Fußball 3. Liga:Grün wie die Hoffnung

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Auch beim 1:2 gegen die Stuttgarter Kickers scheitert die SpVgg Unterhaching an ihrer eigenen Unerfahrenheit

Von Stefan Galler, Unterhaching

Der Spruch auf dem Transparent am Zaun der Südtribüne des Sportparks war zwar sprachlich etwas unrund formuliert, aber eine gewisse Originalität konnte man den Schöpfern nicht absprechen: "Kämpfen und Ziege" war da zu lesen. Und irgendwie passte die Aussage zum Auftritt des SpVgg-Trainers in der Pressekonferenz nach der 1:2-Niederlage seiner Elf gegen die Stuttgarter Kickers. Denn Christian Ziege, dem zu seiner aktiven Zeit manchmal eine gewisse Lässigkeit unterstellt wurde, gab sich kämpferisch. Er warf sich für seine junge Truppe in die Bresche, attestierte ihr, es in der ersten Halbzeit "richtig gut" gemacht zu haben und stellte fest, dass es nach der frühen Führung "absolut doof gelaufen" sei. Und dann habe er "eine bittere Erkenntnis" gewonnen: "Stuttgart nutzt seine Chance zum Siegtor, wir nicht. Das ist eine Frage von Cleverness, Erfahrung und Stabilität."

In der Tat kamen die Unterhachinger nach zuletzt vier sieglosen Spielen zu Beginn richtig gut in Tritt - und legten schon in der vierten Minute vor, als Sascha Herröder einen langen Ball schlug, der Abwehrversuch der Kickers vor den Füßen von Pascal Köpke landete und der Angreifer mit einem herrlichen Heber über den ehemaligen SpVgg-Torwart Korbinian Müller hinweg das 1:0 erzielte. "Danach hätten wir unbedingt versuchen müssen, länger in Führung zu bleiben", sagte der Torschütze nach dem Spiel. Doch genau das misslang ziemlich gründlich. Nur drei Minuten später war der Vorteil schon wieder weg, als Kickers-Angreifer Fabian Baumgärtl nach einem missratenen Befreiungsschlag von Benjamin Schwarz aus 20 Metern von links abzog und Neuseelands neuer Nationalkeeper Stefan Marinovic bei seiner Handabwehr keine gute Figur abgab - er lenkte die Kugel ins eigene Netz ab, 1:1, und zeigte sich später selbstkritisch: "Als Mannschaft waren wir richtig gut, aber durch zwei Einzelfehler sind wir in knifflige Situationen gekommen. Die hat Stuttgart eiskalt ausgenutzt, und wir stehen wieder mit leeren Händen da."

Trost vom Co-Trainer: Francisco Copado (li.) tätschelt Damian Gaska. Der 18-jährige Pole hatte das 2:1 für die SpVgg auf dem Fuß - und vergab. (Foto: J. Simon/Getty)

Dabei hätte es durchaus anders ausgehen können, wäre Damian Gaska, 18, in der 24. Minute cooler geblieben: Nach einem kapitalen Bock von Kickers-Torwart Müller scheiterte der blutjunge Pole zunächst an ihm und im zweiten Versuch an Verteidiger Hendrik Starostzik, der auf der Torlinie klären konnte. "Das war eine unglaubliche Doppelchance", sagte Ziege. Gaska fehlten in dieser Szene die von ihm vermisste Cleverness und Erfahrung. Und nach der Pause mangelte es allgemein an Stabilität. Nach einer Stunde übernahmen die ambitionierten Kickers die Initiative. Haching reagierte nur noch - und musste alles mobilisieren, um den Rückstand zu verhindern. Einmal blockte Markus Schwabl einen Schuss von Besar Halimi spektakulär (59.), dann warf sich Josef Welzmüller Randy Edwini entgegen (65.). Edwini traf das Außennetz (68.), er scheiterte an Marinovic (71.). Nach einem schlimmen Patzer von Schwabl bügelte Schwarz im letzten Moment aus (73.), Sandrino Braun zielte drüber (75.), Daniel Engelbrecht köpfelte knapp vorbei (79.), einen weiteren Kopfball von Marco Calamita parierte Marinovic prächtig (81.). Dann waren Hachings Glück und Geschick aufgebraucht: Nach einer Flanke von Baumgärtl aus dem rechten Halbfeld traf Marc Stein mit einer Kopfball-Bogenlampe (82.) - die Entscheidung.

Das Resultat ging in Ordnung, weil die Gastgeber außer einem missglückten Kopfball von Mario Erb (62.) und einem verzweifelten Solo von Lucas Hufnagel kurz vor Schluss, als er an Torwart Müller hängen blieb (83.), in Durchgang zwei offensiv nicht in Erscheinung traten. Und so trennt den Vorortklub nur noch die Winzigkeit von zwei Zählern von den Abstiegsplätzen der dritten Liga.

In der Länderspielpause wolle man sich neu sortieren, sagte Ziege: "Ich hoffe, wir werden am Ende belohnt und stehen dann über dem Strich."

© SZ vom 23.03.2015 - Rechte am Artikel können Sie hier erwerben.
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