Fußball-Bayernliga:Spurwechsel

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Kopf an Kopf: Unterföhrings Arijanit Kelmendi (vorne) im Duell mit Chaka Ngu'Ewodo, letztendlich hatte der Pullacher die Nase vorn. (Foto: Claus Schunk)

Der FC Unterföhring verliert das Spitzenspiel gegen Pullach mit 1:4 und fällt auf den sechsten Platz zurück. Pullach beendet seine Minikrise, für den FCU ist es die dritte Niederlage im vierten Spiel vor heimischer Kulisse

Von Christian Bernhard, Unterföhring

Andreas Pummer ahnte wohl gleich, dass dieser eine Pfiff eine besondere Rolle spielen würde. Energisch stapfte er auf den Schiedsrichter-Assistenten vor seiner Trainerbank zu und teilte ihm unmissverständlich mit, dass er mit der Entscheidung, den unweit vor ihm geführten Zweikampf mit einem Freistoß zu ahnden, überhaupt nicht einverstanden war. Bis dahin hatte der Trainer des FC Unterföhring das mit Spannung erwartete und von mehr als 300 Zuschauern besuchte Bayernliga-Süd-Topspiel gegen Tabellenführer SV Pullach entspannt verfolgt.

Dann trat das ein, was Pummer wohl geahnt hatte: Andreas Roth legte sich den Ball am rechten Strafraumeck zurecht und zirkelte ihn mit links über die Mauer. Die Kugel schlug rechts unten ein, Pullach führte mit 1:0 (36.) - und gab die Führung bis zum Schlusspfiff nicht mehr aus der Hand. 4:1 gewann der Primus schlussendlich, zieht weiter ungeschlagen an der Tabellenspitze seine Kreise und beendete zugleich "eindrucksvoll unsere angebliche Krise", wie Trainer Frank Schmöller süffisant anmerkte. Die allgemeine Einschätzung der zwei vorangegangenen Unentschieden hatte dem Pullacher Coach offenbar nur mäßig gefallen.

Pummer haderte nach dem Schlusspfiff immer noch mit der Situation, die zum 1:0 geführt hatte. "Das war kein Freistoß", betonte er noch einmal, "umso schlimmer ist es, dass er reinging. Und ja: "Natürlich hat es das ganze Spiel verändert." Die strittige Entscheidung war der einzige Makel einer intensiven Partie, die Schmöller zu Recht zu einem "großartigen Bayernliga-Spiel" erhob, in dem beide Teams zeigten, dass sie im Wettstreit um die Meisterschaft ein gewichtiges Wort mitreden werden.

Früh hatte sich angedeutet, dass die ersten 45 Minuten sehr taktisch geprägt sein würden. Minutenlang studierten sich die Kontrahenten, Torraumszenen geschweige denn Abschlüsse gab es nicht. Nach dem Abtasten zeigte sich Pullach etwas mutiger und verlagerte die Partie Schritt für Schritt in die Hälfte der Gastgeber. Die erste Torchance hatte allerdings Unterföhring: Nach einer Flanke von rechts kam Atilla Arkadas acht Meter vor dem Gäste-Tor zum Kopfball, der allerdings weit über den Pullacher Kasten ging (17.). Chancen blieben auch danach Mangelware, die gefährlichste nach Roths 1:0 hatte Pullachs Bernd Häfele: Sein Flachschuss aus 18 Metern in der ersten Minute der Nachspielzeit in Hälfte eins wurde aber entschärft.

In der zweiten Halbzeit änderte sich die Partie grundlegend, von Anfang an waren deutlich mehr Tempo und Energie im Spiel. In der 50. Minute gelang Pullach mit einem "geilen Konter" (O-Ton Schmöller), den Tim Sulmer per Kopf zum 2:0 vollendete, die Vorentscheidung. Die Gäste konnten sich dadurch noch mehr aufs Kontern verlegen und hatten in dieser Phase auch noch Glück: Als Roth nach einer Ecke von links eine zweite Flanke in den Strafraum bringen wollte, versah er den Ball mit einer derart ungewöhnlichen Flugkurve, dass dieser per Aufsetzer an den rechten Innenpfosten und von dort ins Tor sprang (66.). "Wir haben zum richtigen Zeitpunkt die Tore gemacht", sagte Schmöller, der seiner Mannschaft eine "sehr clevere und konzentrierte" Leistung attestierte. Pummer blieb auch nach dem dritten Gegentreffer seiner offensiven Spielphilosophie treu und peitschte sein Team weiter nach vorne. Die Belohnung dafür gab es in Minute 72, als Uwe Schlottner das 1:3 gelang. Bayernliga-Toptorjäger Chaka Menelik Ngu'Ewodo machte mit seinem elften Saisontor allerdings nur acht Minuten später endgültig alles klar.

Die Niederlage "gibt uns ganz kurz zu denken", erklärte Pummer hinterher. Ganz kurz deshalb, da für den FCU bereits am Dienstag das Nachholspiel gegen die DJK Vilzing ansteht (19 Uhr), welches er ohne seinen Kapitän Andreas Brandstetter, der im Urlaub ist, bestreiten muss. Mit einem Sieg gegen die Oberpfälzer würde seine Mannschaft wieder bis auf drei Punkte an Pullach herankommen, doch dafür muss der Heimkomplex abgelegt werden. "Wir müssen zu Hause in die Spur kommen", forderte Pummer, der in der vergangenen Saison noch über eines der heimstärksten Teams der Liga verfügt hatte. Aktuell läuft es aber nur auswärts rund, im heimischen Stadion kassierte der FCU in vier Spielen drei Niederlagen: viel zu wenig, um mittelfristig ganz vorne zu bleiben. Pummer ist trotzdem optimistisch: Es fehlen nur "Nuancen", erklärte er, "dann werden wir auch die Heimspiele gewinnen". Und dann dürfte auch das Rückspiel in Pullach im April ein Meisterschafts-Duell sein.

© SZ vom 05.09.2016 - Rechte am Artikel können Sie hier erwerben.
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