SC Fürstenfeldbruck:"Herzlich willkommen im Abstiegskampf"

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Der SC Fürstenfeldbruck verliert gegen den SV Planegg-Krailling auch das dritte Spiel nach der Winterpause. Die Mannschaft von Tarik Sarisakal kommt dem Tabellenkeller immer näher.

Von Fabian Swidrak, Fürstenfeldbruck

Früher war alles besser. Früher, da hätte Tamás Madar den Ball einfach gestoppt, sich eine Ecke ausgesucht und eingeschoben. Damals, zu seinen besten Zeiten, als er mit dem Debreceni VSC noch in der ersten ungarischen Liga um Titel spielte und gegen den VfL Wolfsburg sogar zu einem Kurzeinsatz in der ersten Hauptrunde des Uefa-Cups kam. Lange ist das her, rund 15 Jahre. Heute trägt der inzwischen 36-jährige Mittelfeldspieler das Trikot des SC Fürstenfeldbruck und lässt seine Karriere als aktiver Fußballer in der Landesliga ausklingen - mit mäßigem Erfolg.

Völlig allein stand er da, zehn Meter vor dem gegnerischen Tor, kein Verteidiger weit und breit. Er hätte alle Zeit der Welt gehabt, den Ball zu stoppen, sich eine Ecke auszusuchen und einzuschieben. Stattdessen aber hielt er einfach den Fuß in die flache Hereingabe von der linken Seite, der Ball segelte über die Latte hinweg ins Aus. Entsetzt schlug Madar die Hände vors Gesicht und sank zu Boden, als Sekunden später der Schlusspfiff ertönte. Es war die letzte Chance der Fürstenfeldbrucker gewesen, doch noch zum Ausgleich zu kommen. 1:2 (1:1) verlor der SCF sein Heimspiel in der Landesliga Südwest gegen den SV Planegg-Krailling. Nach der dritten Niederlage im dritten Spiel seit der Winterpause ist Fürstenfeldbruck endgültig angekommen im Tabellenkeller.

"Herzlich willkommen im Abstiegskampf", brachte Trainer Tarik Sarisakal die aktuelle Lage seiner Mannschaft auf den Punkt. Noch hat der SCF zwar sechs Punkte Vorsprung auf den ersten Relegationsplatz, die dort platzierte SpVgg Kaufbeuren hat bis dato allerdings auch zwei Spiele weniger absolviert. "Die Leistung stimmt weitgehend. Wir haben eine Ergebniskrise", findet Sarisakal und rätselt selbst über deren Gründe. "Kämpferisch kann ich meiner Mannschaft keinen Vorwurf machen."

Einzig die Chancenverwertung habe nicht gepasst. Immer wieder scheiterten die Fürstenfeldbrucker an Planeggs Torhüter Alen Karamanovic, der erst zwei Minuten vor Spielbeginn von seinem Einsatz erfahren hatte. "Kompliment, er hat ein wirkliches tolles Spiel gemacht", lobte Trainer Martin Buch seinen Schlussmann. Stammkeeper Daniel Sturm hatte sich vor der Begegnung nur unter Schmerzen warmmachen können.

Es war eine Partie, die den Erwartungen an ein Derby im Abstiegskampf der Landesliga gerecht wurde. Viele lange Bälle, zahlreiche Fouls, zehn gelbe Karten. Schiedsrichter Maximilian Riedel hatte alle Hände voll zu tun. Schon nach sieben Minuten entschied er auf Elfmeter für Planegg, nachdem Thomas Meyer unfair am Torschuss gehindert worden war. Florian Boehm besorgte vom Punkt die frühe Führung für die Gäste. Aus dem Spiel heraus kam über weite Strecken nur Fürstenfeldbruck zu Chancen. Mehr als der Anschlusstreffer durch einen satten Linksschuss in die lange Ecke von Uli Fries (15.) gelang den Gastgebern aber nicht.

Der Kampf um den Klassenerhalt hinterlässt Spuren: SCF-Trainer Tarik Sarisakal (in der Hocke) und Wechselspieler. (Foto: Günther Reger)

Dem SCF fehlt aktuell ein Torjäger. In den beiden ersten Spielen nach der Winterpause stand vorne die Null. Im Hinspiel, das Fürstenfeldbruck in Planegg mit 6:2 gewann, erzielte Karol Kopec noch einen Hattrick. Am Wochenende aber saß der Stürmer, der wegen eines Abstechers in die polnische Heimat zuletzt nicht wie von Sarisakal gewünscht trainieren konnte, bis zur 70. Minute auf der Bank. Und auch nach seiner Einwechslung fiel der 25-Jährige nur einmal auf, als er bei einer Frust-Grätsche von hinten Glück hatte, die Beine seines Gegenspielers knapp verfehlt zu haben.

Den entscheidenden Treffer der Partie erzielte schließlich Thomas Meyer mit einem Kopfball (81.). Mehrfach hätte Planegg im Anschluss sogar ein weiteres Tor nachlegen können. Die beste Gelegenheit vergab der eingewechselte Markus Steber nach einem verunglückten Rückpass von Fries auf SCF-Torhüter Felix Thiel. "Da müssen wir die Konter besser ausspielen. Dennoch ist das ein Sieg, der uns viel Selbstvertrauen geben wird", ist sich Trainer Buch sicher. "Wir waren souverän in der Defensive und schnell im Umschaltspiel." Um den Klassenerhalt wird seine Mannschaft trotzdem bis zum letzten Spieltag zittern müssen.

Auch der SCF muss aufpassen, dass die Zeiten in der Bayernliga, an die sie sich in Fürstenfeldbruck nur allzu gerne zurück erinnern, nicht bald endgültig in Vergessenheit geraten. Ob sich der Verein von einem Abstieg in die Bezirksliga erholen würde, ist fraglich. Der Vertrag mit dem Hauptsponsor des Klubs, einem großen Elektronikmarkt, läuft zum Saisonende aus und wird nicht verlängert. Die Suche nach neuen Geldgebern gestaltet sich schwierig.

Seine besten Zeiten hat der SC Fürstenfeldbruck wohl hinter sich. Früher war alles besser.

© SZ vom 23.03.2015 - Rechte am Artikel können Sie hier erwerben.
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