Fußball-Regionalliga:Görtlers Gruß in die Heimat

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FCB-II-Stürmer glänzt beim 2:1 gegen Bamberg als Vorbereiter

Von Benedikt Warmbrunn, München

Als Lukas Görtler in die dunkle Nacht hinaustrat, blitzte es dreimal. Neben dem Mannschaftsbus des FC Bayern München II warteten ein paar Fans, und sie warteten auf: Lukas Görtler. Görtler lächelte, stellte seine Sporttasche ab, nahm jeden Fan einzeln in den Arm, lächelte weiter, noch ein Foto, bitte schön. Görtler hörte jetzt überhaupt nicht mehr auf zu lächeln, aber warum sollte er auch, es war ja sein Abend.

Am Freitagabend hatte der FC Bayern II zu Hause gegen den FC Eintracht Bamberg 2010 gespielt, gegen den Verein, für den Görtler in der Jugend gespielt hatte, für den er in den beiden vergangenen Jahren in der Regionalliga Bayern gespielt hatte, für den sein älterer Bruder Nicolas weiterhin spielt. Der FC Bayern II gewann 2:1 (1:1), und beide Tore bereitete Lukas Görtler vor.

Nach dem Abpfiff stand Görtler, 20, vor dem Kabineneingang der Mannschaft, er sagte: "Das war schon ein bisschen komisch." Dann lächelte er.

Es waren nicht immer heitere Wochen für Görtler, seit er im Sommer von Bamberg nach München gewechselt ist. In den ersten fünf Spielen setzte ihn Trainer Erik ten Hag jedes Mal ein, im fünften Spiel, beim Derby-Sieg gegen den TSV 1860 II, erstmals über 90 Minuten. Danach gehörte Görtler vier Spiele lang nicht einmal zum Kader. Am zehnten Spieltag, in Seligenporten, stand er wieder in der Startelf, erzielte sein erstes Tor für den FCB II. Und nun also das Spiel gegen seine bisherige Mannschaft. Das Spiel, dessen Verlauf er wesentlich prägte, nicht nur wegen seiner beiden Vorlagen.

In der Woche vor dem Spiel hatte Görtler "ein komisches Gefühl", weil er in all den Videoanalysen seine Freunde sah, mit denen er zwei Jahre lang jeden Tag auf dem Fußballplatz stand. Er kennt jeden Schritt seiner ehemaligen Mitspieler, Trainer ten Hag konnte er daher sogar einen Tipp geben, zum "Außenstürmerbewegungsablauf" (ten Hag). Der Trainer war jedoch auch bemüht, den Anteil seines Stürmers in der Vorbereitung der Partie nicht allzu groß werden lassen; er selbst hatte seine Spieler ja auch gut eingestimmt.

"Er hat einen Riesenschritt gemacht": Bayern-II-Trainer Erik ten Hag ist mit der Entwicklung von Stürmer Lukas Görtler sehr zufrieden. (Foto: Johannes Simon)

Trotz der intensiven Vorbereitung waren die Gäste zu Beginn der Partie besser, "wir haben sehr schlecht angefangen", kritisierte ten Hag. Der Bewegungsablauf seiner Mannschaft war unkoordiniert, von der fehlenden Abstimmung profitierte Bambergs Daniel Schäffler vor seinem Führungstor (13.). Wenig später begannen die Minuten von Lukas Görtler.

Einen abgefälschten Schuss von ihm parierte Bambergs Torwart Mario Aller mit der rechten Hand (22.), ein Dropkick flog direkt auf den Torhüter (24.), ein Schuss ging knapp vorbei (27.), ein weiterer deutlich (28.), noch ein weiterer direkt auf Aller (29.), und dann hatte Lukas Görtler eingesehen, dass er es vielleicht mit Vorlagen versuchen sollte: Nach einer Flanke von Ylli Sallahi ließ er den Ball von seiner Brust abtropfen, direkt auf Gerrit Wegkamp, der souverän traf (32.). Der FC Bayern II dominierte die Partie daraufhin bis zum Abpfiff, auch das zweite Tor bereitete Görtler mit viel Übersicht vor: Nach einem Pass von Patrick Weihrauch legte er den Ball quer zu Bastian Fischer, der nur noch ins leere Tor schießen musste (68.).

"Er macht das sehr gut, ist immer anspielbar, ist dribbelstark", sagte ten Hag über seinen Stürmer. Aber natürlich wollte er ihn wieder nicht allzu sehr loben. "Im Stellungsspiel und beim ersten Kontakt kann er sich noch verbessern, da braucht er ein bisschen mehr Ruhe, ein bisschen mehr Übersicht." Dennoch, die Entwicklung sei "sehr positiv", Görtler habe in den vergangenen Wochen "einen Riesenschritt" gemacht.

Der Stürmer selbst gestand, dass er sich erst an die Intensität in München gewöhnen musste, in Bamberg habe er "zum Spaß" gespielt, gearbeitet hatte er in erster Linie als Informatikkaufmann. Bei der U23 des FC Bayern konzentriert er sich nun ganz auf den Fußball, will probieren, wie weit er es bringen kann. In diesem Jahr etwa wäre eine Platzierung ganz oben in der Regionalliga Bayern nicht verkehrt, inzwischen ist die Mannschaft auf den vierten Tabellenplatz geklettert.

Dass er an sich selbst noch arbeiten muss, weiß Görtler auch, er orientiert sich da an seinem älteren Bruder. Der bewege sich zwar nicht so viel wie er selbst, nutze nicht so gut die freien Räume, Görtler lächelte. "Aber dafür braucht er weniger Chancen."

© SZ vom 15.09.2014 - Rechte am Artikel können Sie hier erwerben.
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