Fußball, dritte Liga:Der Chef ist sauer

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SpVgg Unterhaching holt gegen Fortuna Köln trotz 63 Minuten Überzahl nur ein 1:1. Torschütze Alon Abelski trauert zwei verlorenen Punkten nach, bekommt seine fünfte gelbe Karte und fehlt nun im so wichtigen Duell gegen Mainz

Von Christoph Leischwitz, Unterhaching

Alon Abelski ist ein interessanter Gesprächspartner. Der Mittelfeldspieler der SpVgg Unterhaching entschwindet nach Spielen oft wortlos, dafür sprintend in die Kabine. Doch wenn man ihn einmal erwischt, dann bekommt man eine adrenalinhaltige Spielanalyse präsentiert, die der kampfbetonten dritten Liga absolut angemessen ist. Nach der Partie gegen Fortuna Köln war es dann mal wieder soweit, Abelski sprach, und was er zu sagen hatte entsprach seiner Leistung auf dem Platz: Schnörkellos, direkt, chefig. "Für mich war das ein verlorenes Spiel", meckerte er, obwohl Unterhaching gerade 1:1 (1:1) gespielt hatte. Man sei doch klar überlegen gewesen, "die stehen nur zu neunt hinten drin", schimpfte er über die Kölner, wir hätten das mit fußballerischem Können lösen müssen." Damit meinte Abelski auch, dass Haching trotz eines verschossenen Elfmeters drei Punkte hätte holen müssen. In der 37. Minute hatte Benjamin Schwarz einen Strafstoß mit dem linken Fuß in die Arme des Gästekeepers André Poggenborg geschlenzt. "Das war dämlich", sagte Schwarz später, der aufgrund der Sperre von Mario Erb als Kapitän Verantwortung übernehmen wollte. Eigentlich schieße er ja auch immer ins andere Eck, er habe sich diesmal kurzfristig umentschieden - warum, wusste er anschließend auch nicht mehr so genau.

Dass die Kölner danach nur noch "zu neunt hinten drin" standen, hatte wahrscheinlich auch damit zu tun, dass die Fortuna von der 37. Minute an nur noch neun Feldspieler hatten - Kapitän Daniel Flottmann hatte für eine Notbremse an Pascal Köpke die rote Karte gesehen. In dieser Szene hatte es sich ausgezahlt, was SpVgg-Trainer Christian Ziege hatte trainieren lassen: lange Bälle auf die Stürmer. "Köln ist immer sehr hoch gestanden, deshalb wollten wir mit langen Bällen agieren", erklärte Angreifer Dominik Widemann. Dafür hatte Ziege drei Stürmer aufgestellt, die auch immer wieder gut bedient wurden, vor allem von Abelski, die Bälle jedoch nicht erfolgreich verarbeiten konnten. In der zweiten Halbzeit, so Widemann, sei der Plan dann sowieso nicht mehr so gut aufgegangen, weil die Gäste aufgrund der Unterzahl viel tiefer gestanden seien.

Fortuna Köln war in einer zunächst ausgeglichenen Partie in der 20. Minute durch Ercan Aydogmus in Führung gegangen, den Ausgleich hatte Abelski mit einem sehenswerten Vollspannschuss aus rund 25 Metern erzielt. Er jubelte im Anschluss nicht - die Mannschaft hatte mit dem Ausgleich ja auch noch nichts gewonnen. Unterhaching tat sich schwer, neue Wege Richtung Tor zu finden, und letztlich hatte die Mannschaft in 63 Minuten Überzahl auch nicht mehr Chancen als in den 27 Minuten zuvor. Der zur zweiten Halbzeit eingewechselte Lucas Hufnagel, der statt mit hohen Bällen meist mit Kurzpassspiel den Weg nach vorne suchte, scheiterte nach einem Konter im Eins-gegen-Eins an Poggenborg (76.). ansonsten geschah in der zweiten Halbzeit nicht viel, abgesehen davon, dass Abelski noch zum tragischen Helden wurde. In der 57. Minute beging er ein taktisches Foul, holte sich damit seine fünfte gelbe Karte ab und fehlt damit in der wichtigen Abstiegskampf-Partie am Dienstag gegen Mainz 05 II. Auf die Frage, ob dieses Foul nötig gewesen war, antwortete Abelski empört: "Es war ein taktisches Foul. Sonst fällt doch das 2:1 für die", so der 25-Jährige. Nicht nötig waren aber sicherlich die Diskussionen, auf die sich Abelski zuvor mit Bundesliga-Schiedsrichter Thorsten Kinhöfer eingelassen hatte.

Andere Spieler waren mit dem Unentschieden entspannter umgegangen. "Ein Punkt gegen den Abstieg", fand zum Beispiel Widemann. Und Hachings neuer erster Torwart Stefan Marinovic, der auch diesmal wieder gute Paraden zeigte, hatte noch einen anderen Grund, sich zu freuen: Der Neuseeländer wurde für ein Freundschaftsspiel gegen Südkorea am 31. März in den Kader berufen. Zum Glück für Haching befindet sich dann aber auch die dritte Liga in einer Länderspielpause.

© SZ vom 09.03.2015 - Rechte am Artikel können Sie hier erwerben.
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