Fußball-Bayernliga:Im Pulk nach vorne

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Kurzeinsatz: Joker Wilson Onyemaeke (links) erzielt den Ausgleich. (Foto: Toni Heigl)

15 Sekunden nach dem 0:1 gelingt Dachau gegen Landshut der glückliche Ausgleich

Von Christoph Leischwitz, Dachau

Es war zu einem großen Teil den kuriosen Schlussminuten geschuldet, doch Marcel Richter hatte auch davor schon unzufrieden ausgesehen. Er wusste nicht so recht, was er mit diesem Fußballspiel anfangen sollte: Zuerst war seine Mannschaft ratlos, dann glücklos - und dann sollte sich der Trainer darüber freuen, dass er ganz am Schluss doch noch etwas Dusel hatte? Das war zu viel verlangt.

Im Prinzip könnte sich der Trainer des TSV 1865 Dachau freuen: Seine Mannschaft ist seit fünf Spielen ungeschlagen und steht in der Bayernliga Süd auf einem Nichtabstiegsplatz, das sah in der Winterpause noch ganz anders aus. Und das 1:1 (0:0) am Mittwochabend gegen die SpVgg Landshut hat die Gäste, aktuell Tabellen-17., zumindest auf Abstand gehalten.

Richter blieb reglos, als seiner Mannschaft 15 Spielsekunden nach dem Rückstand noch der Ausgleich gelang - in der 90. Minute. "Da habe ich mich immer noch über den Elfmeter geärgert", sagte der 34-Jährige. Christian Lippert hatte diesen verschuldet, er hatte den Landshuter Christian Oehl am Fuß getroffen, als er eigentlich den Ball weggrätschen wollte. "Das darf mir nicht passieren", sagte Lippert später. Den Strafstoß verwandelte Christian Steffel sicher (89.). Lippert selbst war wegen seines Fehlers letztlich über den Spielausgang vergleichsweise erleichtert, obwohl er selbst noch anmerkte, in der 85. Minute eine Riesenchance vergeben zu haben. "Wenn ich den rein mache, dann kommt es gar nicht zu dem Elfmeter."

Der Ausgleich fiel so unerwartet wie kurios: Mit Wiederanpfiff stürmten fünf Dachauer im Pulk drauflos, während der Ball per Doppelpass über die linke Seite nach vorne gespielt wurde. Alle waren schon im Strafraum angelangt, als die Flanke von der linken Seite hereinkam, und im Getümmel staubte dann der Minuten zuvor erst eingewechselte Wilson Onyemaeke ab. Die Landshuter waren übertölpelt, nach einem Anstoß. Dabei hatten sie zuvor so gut auf ihr Tor aufgepasst. "Sie waren sehr destruktiv, nur auf Zerstören aus", fand Stürmer Lippert. In der ersten Halbzeit hatte Dachau keinen einzigen Torschuss abgegeben - noch so ein Grund für Richters schlechte Laune. "Wir hatten Konzentrationsschwächen, haben Stockfehler gemacht", so der Coach. Nach dem Wechsel wurde das Spiel ganz allmählich interessanter. Den ersten guten Schuss gab Lukas Riglewski in der 52. Minute ab, aus der Distanz, doch auch die Strafraumszenen häuften sich danach. Zweimal parierte Landshuts Torwart Stefan Schmid, doch viele Aktionen der Dachauer waren schlicht zu hektisch, um erfolgreich zu sein.

Die Mannschaft, die noch vor wenigen Wochen mitten im Abstiegskampf steckte, hat jetzt die typischen Probleme einer Mannschaft im Mittelfeld: Sie wird nun immer öfter gezwungen, selbst das Spiel zu machen, sie hat gegen Mannschaften im Abstiegskampf nun so etwas wie eine ästhetische Bringschuld, zumindest vor eigenem Publikum. "Des war ja überhaupt nix", lautete zur Halbzeit rund um das Spielfeld ein beliebter Satz, selbst Abteilungsleiter Konrad Kirschberger gab zu: "Das war ziemlich schlecht."

Bei den Auswärtsspielen in Bad Kötzting (4:1) oder auch in Bogen (1:1) habe sein Team gut gespielt, befand Richter. Doch auf eigenem Platz muss es noch mehr Varianten finden, um vor das gegnerische Tor zu gelangen. Es war kein Zufall, dass in der 66. Minute der konterstarke Fabian Negele eingewechselt wurde, obwohl dieser aktuell an einem Muskelfaserriss laboriert - Dachau wollte ein schnelleres Umschaltspiel kreieren.

An diesem Samstag spielen die Dachauer beim Sechsten Landsberg, dort sind sie wieder Außenseiter. Das könnte ihrem Spiel guttun.

© SZ vom 24.04.2015 - Rechte am Artikel können Sie hier erwerben.
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