Fußball-Bayernliga:Stiers Seufzer

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Wolfratshausen geht auch gegen Kirchanschöring leer aus und wünscht sich einen Stürmer

Von Max Ferstl, Wolfratshausen

Marco Stier, der Trainer des BCF Wolfratshausen, weiß, dass er sich wiederholt: "Ich könnte jede Woche das Gleiche erzählen", sagt er. Und erzählt anschließend das Gleiche wie jede Woche. Weil der BCF am Tabellenende der Bayernliga steht, hat Stier meist unerfreuliche Dinge zu berichten. So auch nach dem Spiel gegen den SV Kirchanschöring: "Chancen ohne Ende, Unvermögen vor dem Tor, hinten ein Fehler: Gegentor." Die 1:2-Niederlage im letzten Spiel vor der Winterpause verdeutlichte, warum der BCF als Schlusslicht überwintert. "Wir sind zwar besser, nehmen aber nichts mit", klagte Stier: "Es ist unsere eigene Schuld."

In einer unspektakulären ersten Halbzeit geriet Wolfratshausen durch einen Handelfmeter in Rückstand, weil Verteidiger Maximilian Moll im Strafraum die Arme hochriss wie Jérôme Boateng im EM-Viertelfinale gegen Italien (43. Minute). "Die Hände haben da nichts zu suchen", tadelte Stier. Anschließend dominierte zwar seine Mannschaft, kam in der 68. Minute durch Michael Marinkovic sogar zum Ausgleich, ebenfalls per Elfmeter. Doch Wolfratshausen verpasste es, viele Gelegenheiten in ein Tor umzumünzen.

Das "Unvermögen vor dem Tor" machte sich wieder bemerkbar. Zum Beispiel bei Gilbert Diep, der frei stehend aus acht Metern die Latte anvisierte. Oder beim eingewechselten Alpay Özgül, der aus lediglich fünf Metern an den Pfosten köpfelte. "Es fehlt auch das Glück", klagte Stier, der froh ist, dass nun Pause ist: "Das ist die Chance, den Kopf freizukriegen." Und an entscheidenden Stellschrauben zu drehen.

Die Wolfratshauser wollen sich in der Winterpause verstärken. Drei bis vier Neue sollen kommen, mindestens. Am dringendsten gesucht: ein Knipser. Einer, der die vielen Chancen veredelt. Stier glaubt: "Wenn wir vorne drin einen richtigen Stürmer hätten, hätte der zwischen 25 und 30 Tore." Und folglich der BCF erheblich mehr Punkte auf dem Konto.

Doch der Schuh drückt ja nicht nur vorne, sondern auch an der Ferse. Die Wolfratshauser stellen nach dem TSV Kottern (48 Gegentore) die löchrigste Abwehr der Liga (46). In den entscheidenden Momenten fehlt die Konzentration. Als gegen Kirchanschöring der Punkt bereits in Reichweite lag, passten die Verteidiger bei einem Eckball nicht auf, und Albert Eder durfte unbedrängt einköpfeln. "Wir hatten vorher 20 Ecken. Die haben eine und treffen", seufzte Stier.

Es war ja nicht das erste Mal, dass seine Mannschaft gut mitgehalten hatte. Kürzlich fanden Andreas Pummer und Frank Schmöller, die Trainer der Spitzenteams Unterföhring und Pullach, anerkennende Worte für die Leistung des BCF. Das Lob treibt Stier "zur Weißglut". Nicht, weil es unaufrichtig wäre, sondern weil es ihn stets nach knappen Niederlagen ereilte. Richtig sauer wirkt der 32-Jährige aber nicht. Sein Team spielt, trotz allem, ansehnlich Fußball. Deshalb verlängerte der Klub am vergangenen Dienstag Stiers Vertrag. Er würde auch für die Landesliga gelten, sagt Stier. Andererseits: "So wie wir spielen, gehören wir in diese Liga." Drei Punkte fehlen dem BCF zu einem Relegationsplatz, fünf zum direkten Klassenerhalt. "Das ist nicht viel", findet Stier. Klar sei aber: "Wir müssen endlich eine Serie starten und Spiele hintereinander gewinnen." Ihm wäre es also ganz recht, wenn er auch im neuen Jahr das Gleiche erzählte. Nur dann eben nach Siegen.

© SZ vom 28.11.2016 - Rechte am Artikel können Sie hier erwerben.
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