Fußball-Landesliga:Feicht flucht

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Viel Redebedarf: SCO-Trainer Christian Feicht (l.) hadert trotz des Treffers mit Mehmet Ayvaz' Leistung. (Foto: Reger)

Oberweikertshofen vergibt beim 1:2 gegen Aindling zu viele Chancen

Von Karl-Wilhelm GöTTE, Oberweikertshofen

Christian Feicht hat Temperament, das ist bekannt. Doch diesmal war der Trainer des SC Oberweikertshofen nach dem Schlusspfiff wirklich außer Rand und Band. Wütend stapfte er nach der 1:2-Niederlage im Landesligaduell gegen den TSV Aindling erst einmal allein in die Kabine. "So blind kann man gar nicht sein", schimpfte er noch auf den Weg dorthin. Seine Spieler blieben auf dem Feld zurück und blickten ins Leere. Dann war Feicht plötzlich wieder da. "Normal gibt es nichts zu sagen", meinte er immer noch empört, begann dann aber doch wieder auf seine Akteure zu schimpfen: "So blind, so dumm - ich fühle mich wie in einem falschen Film."

Feichts Ärger war berechtigt. Hatte doch der SCO das Spiel nach einer 1:0-Führung noch aus der Hand gegeben. Die Führung fiel kurz vor der Pause. Peter Herger hatte mit einem gekonnten Pass Mehmet Ayvaz freigespielt, der allein vor dem Aindlinger Keeper Florian Peischl überlegt einschoss. Nach dem Seitenwechsel war deutlich zu spüren, dass die Gäste aus Schwaben mehr wollten. Alexander Greif musste für seinen geschlagenen Torwart Stefan Brunner auf der Torlinie retten (54.). Kurz darauf konterte Oberweikertshofen zweimal über Spielmacher Uli Fries, doch seine Flanken konnten die Angreifer Fabian Friedl und Ayvaz freistehend nicht im Tor unterbringen. Zwei weitere Male stand ihnen der ausgezeichnete Aindlinger Torwart Peischl im Wege.

"Es müsste 3:0 stehen, habt ihr das alle notiert?", herrschte Feicht danach die Reporter an, als er immer ungehaltener an der Außenlinie entlangtigerte. Doch statt 3:0 stand es wenig später 1:1 und der SCO-Coach bekam seinen ersten Wutanfall. Der 52-jährige gebürtige Weßlinger muss sich offenbar erst wieder in die Trainerrolle, die auch das Scheitern stets bereithält, einfinden. Zwölf Jahre hatte der ehemalige Starnberger Bayernligaspieler, der viele Jahre als Spielertrainer des TSV Gilching tätig gewesen war, pausiert. Sein Sohn Patrick hatte schon zuvor beim SCO angeheuert; der Vater wurde in dieser Saison Assistent von Spielertrainer Sebastian Schuff. Doch Schuff musste bereits nach dem vierten Spieltag und nur drei erzielten Punkten wegen Erfolglosigkeit gehen. "Ich musste handeln, sonst hätte ich mich ständig geärgert", sagt Manager Ulrich Bergmann. Schuff sei vielleicht zu weich gewesen, "zu sehr Kumpel und als Spieler nicht mehr dominant", so Bergmann, der Feicht dann zum Chef auf der Trainerbank machte. "Das hat Wirkung gezeigt", bilanzierte der Manager zufrieden, denn mit Feicht folgten zwei Auswärtssiege. Kurz vor der Wechselfrist hatte Bergmann zudem noch drei Spieler verpflichtet, darunter Stürmer Fabian Friedl vom Bayernligisten FC Pipinsried, der nach einem Flankenlauf mit Vorlage von Alexander Greif das mögliche 2:1 (84.) für den SCO ziemlich kläglich verpasste und insgesamt blass blieb. "Was ist los mit euch?", rief Feicht daraufhin seinen Akteuren zu. Er ahnte wohl, was nach den vergebenen Torchancen kommen würde. Denn das 2:1 erzielte Aindlings Simon Knauer drei Minuten vor Schluss mit einem Flachschuss aus 16 Metern.

Die bittere Pleite gegen den Tabellendritten war einerseits ein Rückschlag für den SCO, der im unteren Tabellenmittelfeld dümpelt. Aber es gab auch Lichtblicke: Peter Herger zum Beispiel, der mit Sololäufen beeindruckte, genauso wie Fries, der gute Offensivaktionen hatte, aber in der Schlussphase abbaute. "Herger war überragend, Fries schwach", urteilte Feicht. Ab und an zeigte die Mannschaft, dirigiert von Fries, zu was sie in der Lage ist mit ihrem schnellen Umschaltspiel - wenn die Angreifer ihre Chancen auch zu Toren verwerten. Doch daran haperte es noch zu sehr. "Wir müssen uns an die eigene Nase fassen, auch ich habe Torchancen ausgelassen", sagte Fries selbstkritisch. Gerade Fries ist ein wichtiger Spieler beim SCO - doch womöglich muss ihn der Klub bald ersetzen: Wegen des Besuchs einer Meisterschule wird Fries seiner Mannschaft möglicherweise nur noch sporadisch zur Verfügung stehen.

© SZ vom 05.09.2016 - Rechte am Artikel können Sie hier erwerben.
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