Fußball-Bayernliga:Ruhe ohne Sturm

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Zwei Haken, ein Tor: Pullachs Zugang Daniel Leugner rettet einen Punkt. Den Jubel verkneift er sich. (Foto: Claus Schunk)

Lethargische Pullacher geraten früh in Rückstand und kommen gegen Aufsteiger Kirchanschöring über ein 1:1 nicht hinaus

Von Christoph Leischwitz, Pullach

Frank Schmöller scheint mit zunehmendem Alter ruhiger zu werden. Die Erdbebenstimme des 48-jährigen Trainers vom SV Pullach war zwar auch diesmal zu hören, vor allem in der Schlussphase. Aber eben bei Weitem nicht mehr so oft wie früher. Dafür hatten seine Spieler diesmal mehr zu sagen im Spiel gegen den SV Kirchanschöring. Immer wieder haderten sie mit hart einsteigenden Gegnern, bisweilen auch mit dem Schiedsrichter, vor allem aber mit den eigenen Mitspielern. Fehlpässe und das Übersehen freier Mitspieler kommentierten sie regelmäßig, die Pullacher wirkten ungeduldig. Weil jeder wusste: Eigentlich können sie es besser.

Am Ende sprang ein 1:1 (0:1) gegen den Bayernliga-Aufsteiger heraus. Frank Schmöller meinte hernach, es hätte schlimmer kommen können, "solche Spiele wie heute gehen auch mal 0:1 aus". Zufrieden war er natürlich nicht, es gab eine Generalkritik, und eine ganz persönliche. Die generelle fiel so aus: "Keine Bewegung, keine klaren Aktionen. Wir hätten schneller umschalten müssen, wir haben es nicht geschafft, den Gegner in der Abwehr mal in Unterzahl zu zwingen." Alles sei zu behäbig und zu ungenau abgelaufen, und die in Quietschgelb spielenden Gäste sahen nicht nur wie Zitronenfalter aus: Sie spielten auch so, unberechenbar, wendig, ständig unterwegs. Jedenfalls waren nur die Pullacher hernach sauer.

Dann war da noch die individuelle Kritik, und die traf Torwart Cerruti Nsuka-Zola, der das kuriose 0:1 verschuldet hatte (7.). Nach einem Rückpass nahm sich der 21-jährige Keeper zu viel Zeit für seinen Befreiungsschlag und schoss den heraneilenden Gegenspieler Florian Hofmann an. Von dessen verlängertem Rücken flog der Ball direkt ins Netz. "Der schläft ja ein da hinten", schimpfte Schmöller später. Viel zu oft habe Nsuka-Zola schon versucht, einen schön geschnittenen Ball an den Mann zu bringen, anstatt die Kugel einfach mal rauszuhauen. Und auch wenn der Kongolese in der 81. Minute den einen Punkt mit einer Parade sicherte, dürfte er im Konkurrenzkampf mit Zugang Carsten Alstadt nun schlechtere Karten haben als zuvor. Die Antwort darauf wird es am Mittwoch geben, wenn Pullach beim TSV Kottern antritt. "Mal schauen, wie ich dann drauf bin", sagte Schmöller bedenklich leise.

Auch durch den frühen Rückstand fühlten sich die Pullacher Spieler nicht veranlasst, mehr Tempo zu machen. "Sie haben wohl gedacht, och, wir bekommen schon noch eine Chance, und dann noch eine", so Schmöller. In Wahrheit waren es am Ende gar nicht so viele Chancen gewesen. In der 21. Minute drosch Bernd Häfele einen Halbvolleyschuss vom Strafraumrand knapp über das Tor, drei Minuten später erwischte Andreas Roth ein Zuspiel von Tim Sulmer an den Fünfer nur noch mit der Sohle. In den Schlussminuten, nachdem Kirchanschörings Torschütze Hofmann mit Gelb-Rot vom Platz musste (90.+1), kam Pullach noch zu zwei Halbchancen. Noch etwas ärgerte Schmöller: "In der vergangenen Saison sind wir oft ohne Gegentor geblieben", doch jetzt habe man in vier Spielen nur einmal zu null gespielt.

Worauf sich der Trainer allerdings verlassen kann, das ist die Torgefahr seiner Zugänge. Sowohl der 18-jährige Sulmer als auch der regionalligaerfahrene Häfele, wichtigster Spieler im Mittelfeld, haben drei Tore erzielt. Diesmal schoss in Daniel Leugner der dritte Neue das Tor, in einer sehenswerten Einzelaktion: Der 19-Jährige spielte mit zwei unscheinbaren Haken die gesamte, sonst so kompakte Gästeabwehr aus und schlenzte den Ball ins ferne Eck (61.). Dass Leugner nicht einmal jubelte, passte ins Bild.

© SZ vom 03.08.2015 - Rechte am Artikel können Sie hier erwerben.
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