Handball:Aufgeweckte Clique

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Da geht's lang: Spielmacher Christian Haller zieht beim TuS Fürstenfeldbruck die Fäden. (Foto: Günther Reger)

Die Brucker Handballer haben erstmals verloren, aus der Bahn kann sie das nicht werfen

Von Ralf Tögel, Fürstenfeldbruck

Martin Wild wirkte hin- und hergerissen, als er das Spiel beim Großenritter Sportverein (GSV) in Baunatal analysieren sollte. Also begann er so: "Natürlich ist es nie schön zu verlieren." Der Floskel verlieh er nach einem kurzen Moment des Innehaltens mit folgendem Zusatz deutlich mehr Tiefe: "Dass wir dort verloren haben, ist keine faustdicke Überraschung." Letztendlich rang sich der Trainer der Fürstenfeldbrucker Handballer die finale Einschätzung der Situation des TuS in der dritten Liga Ost ab, an der sich ungeachtet des so überraschenden wie furiosen Saisonstarts mit 10:0 Punkten nichts geändert habe: "Wir sind mit Sicherheit keine Spitzenmannschaft, nach wie vor."

Nach wie vor sprechen die Zahlen in diesem Punkt aber eine andere Sprache. Zwar haben die Brucker im Hessischen mit dem 27:32 ihre erste Saisonniederlage kassiert, sie stehen aber weiterhin auf dem dritten Tabellenplatz, hinter den beiden verlustpunktfreien Teams aus Hüttenberg und Rodgau. Gemessen an der Vorsaison, die dem TuS nur denkbar knapp über eine Relegation den Klassenerhalt gestattet hatte, darf dieser Zwischenstand als kleine Sensation gewertet werden. Zumal Wild bekanntermaßen auch noch wichtiges Personal zu ersetzen hatte, nach guter alter TuS-Tradition ausschließlich aus den eigenen Reihen. Spielmacher Christian Haller etwa, der vor zwei Jahren noch in der Landesliga zugange war, zieht nun zwei Klassen höher gekonnt die Fäden einer Drittligamannschaft. Keine Selbstverständlichkeit. Das große Plus der Mannschaft ist der Zusammenhalt, die Spieler dokumentieren dies oft genug über die sozialen Kurznachrichtendienste im Netz, das sieht meist mehr nach großer Clique denn nach semiprofessionellem Sporttreiben aus. Keiner im jungen Team neide dem anderen Einsatzzeiten, erklärt Wild, das Kollektiv stehe über jeglichen Eitelkeiten. Daher bereitet der erste Rückschlag in der laufenden Spielrunde dem Brucker Trainer auch wenig Kopfzerbrechen. Er habe eine gewisse Niedergeschlagenheit bei den Akteuren erkannt, sicher, "uns war aber bewusst, dass das in Baunatal eine ganz schwere Nummer wird". Die Hessen waren schlecht gestartet, durften aber rechtzeitig zum Spiel wichtige Akteure aus dem Lazarett zurück auf dem Spielfeld begrüßen. Baunatal war zwar Vorletzter, der Tabellenstand indes würde noch nicht die wahren Kräfteverhältnisse in der Liga wiedergeben. Nun sei man unsanft geweckt worden, sagt Wild, "das ist schade". Mehr nicht. Träumen ist weiter erlaubt, sagt der TuS-Trainer, denn: "Wir können unsere Situation intern schon ganz gut einordnen."

Der Trainer weiß also, dass der Spielplan, die Spielweise in der Ost-Gruppe, der Zusammenhalt und die Euphorie die Mischung sind, die den Bruckern diesen fabulösen Start ermöglicht hat. Es ist ein richtiger Hype entstanden, während der Woche hat der Bayerische Rundfunk zwecks einer Radio-Reportage das Training des TuS besucht, vor einem Jahr wäre wohl kein Sender auf eine derartige Idee gekommen. Es gelte nun, diese Entwicklung fortzuschreiben, sagt der Trainer, Grundvoraussetzung dafür sind die sportlichen Ergebnisse. Am besten schon am kommenden Samstag, dann gastiert der USV Halle in der Wittelsbacher Halle. Die Sachsen sind Tabellenletzter.

© SZ vom 09.10.2015 - Rechte am Artikel können Sie hier erwerben.
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