Fußball-Bayernliga:Scheidungsserie beim BCF

Lesezeit: 2 min

Wolfratshausen trennt sich von kompletter sportlicher Leitung

Von Andreas Liebmann, Wolfratshausen

Der BCF Wolfratshausen muss sich einen neuen Trainer suchen. Patrik Peltram, der das Schlusslicht der Fußball-Bayernliga Süd vor der Saison übernahm, ist seine Aufgabe wieder los. Mit ihm sind auch Sportchef Klaus Brand, Co-Trainer und Spieler Sebastian Pummer, die Technische Leiterin Hilde Kluge und Torwarttrainer Manuel Kluge fort. Zurückgetreten oder entlassen? Dieses Detail ist ein wenig umstritten, spielt aber letztlich kaum eine Rolle. Fest steht, dass auch weitere Spieler ihren Abschied andeuten, darunter Kapitän und Abwehrchef Lech Kasperek, der seit 16 Jahren im Verein ist.

"Man muss sich wehren, wenn es bergab geht", sagt der Vorsitzende Manfred Fleischer. Unter diesem Satz könnte man die Begründung für einen Trainerwechsel vermuten, doch tatsächlich ist die Sache etwas anders gelaufen. Stein des Anstoßes ist Verteidiger Onur Misirlioglu, der nach einem Gespräch mit der sportlichen Leitung über seine künftige Rolle zu Saisonbeginn zurückgetreten war. "Er ist einer, der uns helfen kann", glaubt Fleischer, also habe man mit ihm gesprochen, sich im Vorstand abgestimmt und Trainer Peltram mitgeteilt, "dass Onur wieder beim BCF spielt". Widerspruch zwecklos. "Es ist sicher ungewöhnlich, dass ein Vorstand so hineinregiert, aber ein Vorstand ist doch nicht nur dazu da, alles abzunicken."

Was folgen würde, dürfte Fleischer gewusst haben, wenn vielleicht auch nicht in dieser Tragweite. Denn natürlich ließ sich Peltram diesen Angriff auf seine Autorität nicht bieten. "Bei mir spielt er nicht", habe er entgegnet, also habe der Vorstand die Konsequenzen gezogen. Sportchef Brand und die technische Leiterin Kluge hätten ihren Rücktritt angeboten, so Fleischer - Brand sagt, er und Peltram seien "entlassen" worden. Co-Trainer Pummer, 31, sollte am Donnerstag das Training leiten. "Das mache ich noch für die Jungs", sagte er, dann sei auch für ihn Schluss. "Wie das gelaufen ist, war nicht okay", findet er. Er habe noch von anderen gehört, die keine Lust mehr hätten. "Es ist sehr schade, ich habe mich hier im Klub, in der Mannschaft und im Umfeld immer wohlgefühlt." Die laufende Saison wäre Pummers sechste beim BCF. Abwehrchef Kasperek, 33, spielt für Farchet, seit er die A-Jugend der Münchner Löwen verließ, ganz leicht fällt ihm seine Entscheidung nicht. Er wolle das nächste Training abwarten, sagt er. Klar ist, dass er für den Trainer Stellung bezogen hatte.

Sportlich war der BCF durch eine Vielzahl von verletzungs- und urlaubsbedingten Ausfällen in die Krise geraten. Peltram, sagt Fleischer, sei ein sehr sympathischer Mensch, der akribisch gearbeitet habe: "Er hat sich voll reingehauen." Die aktuelle Talfahrt habe bereits einen längeren Vorlauf. "Wir müssen jetzt schauen, wie wir uns aufstellen." Vor dem Heimspiel gegen Regensburg (Sa. 14 Uhr) ist eigentlich nur eins klar: Onur spielt.

© SZ vom 19.08.2016 - Rechte am Artikel können Sie hier erwerben.
Zur SZ-Startseite

Lesen Sie mehr zum Thema

Jetzt entdecken

Gutscheine: