Fußball-Landesliga:Wie ein echter Favorit

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Einer für gehobene Ansprüche: Heimkehrer Mijo Stijepic (re.) will Ismaning wieder nach oben bringen. (Foto: Claus Schunk)

Freising erspielt sich Chancen, aber Ismaning erzielt drei Tore

Von Maximilian Ferstl, Ismaning

Es ist eine dieser Weisheiten, die Fußballtrainer gerne wie Naturgesetzte vortragen. Sie lautet: Wer die Chancen vorne nicht nutzt, wird hinten bestraft. Andreas Schwarz, Co-Trainer des Landesligisten SE Freising, der zurzeit Michael Schütz vertritt, variierte diese Aussage nach Spielschluss ein wenig. Aber natürlich meinte er dasselbe: "Du spielst und spielst und spielst und machst kein Tor", kommentierte er die 0:3-Niederlage gegen den FC Ismaning. "Das schießt dann der Gegner."

Wie das geht, zeigte Ismaning bereits nach drei Minuten: Alexander Auerweck passte auf Manuel Ring, der den Ball an Torwart Jan Kapitz vorbei ins Tor schob. Trotz dieses Schocks begann nun die Zeit der Gäste. Der Ball lief schnell durch die Freisinger Reihen, kam mal ein Blauer an die Kugel, verlor er sie schnell wieder an einen Gelben. Gepflegtes Freisinger Kurzpassspiel gegen nervöses Ismaninger Verteidigen. Doch es war eben auch die Zeit, in der Freising vor dem Tor scheiterte. Mal lag es am Unvermögen, wie im Fall Mesut Topraks, der freistehend aus elf Metern über das Tor schoss. Mal stand Ismanings Torhüter Emilio Pingitore im Weg, etwa beim Versuch von Andreas Hohlenburger (12.). Mal fehlte schlicht Glück, als Pingitore nach 15 Minuten geschlagen war, aber ein Verteidiger auf der Linie stand.

In der 27. Minute folgte die unausweichliche Strafe für vergebene Chancen: Zunächst verwandelte Ismanings Kapitän Maximilian Siebald einen Abpraller aus 20 Metern, nachdem zuvor Freisings Torwart Jan Kapitz zweimal stark gerettet hatte, und ein paar Minuten später traf Tobias Grill aus spitzem Winkel zum 3:0. Ismanings Trainer Xhevat Muriqi sprach nach dem Spiel von "Toren zum richtigen Zeitpunkt".

Es war nicht so, dass Freising von da an nichts mehr probierte. Allen voran Stürmer Andreas Hohlenburger lief vielen Bällen hinterher, bot sich an, schoss aus der Ferne. Doch die Gefahr, die Freising in der Anfangsphase ausgestrahlt hatte, war verflogen. Nun waren es die Ismaninger, die sich den Ball im Mittelfeld zuspielten und Torchancen versiebten. Allein Auerweck scheiterte mehrmals frei vor dem Freisinger Tor. Es war bezeichnend, dass beide Trainer hinterher über die Effektivität der eigenen Mannschaft sprachen. Der Tenor: "Das muss noch deutlich besser werden."

Das Spiel Ismaning gegen Freising erzählt allerdings noch eine andere Geschichte als jene über genutzte und verpasste Möglichkeiten. Es sieht nämlich so aus, als wäre der FC Ismaning dabei, eine Kehrtwende zu schaffen. In den vergangenen Jahren war der Verein bekanntlich aus der Regional- in die Landesliga abgestürzt. Die vergangene Saison endete dort im Niemandsland, auf Rang neun. Doch es hat sich einiges getan: Viele Spieler sind im Sommer gegangen, etwas weniger gekommen. Aber die, die kamen, tragen verheißungsvolle Namen: Bastian Fischer von den Bayern-Amateuren zum Beispiel, oder Mijo Stijepic, der Rückkehrer aus Buchbach. Er war einer derjenigen, die sich unter dem damaligen Trainer Roman Grill vom Verein abwandten, was dessen Niedergang einleitete. "Den wollte ich unbedingt haben", sagte Muriqi. "Stijepic verliert keinen Ball." Er sei einer, "der den Unterschied macht". Wer den Stürmer mit der Nummer neun sah, wie er gegen Freising den Ball aus der Luft annahm, ihn sanft über den Rasen bewegte, stets im richtigen Moment abspielte, der fühlte sich an bessere Zeiten erinnert. "Wir haben sehr, sehr gute Einzelspieler", sagte Ismanings Trainer, stellte aber klar: "Das allein bringt keinen Erfolg." Die Mannschaft müsse funktionieren, "das tut sie bisher. Aber es ist viel zu früh, um über Ambitionen zu reden".

Anders äußerte sich der Trainer der Gäste. "Eine große Qualität" stecke in der Ismaninger Mannschaft, sagte Schwarz. "Sie wird eine entscheidende Rolle im Aufstiegsrennen spielen." In Ismaning übt man sich lieber in Zurückhaltung. Auch Ismanings Trainer Muriqi griff mit einem verschmitzten Lächeln auf einen beliebten Stehsatz zurück: "Wir schauen von Spiel zu Spiel."

© SZ vom 03.08.2015 - Rechte am Artikel können Sie hier erwerben.
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