Fußball-Landesliga:Auf der Suche nach Fröhlichkeit

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Hohe Ambitionen kennt Rainer Elfinger auch vom Bezirksligisten FC Erding. Dort geriet der Aufschwung zuletzt ins Stocken. Türkgücü muss er nun erst einmal aus der Krise holen. (Foto: Lukas Barth)

Rainer Elfinger wechselt von einem Sorgenklub zum anderen. Bei Türkgücü muss der Trainer hohe Erwartungen erfüllen

Von Christoph Leischwitz, München

Zu Beginn werde noch einiges "eckig" sein, glaubt Rainer Elfinger, doch er ist zuversichtlich, dass es schon bald eine runde Sache wird. Am vergangenen Samstag stand der Trainer noch beim Bezirksligisten FC Erding an der Seitenlinie, am Sonntag sah er sich ein Spiel seines neuen Vereins, des Landesligisten SV Türkgücü-Ataspor an (0:2 gegen den ASV Dachau), und am Montag leitete er dort das erste Training. So ein Wechsel mitten in der Saison bringt es eben mit sich, dass Abschied vom alten und Begrüßung des neuen Teams sehr nahe zusammenliegen.

Elfinger macht auch nicht den Eindruck, als wolle er viel Zeit verlieren. "Wir wollen gleich richtig loslegen, auch taktisch. Ich werde gleich versuchen, mein Konzept durchzudrücken", sagt Elfinger. Eile ist geboten, Türkgücü steht derzeit auf einem Abstiegsrelegationsplatz. Wenige Wochen vor seinem 50. Geburtstag geht Elfinger, der zuletzt in eine recht tiefe Spielklasse abgetaucht war, noch einmal ein echtes Wagnis ein. Und ja, ihm sei bewusst, dass er da seinen "Kopf hinhalte".

So überraschend der Wechsel kam, so gut passen die Protagonisten eigentlich auch zusammen: hier die schillernde Trainer-Figur mit A-Lizenz, dort der Verein, der wieder zur drittstärksten Fußballkraft Münchens aufsteigen will und sich das nach eigenem Bekunden auch leisten kann; der Traum ist die dritte Liga. Doch der zum Sommer immens verstärkte Kader blieb unter Trainer Vitomir Moskovic erfolglos. Elfingers höherklassige Erfahrung ist nun im Abstiegskampf gefragt. Zwei Spielzeiten hatte er den SV Heimstetten als Außenseiter in der Regionalliga gehalten. Ein Treppenwitz übrigens, dass er das Team nun ausgerechnet von Moskovic übernimmt, der 2014 Elfinger in Heimstetten beerbte. "Eigentlich hatten wir geplant, dass ich bis Winter das Training leite", sagt Türkgücüs Manager Kadir Alkan. Jetzt sei er froh, dass er wieder abgelöst werde und sich auf Manager-Aufgaben konzentrieren könne. In den fünf Spielen unter seiner Leitung brachte es das Team lediglich auf drei Remis. Vorerst gehe es nun nicht mehr um Aufstiegsambitionen, vielmehr seien Elfingers psychologische Fähigkeiten gefragt, um die Mannschaft zu einem Erfolgserlebnis zu führen.

In den 1990er Jahren war Elfinger Jugendtrainer beim TSV 1860 München, der 13 Jahre jüngere Alkan kickte seinerzeit unter ihm in der C-Jugend. Der Kontakt brach nie ab. Und plötzlich ging alles ganz schnell, auch weil Elfinger in Erding ohnehin auf dem Absprung war. Dem Vernehmen war dort schon früh in der Saison ein finanzieller Engpass absehbar gewesen, weshalb ihm der Vorstand offenbar in einem Gespräch bedeutete, dass er ihm bei einem Vereinswechsel keine Steine in den Weg legen würde. Und auch sportlich lief es nicht mehr rund. Eigentlich wechselt Elfinger gerade von einem Sorgenteam zum nächsten, vor allem was die Offensive angeht: Erding hat in zwölf Spielen 15 Tore erzielt, Türkgücü in ebenso vielen 14. Am vergangenen Samstag hätte er zum Abschied gerne noch einmal mit Erding gewonnen, stattdessen gab es ein 0:2 gegen Rohrbach, die der Trainer "unglücklich" nannte. In Erding wird übrigens der 30-jährige Abwehrspieler Fabian Aupperle nun als Spielertrainer fungieren, zumindest vorübergehend.

Manager Alkan sagt, die Mannschaft habe den Ball zuletzt "am liebsten ins Tor tragen" wollen. Sein neues Team müsse sich das Glück erzwingen, sagt Elfinger. Die Aufgabe reizt ihn auch deshalb so sehr, weil die individuelle Qualität im Kader ja vorhanden sei. "Ich bin mutig, und die Spieler brauchen Mut und Zusprache", sagt er. Einerseits will er Türkgücü so schnell wie möglich seine Spielidee vermitteln, die etwas offensiver ausgerichtet sein dürfte als die seines Vorgängers Moskovic. Andererseits gehe es in einem südländisch geprägten Fußballverein auch um "das Fröhliche", um eine positive Grundstimmung.

Ziele, wo er in der Winterpause mit dem Team stehen wolle, will Elfinger nicht formulieren. Doch es ist völlig klar: Je früher das erhoffte Erfolgserlebnis kommt - am besten schon am Samstag im Derby beim FC Deisenhofen -, umso schneller klappt das mit der Fröhlichkeit. Und mit den ambitionierten Zielen, die den Verein und den Trainer miteinander verbinden.

© SZ vom 07.10.2016 - Rechte am Artikel können Sie hier erwerben.
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