Fußball-Bayernliga:Unter Starkstrom

Lesezeit: 2 min

Richtungswechsel: Nach dem klaren Erfolg gegen Holzkirchen haben sich Kapitän Maximilian Siebald (re.), Clemens Kubina (li.) und die übrigen Ismaninger wieder in die obere Tabellenhälfte geschoben. (Foto: Florian Peljak)

Rainer Elfinger, Trainer des FC Ismaning, predigt einen offensiven Spielstil. Beim 5:1-Triumph gegen den TuS Holzkirchen geht dieser Ansatz auf und bringt den Zuschauern viel Freude - doch er birgt Risiken.

Von Sebastian Leisgang, München

Im Moment des Glücks murmelte Rainer Elfinger auf seiner Trainerbank ein paar Worte vor sich hin: "Jetzt nicht Wolfratshausen." Der Trainer des FC Ismaning traute dem Braten nicht so recht - obwohl sein Kapitän Maximilian Siebald an diesem Mittwochabend soeben per Elfmeter das 3:0 gegen den TuS Holzkirchen erzielt hatte. Elfinger aber fühlte sich in diesem Augenblick an die Partie in Wolfratshausen erinnert, als seine Mannschaft nach einer ebenso komfortablen Führung noch 3:3 gespielt hatte.

Nach der Partie bekräftigte Elfinger zwar, er habe nie geglaubt, dass die Partie gegen Holzkirchen eine ähnliche Wende nehmen könnte. Wer ihn aber an der Seitenlinie beobachtete, der bekam einen anderen Eindruck: Elfinger wirkte angespannt, erhob sich immer wieder von seiner Bank, rief seinen Spielern unablässig Anweisungen zu und haderte mit seinen Co-Trainern, als seine Ismaninger mit 4:1 führten: "Wäre da nicht das eine Tor!"

Erst in der Schlussphase, nach dem fünften Treffer seiner Mannschaft, wirkte Elfinger gelöster, er ließ sich dann sogar auf ein Pläuschchen mit einem Zuschauer ein, als die Partie wegen einer Verletzungsbehandlung kurz unterbrochen war. Später gab er zu: "Während eines Spiels bin ich nie entspannt - bei diesem Adrenalin, ich brauche das auch."

Seit dieser Spielzeit verantwortet Elfinger den FC Ismaning. In der Bayernliga Süd hat er noch immer kein Spiel mit seinem Team verloren, nach fünf Auftritten stehen zwei Siege und drei Remis zu Buche. Vor dem Saisonauftakt hatte Elfinger den Ismaningern offensiven und attraktiven Fußball versprochen - und dieses Spiel gegen Holzkirchen stand exemplarisch für jenen Stil, den Elfinger mag. Er vertritt die Glaubensrichtung: Mut wird belohnt - und Risiko ist eine Voraussetzung für Erfolg.

Gegen Aufsteiger Holzkirchen zahlte sich das aus. "Das Spiel war eindeutig. Wir hatten viele Chancen", sah sich Elfinger in seinem Ansatz bestätigt. Allerdings ist dies nur ein Teil der Ismaninger Wahrheit. Denn in der Defensive wirkte der FCI, besonders nach der ansprechenden Anfangsphase, nicht immer souverän - auch wenn es Holzkirchen nicht verstand, daraus Kapital zu schlagen. Elfinger weiß sehr genau, dass sein offensiver Ansatz risikobehaftet ist. Er gesteht: "Sicher kann es schiefgehen." Das nimmt der Coach jedoch bewusst in Kauf. "Ich will auch die jungen Spieler belohnen", sagt er, "sie sollen sich herantasten, dabei dürfen sie auch Fehler machen."

Exemplarisch nennt Elfinger Felix Arnold, ein 18-jähriges Talent für die Abwehr, das er gegen Holzkirchen einwechselte. Arnolds Jugend wird zwei, drei Mal deutlich, bestraft wurde dies jedoch nicht. Gegen die Topteams der Bayernliga dürfte dies anders sein. Vielleicht auch deshalb will Elfinger auch nach den ersten fünf Partien ohne Niederlage nicht von seinem Saisonziel abrücken. Er bleibt dabei: "Wir wollen den Klassenerhalt so früh wie möglich schaffen. Erst nächstes Jahr wollen wir uns massiv verstärken und angreifen."

© SZ vom 17.08.2017 - Rechte am Artikel können Sie hier erwerben.
Zur SZ-Startseite

Lesen Sie mehr zum Thema

Jetzt entdecken

Gutscheine: