Fußball-Bundesliga:Ziemliche Hampelei

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Die Frauen des FC Bayern dominieren beim 2:0 gegen Leverkusen, Trainer Wörle sieht dennoch viel Luft nach oben

Von Matthias Schmid, München

Es waren 20 Minuten gespielt, als Tinja-Riikka Korpela den Hampelmann machte. Die Torhüterin musste sich in diesem Moment wohl so gefühlt haben, wie Manuel Neuer, ihr Kollege beim FC Bayern. Korpela steht im Tor der Bundesliga-Frauen, und ähnlich wie der deutsche Nationalkeeper wird es der Finnin im Spiel bisweilen langweilig, weil auch ihre Vorderleute ähnlich unaufgeregt und verlässlich ihren Job verrichten wie die Abwehrspieler von Pep Guardiola. Sie steht dann meist etwa 25 Meter vor dem Tor - und macht Übungen. Den Hampelmann zum Beispiel, diese bekannte dynamische Figur, bei der im Wechsel Arme und Beine zusammenklappen.

Korpela muss ja etwas tun, um sich warm zu halten, wenn sie schon keinen Ball zu fassen bekommt. 2:0 führte ihre Mannschaft am Sonntag gegen Bayer Leverkusen, Korpela hatte bis dahin nur einen Fernschuss über die Latte lenken müssen. Der FCB dominierte das Spiel in den ersten 20 Minuten, ließ clever Ball und Gegner laufen. Nach 90 Minuten waren allerdings keine weiteren Treffer dazugekommen, weswegen Bayern-Trainer Thomas Wörle fand: "Wir haben ein schwaches Spiel gemacht und uns schwer getan, wenn man von zwei, drei Glanzlichtern absieht."

Zu diesen wenigen ansehnlichen Momenten, die Wörle heraushob, zählte zum Beispiel das Foul an der wendigen Außenspielerin Gina Lewandowski. Leverkusens Nina Claassen konnte die US-Amerikanerin im Strafraum nur noch mit einem regelwidrigen Tackling stoppen, Schiedsrichterin Christine Baitinger konnte gar nicht anders, als auf den Punkt zu zeigen. Melanie Behringer nahm ein paar Schritte Anlauf, Torhüterin Lisa Schmitz flog von ihr aus gesehen in die linke Ecke, der Ball in die rechte: 1:0 für München (11.). Nur fünf Minuten später folgte die schönste Kombination des Nachmittags, Katherine Stengel spielte Melanie Leupolz auf Linksaußen herrlich frei, ihre Flanke vollendete Vivianne Miedema gekonnt per Direktabnahme. Wörle sagte zu dem sehenswerten Treffer: "Da haben wir superschnell umgeschaltet." Es blieb sein letzter positiver Wortbeitrag zu seinem Team, das in der zweiten Hälfte durch Melike Pekel den Pfosten traf. Lob fand er nur noch für den Gegner, dieses junge, spielstarke Team aus Leverkusen. "Fußballerisch war das die beste Mannschaft, die bisher hier gespielt hat", meinte Wörle.

Seine Einschätzung erstaunte ein wenig, da in der Vorwoche doch der deutsche Meister und Champions-League-Sieger VfL Wolfsburg im Grünwalder Stadion vorspielte. 0:0 endete dieses Spiel, es war wohl so intensiv, dass es den Münchnerinnen noch eine Woche später nachhing. "Wir waren mental und physisch nicht frisch genug", fand Wörle. Vielleicht lag es auch daran, dass wichtige Spielerinnen wie die Österreicherin Laura Feiersinger an Krücken humpelnd einen Platz auf der Haupttribüne suchten. Sie und auch Mana Iwabuchi und Nora Holstad gesellten sich noch zu den Verletzten Sarah Romert und Nationalspielerin Lena Lotzen dazu, die noch länger ausfallen werden. Wörle muss in diesen Tagen deshalb nicht lange grübeln, um elf Spielerinnen zu finden, die seinen Ansprüchen genügen. "Uns fehlt momentan der Konkurrenzkampf, der uns in der Hinrunde noch stark gemacht hat", sagte der Bayern-Trainer.

Dabei ist die Lage nicht so dramatisch, wie sie bei ihm klingen mag. Der FCB liegt auf dem zweiten Tabellenplatz, nur zwei Punkte hinter Wolfsburg. Dieser zweite Rang würde am Saisonende zur Teilnahme an der Champions League berechtigen. Doch laut will darüber niemand sprechen, Wörle schon gar nicht: "Wir sind nicht so gut, wie manche auch im Umfeld schon glauben", sagt er dann gerne. Die US-Amerikanerinnen in der Mannschaft betrachten die Champions League immerhin als lohnenswertes Ziel. Und selbst die Meisterschaft ist in dieser Runde noch nicht vergeben. Tinja-Riikka Korpela wird ganz bestimmt noch genügend langweilige Spiele erleben, in denen sie den Hampelmann vorführen kann.

© SZ vom 02.03.2015 - Rechte am Artikel können Sie hier erwerben.
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