Golf:Wohlerzogene Schüler

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Zweitligist Eichenried profitiert von seiner Nachwuchsarbeit

Von Fabian Swidrak, Moosinning

Thomas Rosenmüller war gerade rechtzeitig aus den USA zurückgekehrt. Der 19-jährige Ismaninger studiert an der Universität von Nord-Texas und stellt dort im College-Team die Weichen für eine Karriere als Profigolfer. Gerade aber sind Semesterferien. Warum also nicht für den Heimatklub einige Bälle schlagen, dachte sich Rosenmüller, beendete den zweiten Spieltag der zweiten Bundesliga Süd am Sonntag mit sieben Schlägen unter Par und führte den GC München Eichenried damit zum Sieg auf der eigenen Anlage. Mit zehn Punkten liegt der Klub aus dem Münchner Norden nun souverän an der Tabellenspitze.

Seit seinem 16. Lebensjahr ist Rosenmüller die unangefochtene Nummer eins im GC Eichenried. Als Eigengewächs ist er das Aushängeschild des Klubs, Paradebeispiel für die erfolgreiche Jugendarbeit. Mit Florian Moosmeier (-3) und Moritz Lammel (-1) schlossen am Wochenende zwei weitere Spieler des Vereins ihre Runden unter Par ab. Moosmeier, 17, wurde kürzlich bayerischer Jugendmeister in der Altersklasse 18. Lammel, ein Jahr jünger, sicherte sich in seiner Altersklasse Platz zwei - hinter Teamkollege Nicolas Horder, dessen Schwester Chiara wiederum bayerische Meisterin in der Altersklasse 14 wurde. Eichenrieds Head Pro Ken Williams frohlockt: "Wir sind inzwischen einer der besten Talententwickler in Deutschland."

Vor knapp zehn Jahren startete der Klub ein neues Jugendkonzept, auch Williams, ein ehemaliger Lokaltour-Golfer aus England und seit 1992 Trainer in Eichenried, kümmert sich seitdem noch intensiver um den Nachwuchs. "Früher haben wir ein bisschen rumgespielt. Aber dann haben wir beschlossen, dass wir etwas erreichen wollen. Dafür braucht es einen Verrückten wie mich, der sagt: halbschwanger geht nicht", meint Williams, der sich nicht gern in seine Arbeit reinreden lässt. Er ist Coach der Zweitligamannschaft, koordiniert die Nachwuchsarbeit und sichtet selbst die Talente. "Wenn es gut läuft, bin ich schuld. Und wenn es nicht läuft, dann auch. Aber ich will entscheiden", sagt er. Einmal im Monat besucht er das Breitensporttraining, das der Verein für Kinder ab fünf Jahren anbietet. Williams achtet auf Kraft, Schlägerschwung und die Hand-Auge-Koordination. "Du siehst, ob ein Kind Potenzial hat oder nicht. Das ist nie versteckt", sagt Williams, der stolz darauf ist, in Eichenried nur eigene Talente zu entwickeln. "Wir werben niemanden bei anderen Klubs ab."

Im Moment laufe es wirklich sehr gut, sagt Williams, betont aber auch, dass beispielsweise eine bayerische Meisterschaft kein Maßstab sei. "Deswegen bin ich vielleicht stolz, aber nicht beeindruckt." Wer das Zeug zum Profispieler hat, zeige sich erst im Duell mit den besten Talenten aus Europa. So wie bei Rosenmüller, der im vergangen Jahr die German Boys gewann, die internationale deutsche Nachwuchs-Amateurmeisterschaft in St. Leon-Rot.

Weil nur wenigen Spielern der Durchbruch gelingt, sagt Williams: "Ich bin dagegen, alles für Golf aufzugeben." Die Persönlichkeitsentwicklung der Kinder und Jugendlichen steht im Mittelpunkt der Eichenrieder Nachwuchsarbeit. "Mit jedem Spieler setze ich mich einmal im Jahr hin und lege drei Golf-Ziele fest. Aber auch drei für die Schule und drei private Ziele", erzählt Williams, der großen Wert auf das Sozialverhalten seiner Talente legt: "Klar bin ich auch Erziehungshelfer." Die jüngsten Erfolge seiner Spieler bei den bayerischen Meisterschaften und das gute Abschneiden der beiden Zweitliga-Mannschaften - auch die Frauen gewannen am Wochenende auf der eigenen Anlage und liegen im Gesamtklassement auf Rang zwei hinter dem GC München Valley - bestätigen Williams in seiner Arbeit.

Das größtmögliche Kompliment habe er aber schon vor einigen Jahren erhalten, erzählt Williams, daran erinnere er sich noch ganz genau. Dass er stolz sein könne auf seine Jungs, habe er damals nach einem erfolgreichen Juniorenturnier gesagt bekommen. Wegen deren guter Tischmanieren.

© SZ vom 31.05.2016 - Rechte am Artikel können Sie hier erwerben.
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