die Gäste aber nicht enteilen. Beim 22:22 (51.) lag man wieder gleichauf. Und das, obwohl die Gastgeber auf ihre beiden verletzten Rückraumspieler Frederik Hartz und Tizian Maier verzichten mussten. Doch Maximilian Lentner und Yannick Engelmann, zwei inzwischen wieder einsatzfähige Langzeitverletzte, waren mehr als nur Ersatz an diesem Abend. "Geiler geht's nicht", jubelte Lentner am Ende einer Partie, in der er vor allem im Angriff zum Einsatz kam, tolle Kreisanspiele und drei Tore beisteuerte. Der 23-Jährige hatte ein ganzes Jahr wegen eines Knorpelschadens in der Hüfte pausiert, war zweimal operiert worden. "Die Originalteile sind noch da", sagte er und lachte. Ob der Körper die Belastung auf Dauer verträgt, werde sich zeigen, aber "für den Moment sieht's ganz gut aus". Am Ende der Partie hatte so mancher der insgesamt 650 Zuschauer das Bedürfnis, ihm für ein gelungenes Comeback auf die Schulter zu klopfen.

Gelungen war auch der Drittliga-Einstand von Yannick Engelmann. Der 20-Jährige spielte vor zwei Jahren Seite an Seite mit Tizian Maier im A-Jugend-Bundesliga-Team der HSG Würm-Mitte, fiel wegen zweier Operationen an Schultereckgelenk und der Patellasehne ebenfalls eine ganze Saison aus und verdingt sich bislang im Brucker Landesliga-Team. Als er in der 24. Minute erstmals ins Angriffsspiel der Drittliga-Mannschaft geschickt wurde, lief er nach vorne, hangelte einen schwer erreichbaren Ball hoch aus der Luft und drosch ihn umgehend zum 10:9 ins Tor. "Ich war glücklich, den Ball noch zu erwischen", sagte er hinterher. Und natürlich, er wolle seine Chance jetzt wahrnehmen.

"Die Moral der Mannschaft war großartig", freute sich Trainer Martin Wild über die Art und Weise, wie sich seine Boygroup auch von der zwischenzeitlichen Gästeführung nicht von ihrem Konzept abbringen ließ, wie es noch beim Heimspiel gegen Auerbach drei Wochen zuvor passiert war, wo man schon mit sieben Toren geführt, dann aber doch noch verloren hatte. Auch ein Durchhänger von zuletzt nur 1:5 Punkten schien keine negativen Langzeitfolgen gezeitigt zu haben. Anders die Lage bei den Gästen. Deren Betreuer Peter Wade beklagte, dass "uns in den letzten Wochen einfach der hundertprozentige Siegeswille fehlt, und so muss man sich dann nicht wundern, wenn man mit leeren Händen nach Hause fährt." Der TuS Fürstenfeldbruck, der sich mit dem Sieg wieder auf Tabellenplatz drei nach oben arbeitete, sei eine "sehr starke Mannschaft", lobte auch Rodgaus Trainer Hauptmann. Noch beeindruckter waren die Gäste freilich von den Brucker Fans. Denen, so sagten sie, gebühre ein Teil des Erfolgs, denn sie würden ihr Team "mit einer tollen Trommelcombo und fairer Anfeuerung vorbildlich unterstützen".

© SZ vom 16.11.2015 - Rechte am Artikel können Sie hier erwerben.
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