Handball:Bis zum Umfallen

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Immer weiter: Die Fürstenfeldbrucker Handballer stoßen allmählich an mentale und physische Grenzen, dennoch bleiben sie Zweiter. (Foto: Günther Reger)

Brucks Handballer zeigen gegen Kirchzell einige Schwächen

Von Heike A. Batzer, Fürstenfeldbruck

Die sozialen Medien sind ein guter Seismograf für Stimmungslagen, auch im Sport. Siege werden mit geradezu überwältigender Anteilnahme kommentiert und geliked, bei Niederlagen schweigt das sonst so geschwätzige Netz. Und so war an der ungewohnten Ruhe in der digitalen Welt schnell sichtbar geworden, dass Fürstenfeldbrucks Handballer zur ungewohnten Spielzeit am Freitagabend ihrer Erfolgsgeschichte kein weiteres Kapitel hinzugefügt hatten. Die überraschende 25:28-Niederlage gegen den abstiegsgefährdeten TV Kirchzell war erst die fünfte in der aktuellen Drittliga-Saison und die zweite vor eigenem Publikum. Sie belässt die Brucker dennoch weiterhin auf Rang zwei.

Doch mit der Dauer der Erfolgsserie stieg auch die Anspruchshaltung, und jener wurde die Mannschaft in heimischer Halle zum zweiten Mal nacheinander nicht gerecht. Zwei Wochen zuvor gegen Baunatal reichte ein spielerisch schwacher, aber kämpferisch guter Auftritt noch zum Sieg, diesmal war Kirchzell "die bessere Mannschaft", resümierte TuS-Trainer Martin Wild. Sein Gegenüber Gottfried Kunz freute sich indes diebisch über den gelungenen Coup und befand sogar, dass "wir mehr als drei Tore besser waren".

Zwischenzeitlich lagen die Gäste aus dem Odenwald schon fünf Tore voran (19:24). Dazu passte, dass just zu diesem Zeitpunkt auch noch TuS-Rechtsaußen Marcus Hoffmann einen Siebenmeter verwarf. Die Brucker, die einzig bis zum 8:7 (17.) in Führung gelegen waren, konnten nach dem 13:14-Pausenstand nur noch ein einziges Mal, zum 15:15 (35.), gleichziehen. Im Angriff wurde ungewohnt häufig schlecht gezielt und in der Abwehr der Gegner ungewohnt fahrlässig durchgelassen. Das hatte auch mit dem krankheitsbedingten Fehlen von Korbinian Lex zu tun, der sonst der Verteidigungsformation Stabilität verleiht. Sebastian Meinzer, den laut Trainer Wild Rückenschmerzen plagen, quälte sich trotz einiger Fehlwürfe zu sechs Toren. Schließlich konnte auch Torhüter Lucas Kröger die Defizite seiner Vorderleute nicht kompensieren, obwohl er alle vier Kirchzeller Siebenmeter hielt.

Seit Ende August haben Fürstenfeldbrucks Handballer Höchstleistungen in Serie abgeliefert und nun, da sie seit geraumer Zeit Zweiter der Tabelle sind, dennoch einer möglichen Bewerbung um den Aufstieg eine Absage erteilt - beides Argumente dafür, dass sich allmählich körperliche und mentale Verschleißerscheinungen einstellen könnten. Entsprechende Signale will Rückraumspieler Christian Haller allerdings noch nicht ausgemacht haben unter den Kollegen: "Wir haben eine überdurchschnittliche Saison gespielt, das stimmt. So was wie am Freitag, das passiert halt mal." Auch Trainer Martin Wild sieht keine Motivationsprobleme heraufziehen. Er kenne "keine Mannschaft, die Woche für Woche so bis zum Umfallen kämpft" wie seine eigene.

Für einen freilich war der Abend trotzdem ein gelungener. Andreas Knorr durfte ein kurzes Comeback geben. Nach achtmonatiger Verletzungspause mit Mittelfußbruch und anschließender Sehnen- und Kapselzerrung und 1343 verpassten Drittliga-Minuten kehrte der pfeilschnelle Linksaußen kurz vor der Halbzeit für fünf Minuten zurück - und machte gleich ein Tor. Es sei ein "geiles Feeling in der Halle", freute sich der 25-Jährige über seinen ersten Auftritt vor 750 Zuschauern - und über ein T-Shirt, das die Aufschrift "Comeback stronger" trug. Das hatte ihm Dominik Klein, der Handball-Weltmeister von 2007 vom THW Kiel, geschickt. Klein hatte nach seinem Kreuzbandriss im Vorjahr eine Plattform in den sozialen Medien ins Leben gerufen, die verletzten Sportlern den Weg zurück erleichtern soll. Das Bild von Andreas Knorr, das ihn im "Comeback-stronger"-Shirt zeigt, war übrigens auf Facebook ein Renner.

© SZ vom 08.03.2016 - Rechte am Artikel können Sie hier erwerben.
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