Fußball-Regionalliga:Ein 4:0, das keines war

Lesezeit: 3 min

Trotz einiger Konzentrationslücken baut der TSV 1860 II seine Tabellenführung aus. Beim SV Heimstetten hingegen verschärft sich die Lage trotz guter Ansätze weiter

Von Christoph Leischwitz, Kirchheim

Nach dem Spiel holte Vitomir Moskovic seine Mannschaft noch einmal zusammen. Den Gesichtern der Spieler war abzulesen, dass ihnen jetzt nicht der Sinn nach einer ausführlichen Analyse stand, und der Trainer des Fußball-Regionalligisten SV Heimstetten fasste sich auch kurz. Sinngemäß gab er ihnen mit auf den Weg, dass man sich dieser Lehrstunde stellen müsse, dass man einfach nicht genug investiert habe, um etwas Zählbares mitzunehmen. Alles weitere folge ausführlich am Montag.

Es ging dem Trainer nicht um Inhalte in diesem Moment, sondern um die Außenwirkung. "Wir müssen als eine Mannschaft auftreten", sagte der 47-Jährige. Während des Spiels habe man diesen Eindruck ja nicht so oft haben können.

Seine Mannschaft hatte gerade gegen den Tabellenführer TSV 1860 München II 0:4 (0:1) verloren. Das Ergebnis war durchaus zu erwarten gewesen aufgrund der Leistungen in den vergangenen Wochen, aber Moskovic und Sechzigs Trainer Torsten Fröhling waren sich hernach einig, dass das Ergebnis zu hoch ausgefallen war. Und dass hier eigentlich für Heimstetten sogar ein Punkt möglich gewesen wäre, wenn man sich einfach ein bisschen mehr zugetraut hätte. "Wir haben mehr Torschüsse gehabt als Sechzig", war sich Moskovic etwa sicher. Die Qualität der Torschüsse habe den Unterschied ausgemacht, und das war für ihn Indiz der allgemeinen Einstellung. "Einige haben die richtige Körpersprache gehabt, einige nicht. Sie haben nicht diese positive Aggressivität ausgestrahlt", befand er. Und deutete an, aus diesem Grund eigentlich auch schon die Startelf geändert zu haben, in der diesmal zum Beispiel Mittelfeldspieler Maximilian Hintermaier stand.

"Genau so, wie man es sehen will": Korbinian Vollmann steuerte zwei Treffer zum Sieg der Sechziger bei, einen bereitete er vor. (Foto: Johannes Simon)

Sechzigs Trainer Fröhling sagte, er sei die erste Viertelstunde zufrieden gewesen, danach überhaupt nicht mehr: "Wir wollen selbstbewusste, mutige Spieler, aber keine überheblichen Spieler." Das 1:0 durch Korbinian Vollmann in der 21. Minute sei schön herausgespielt gewesen, "genau so, wie man es sehen will", so Fröhling. Doch danach hätten seine Spieler zahlreiche Fehlpässe fabriziert und den Gegner stark gemacht. Fröhling hatte kurz nach der Pause tatsächlich besorgt ausgesehen, obwohl wenige Meter weiter die Sechzig-Fans schon eine gut gelaunte Polonaise durch den Gästekäfig abhielten.

Seine Sorgen waren unnötig. Heimstetten kam in der ersten Halbzeit kein einziges Mal gefährlich vor das Tor der Sechziger, und das blieb noch eine ganze Weile so. In der 62. Minute erzielte Richard Neudecker durch einen abgefälschten Schuss das 2:0 für die Gäste, Vollmann hatte aufgelegt. Erst in der 72. Minute hätte das Spiel spannender werden können, als Sammy Ammari nach einem Abwehrfehler alleine vor Sechzigs Keeper Michael Netolitzky stand, doch ihm versprang der Ball. Fünf Minuten später traf der eingewechselte Fejsal Mulic zum 3:0 für Sechzig (77.).

Zwischenbilanz: Drei Niederlagen, ein Unentschieden - "das ist zu wenig für mich", sagt Heimstettens neuer Trainer Vitomir Moskovic. (Foto: Johannes Simon)

Erst danach erarbeitete sich Heimstetten gute Chancen, dann aber so viele, dass es innerhalb weniger Minuten 3:3 hätten stehen können: Zunächst verpasste Sebastiano Nappo mit einem Schlenzer knapp das Tor (78.), der eingewechselte Marco Bläser scheiterte an der Schulter von Keeper Netolitzky (81.), Nils Ehret und Danijel Majdancevic vergaben nach Standards (82.). Fröhling durfte dann noch das 4:0 durch Vollmann nach einem Konter beklatschen. Aber: "Es lesen jetzt alle 4:0. Aber es war kein 4:0-Spiel", sagte er. Und er erzählte, dass er die Spieler vor dieser Partie in die Pflicht genommen hatte: "Ich habe ihnen gesagt: Verbaut euch nichts, Würzburg spielt heute gegen Ingolstadt II" - und das Spiel des Tabellenzweiten gegen den Dritten endete wunschgemäß unentschieden 1:1. "Der Sieg ist okay, alles super, aber wir haben nicht konsequent durchgespielt."

Moskovic hat ganz andere Sorgen. Drei Niederlagen, ein Unentschieden, ein Punkt - seine bisherige Regionalliga-Bilanz: "Das ist zu wenig für mich." Moskovic sieht Fortschritte, doch diese sind recht diffus. "Wir sind dran", sagt er über die eine oder andere Spielsituation, man hätte die jungen Sechziger richtig fordern können, fand er. Doch am nächsten war die Mannschaft "dran", als sie schon 0:3 zurücklag.

Nach dem Spiel, auf dem Parkplatz: Links steigen Marco Bläser und Sammy Ammari wortlos in ihre Autos, rechts die Sechzig-Spieler in den Mannschaftsbus. "Wir fahren jetzt auf eine Geburtstagsfeier", verrät Fröhling. Angelo Mayer aus der U19 war diese Woche 18 geworden, aber er habe keine Ahnung, dass jetzt gleich das gesamte Team zu ihm nach Hause komme. "Die haben vier Wochen alle dicht gehalten", sagt Fröhling und schmunzelt. Meistens tun seine jungen Spieler ja doch genau das, was er will: Zum Beispiel als Mannschaft geschlossen bei einer Party auftreten.

© SZ vom 15.09.2014 - Rechte am Artikel können Sie hier erwerben.
Zur SZ-Startseite

Lesen Sie mehr zum Thema

Jetzt entdecken

Gutscheine: