Fußball-Bayernliga:Noch im Amt, Sonnenbrand

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"Wir hatten etwas Unruhe im Spiel": Auch deshalb traf Pullachs Florian Königer (re.) früh zum 0:1. (Foto: Toni Heigl)

Pipinsried dreht gegen den SV Pullach zunächst die Partie, am Ende steht ein 2:2. Nicht nur wegen des Abstiegskampfes blickt der Verein in eine ungewisse Zukunft

Von Christoph Leischwitz, Pipinsried

Das Schönste an diesem Tag, sagte ein Zuschauer, das sei doch die Sonne, dann schickte er noch einen gemütlich-resignierten Seufzer hinterher. Anfang der zweiten Halbzeit war das, der FC Pipinsried lag gerade 0:1 gegen Bayernliga-Spitzenreiter SV Pullach zurück. Nicht nur wegen der fast schon frühsommerlichen Temperaturen schien eine erfolgreiche Aufholjagd unwahrscheinlich, Pullach hatte zu Beginn dominiert. Nichts deutete darauf hin, dass man auf Seiten der Pipinsrieder am Ende sogar noch mit einem Unentschieden unzufrieden sein würde. So war es dann aber - eine verrückte Partie endete 2:2.

Eigentlich hat die Mannschaft aus dem Dachauer Hinterland damit eine beeindruckende Serie hingelegt: Gegen vier der fünf Mannschaften an der Tabellenspitze hat sie remis gespielt, gegen den Aufstiegsaspiranten Garching gar gewonnen. Trotzdem steht die Mannschaft von Bernd Weiß nach wie vor auf einem Abstiegs-Relegationsplatz - am Mittwoch (18.30 Uhr) könnte sie allerdings mit einem Sieg im Nachholspiel den TSV 1865 Dachau überholen.

Gegen Pullach war das Leistungsgefälle der gesamten Saison in 90 Minuten komprimiert. Zu Beginn habe man "schlafmützig" agiert, fand Trainer Weiß, doch dann habe sein Team Moral gezeigt. Was bemerkenswert ist. Denn in Pipinsried kämpft kaum noch ein Spieler für seinen persönlichen Klassenerhalt, sondern nur noch für jenen des Vereins. Einige Weggänge sind schon offiziell, wie etwa die der Angreifer Manuel Eisgruber (VfR Garching) oder des zurzeit verletzten Serge Yohoua (FC Gerolfing). Doch dem Vernehmen nach wird zum Saisonende vom aktuellen Kader kaum noch etwas übrig sein.

Nach einer Glanzparade des Pipinsrieder Torwarts Kevin Maschke gegen Pullachs Angreifer Andreas Roth (17.) und einer Riesen-Doppelchance von Christoph Dinkelbach (21.) schien die Führung für die Raben nur noch eine Frage der Zeit. Sie kam dann, als Roth mit einem scharf getretenen Freistoß Florian Königer fand (25.). Pipinsried wehrte sich erst nach dem Seitenwechsel, kam dann aber schnell zum Ausgleich: Emre Arik traf nach einer guten Kombination durchs Mittelfeld mit einem strammen Flachschuss (55.). Nur fünf Minuten später erzielte Eisgruber die Führung. Doch selbst Pipinsrieds Trainer Weiß fand, dass dem Treffer ein Foul vorangegangen war. Eisgruber wäre nämlich ohne seinen gut sichtbaren Schubser gegen Alexander Benede wohl nicht an den Ball gekommen (60.). Danach vergab Thomas Berger den "Matchball", wie Weiß es nannte, wenig später musste der defensive Mittelfeldspieler verletzt vom Platz. Weiß, dem unter anderem der Abwehrspieler Philip Grahammer berufsbedingt fehlte, musste improvisieren. "Wir hatten dann natürlich etwas Unruhe im Spiel", sagte er. Das sei zumindest ansatzweise eine Erklärung für das, was vor dem 2:2 geschah: Martin Finkenzeller wollte am Strafraumeck den Ball wegschlagen, traf aber den Fuß eines Gegners: Elfmeter. In der Nachspielzeit. Den ersten verwandelten Strafstoß durch Chaka Ngu'Ewodo pfiff der Schiedsrichter zurück, mehrere Spieler waren in den Sechzehner gelaufen. Ein paar Sekunden später stand es aber 2:2. "Bitter", fand Weiß. "Jede Mannschaft hatte ihre 45 Minuten", sagte Pullachs Coach Frank Schmöller, das Remis ging für ihn in Ordnung.

Man konnte den Pipinsrieder Spielern das Bemühen um den Klassenerhalt nicht absprechen, und auch nicht Bernd Weiß. Dabei ist die Situation für den Coach besonders prekär: Fabian Hürzeler, aktuell noch Spieler beim Regionalligisten TSV 1860 II, soll kommende Saison Spielertrainer werden. Präsident Konrad Höß konnte das allerdings noch nicht offiziell machen, denn dazu fehlt noch der Klassenerhalt. Mit anderen Worten: Arbeitet Weiß erfolgreich, bringt er sich selbst um seinen Job. "Die Situation ist nicht einfach", sagte er und lächelte. Er merkte wohl noch nicht, dass er sich einen Sonnenbrand zugezogen hatte.

© SZ vom 02.05.2016 - Rechte am Artikel können Sie hier erwerben.
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