Fußball-Bayernliga:Unter Stürmern

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"Noch nie so viel Spaß": Pullachs Chaka Menelik Ngu'Ewodo ist der Spieler der Stunde in der Bayernliga. (Foto: Claus Schunk)

Dank Trainer Schmöller reift Pullachs Ngu'Ewodo zum Torjäger

Von Christian Bernhard, Pullach

"Weiter, Chaka, egal", rief Michael Hutterer. Sein Teamkollege Chaka Menelik Ngu'Ewodo wirkte verzweifelt, "das ist so schlecht", rief er. Wieder war ein Angriff missraten. Das Heimspiel gegen den 1. FC Sonthofen war fast 40 Minuten am SV Pullach vorbeigelaufen. Doch zwei Minuten nach dieser Aufmunterung kam eine präzise Flanke von rechts, und Ngu'Ewodo war zur Stelle: Mit der Stirn traf er zum 1:1.

Am Schluss hieß es 4:3 für den SV Pullach, der damit am fünften Spieltag der Bayernliga Süd seine Tabellenführung verteidigte. Tim Sulmer hatte noch vor der Pause die 2:1-Führung erzielt, Ngu'Ewodo traf vom Elfmeterpunkt zum 3:2 (66.), Martin Bauer schließlich erhöhte vorentscheidend auf 4:2 (81.). Chaka Menelik Ngu'Ewodo hat jetzt acht Saisontore auf seinem Konto - Ligabestwert. Der 20-Jährige wirkt für die Bayernliga fast überqualifiziert. Angebote aus der dritten Liga habe es vor der Saison gegeben, berichtet Pullachs Manager Theo Liedl, doch der Angreifer entschied sich für Pullach. Weil er in München studiert, und weil er von Trainer Frank Schmöller überzeugt ist. Schmöller hat es in den Achtzigerjahren als Stürmer auf 48 Bundesligaspiele gebracht: Das zieht bei einem Torjäger. Ngu'Ewodo nennt seinen Trainer fast ehrfürchtig "Herr Schmöller" und saugt dessen Expertise auf - besonders was taktisches Verhalten und Laufwege betrifft. Der "total coole, aber sehr strenge" Schmöller sei eine "absolute Respektsperson", sagt er, "ich komme gar nicht auf die Idee, das zu hinterfragen".

Schmöller will Ngu'Ewodo öffentlich nicht in den Himmel loben, hebt die starken Offensivspieler hinter ihm hervor. Die Einstellung seines Knipsers gefällt ihm aber: "Er will. Und er kann. Außerdem ist er jetzt auch vom Kopf her anders dabei." In Pullach dreht sich derzeit vieles um den Toptorjäger der Liga, Schmöller stimmt sogar das Training "ein Stück weit" auf ihn ab.

Ngu'Ewodo weiß, was er hier hat. Er habe die "wahrscheinlich besten Mitspieler der Liga", betont er und fügt an: "Ich kenne meine Defizite, die Trainer kennen meine Defizite." Schmöller spricht lieber vom Potenzial, das der Stürmer noch ausschöpfen kann. Vor allem mit dem Rücken zum Gegner, allerdings habe er sich auch da "dramatisch" verbessert. Neben Schmöller ist der neue Co-Trainer Dario Casola bereits eine enge Vertrauensperson des 20-Jährigen, vor dem Mannschaftstraining schieben beide oft Extraschichten. "Ich hatte noch nie so viel Spaß am Fußball", betont Ngu'Ewodo. Dessen Weiterentwicklung bezieht sich nicht nur auf die Torquote. "Er hat die richtige Einstellung und arbeitet jetzt auch für die Mannschaft", erklärt Liedl. Er habe verstanden, "dass es nur gemeinsam geht".

Das war nicht immer so. In jungen Jahren ordnete er nicht alles dem Fußball unter, weshalb er zusehen musste, wie etwa Julian Weigl und Maximilian Wittek, seine Teamkollegen in der Jugend von 1860 München, den Sprung zu den Profis schafften. Er sei damals bestimmt kein einfacher Charakter gewesen und habe sich Chancen verbaut, weiß Ngu'Ewodo. Diese erarbeitet er sich nun wieder. Liedl traut ihm den Sprung immer noch zu: "Das Potenzial hat er. Er ist pfeilschnell und technisch gut. Wenn er das mit- und annimmt, was ihm der Trainer sagt, sehe ich große Möglichkeiten für ihn."

Ngu'Ewodo geht die Sache entspannt an. Seit seinem 13. Lebensjahr sei er darauf getrimmt, Profi zu werden. Das wäre noch immer eine tolle Sache, "aber da muss alles passen". Er fühlt sich wohl mit den aktuellen Gegebenheiten, will erst mal nicht von möglichen Anfragen abgelenkt werden. "Ich kann mich nicht auf zwei Sachen konzentrieren", erklärt er. "Ich habe schon im Winter gemerkt, dass ich anfange zu spinnen, wenn mehrere Einflüsse auf mich eindringen." Er will jetzt "einfach weitermachen". Gelingt ihm das so gut wie an den ersten fünf Spieltagen, werden sich erneute Anrufe kaum vermeiden lassen. Am Samstag (14 Uhr) hat er in Heimstetten gleich die nächste Gelegenheit, sich zu zeigen, auch beim 2:0 in der vergangenen Saison hatte er getroffen.

© SZ vom 05.08.2016 - Rechte am Artikel können Sie hier erwerben.
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