Fußball 3. Liga:Gelbe Gefahr

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Nach frühem Rückstand fügt sich die SpVgg Unterhaching gegen Spitzenreiter Arminia Bielefeld zeitig in ihr Schicksal. Merkwürdig an der 0:4-Niederlage ist nur, dass nach der einseitigen Partie gleich drei Spieler gesperrt sind

Von Christoph Leischwitz, München

Man habe die Partie am Samstag als "Bonusspiel" betrachtet, erklärte Mario Erb. Das heißt: Sie hatten sie nicht unbedingt abgeschenkt. Aber es war nicht nur dem Kapitän der SpVgg Unterhaching klar, dass sie nicht auf eine Punkteprämie zu hoffen brauchten. Vielmehr galt Arminia Bielefeld schon vor der Abfahrt aus dem Hachinger Sportpark als Gegner außer Reichweite. Der Tabellenführer der dritten Liga ließ daran auch keine Zweifel und schickte die SpVgg mit einer 0:4 (0:3)-Niederlage nach Hause. Erbs Kommentar: "Man hat einen Unterschied gesehen zwischen Bielefeld und uns."

Unterhaching sind in dieser Saison schon einige Überraschungen gelungen. So gewann die SpVgg am vergangenen Dienstag etwa ihr Nachholspiel bei der SG Sonnenhof Großaspach 4:1 - erstaunlich hoch gewonnen, nachdem sie sich wenige Tage zuvor gegen Chemnitz keine einzige Torchance erspielt hatte. Doch mittlerweile zeigt auch der Blick auf die Tabelle recht deutlich, wo Unterhachings Grenze liegt, wenn auch nur indirekt: Gegen jene drei Mannschaften, die aktuell auf den Abstiegsplätzen stehen, hat Haching 15 von 15 möglichen Punkten geholt (allein das Rückspiel gegen Mainz steht noch aus) - und damit die Hälfte seiner 30 Zähler. Mit anderen Worten: Für den Klassenerhalt müsste die Mannschaft von Christian Ziege eigentlich gut genug sein.

In Bielefeld zeigte sich allerdings, dass sie bisweilen auch überfordert ist. Das 1:0 fiel bereits in der sechsten Minute, Fabian Klos hatte sich bei einem Freistoß aus dem Halbfeld von seinem Gegenspieler Markus Schwabl gelöst und war freistehend zum Kopfball gekommen. Acht Minuten später konnte Erb den quirligen Angreifer Dennis Mast nur mit einem Foul im Strafraum stoppen, David Ulm verwandelte den Strafstoß sicher. "Wir haben die Anfangsphase verschlafen", gab Erb zu. Unterhaching hatte erst kurz vor der Pause seine erste Torchance, Dominik Widemann schoss nach einem schönen Steilpass von Danilo Dittrich den Ball aus spitzem Winkel knapp am Pfosten vorbei (38.).

Mario Erb foult Bielefelds Dennis Mast im Strafraum und plädiert vergebens auf unschuldig. Bielefeld schießt das 2:0, Erb sieht seine 5. gelbe Karte. (Foto: Christian Weische)

Drei Minuten später war die Partie so gut wie entschieden: Sebastian Schuppan überwand Hachings Keeper Stefan Marinovic mit einem Halbvolley (42.). Die Gäste brachten es kurz vor Schluss zumindest noch auf einen Pfostenschuss durch den eingewechselten Lucas Hufnagel (81.). Bielefeld begnügte sich mit dem 4:0 durch Koen van der Biezen (86.) - was auch daran lag, dass Ulm und Klos schon bald den Platz verließen und sich wie der Rest der Mannschaft für das Pokal-Achtelfinale am Mittwoch gegen Werder Bremen schonten.

Hachings Trainer Christian Ziege hörte sich nach dem Spiel trotz der deutlichen Niederlage recht gelassen an. "Arminia Bielefeld ist auch nicht die Mannschaft, mit der wir uns messen können", sagte er, sein Team sei "in puncto Zweikampf, Robustheit und Cleverness" unterlegen gewesen.

An der fehlenden Cleverness hätte man vielleicht noch am ehesten arbeiten können. Denn es erscheint auf den ersten Blick seltsam, warum nach einer Partie, die so früh entschieden ist, gleich drei Spieler gelbgesperrt sind. Am unwichtigsten war da noch das Foul von Stürmer Dominik Widemann nahe der eigenen Grundlinie, der Stürmer bekam dafür nämlich zum ersten Mal die gelbe Karte vorgehalten. Doch Kapitän Erb musste beim Foul, das zum Elfmeter führte, seine fünfte gelbe Karte der Saison hinnehmen. Yannic Thiel beging tief in der zweiten Halbzeit ein taktisches Foul, Danilo Dittrich kam in der 77. Minute bei einem Zweikampf zu spät. Alle drei fehlen nun am kommenden Samstag im Heimspiel gegen Fortuna Köln, eine Mannschaft, die nur sechs Punkte vor den Hachingern steht.

Es könnte aber auch sein, dass sich der Dreifach-Ausfall im Nachhinein noch als besonders clever herausstellt. Denn drei Tage nach dem Spiel gegen Köln steht die Partie gegen Mainz II an, mit einem Sieg gegen die Rheinland-Pfälzer wäre die Ausbeute gegen die direkten Abstiegskandidaten perfekt. Auch Mario Erb sagt: "Die wirklich wichtigen Spiele sind die gegen Mannschaften, die hinter uns stehen." Im Moment gibt es im Unterhachinger Kader nur noch einen Stammspieler mit vier gelben Karten: Alon Abelski. Der Mittelfeld-Regisseur trägt diese Bürde schon seit zwölf Partien mit sich herum. Vermutlich wird er gegen Fortuna Köln besonders aufpassen, dass ihm kein Malheur passiert.

© SZ vom 02.03.2015 - Rechte am Artikel können Sie hier erwerben.
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