Fußball-Bayernliga:Hinten reinstellen? Geht nicht!

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Wieder drin: Oliver Wargalla (rechts) profitiert von einer perfekten Vorarbeit seines Dachauer Kollegen Fabian Negele und schießt zum 2:0 ein. (Foto: Niels P. Jørgensen)

Im ungleichen Duell zweier spielstarker Mannschaften bezwingt Gastgeber 1865 Dachau den FC Unterföhring klar mit 4:2. Und deutet an, was möglich ist, wenn alle Offensivkräfte fit sind

Von Christoph Leischwitz, Dachau

Um halb zwölf, also gerade einmal zwei Stunden vor Anpfiff, musste Andreas Faber doch noch absagen: der Magen. "Und dann habe ich erst einmal umbauen müssen", sagt Andreas Pummer. Immerhin, der Trainer des FC Unterföhring hatte gerade rechtzeitig eine weitere Option hinzu bekommen. Unter der Woche konnte der bisherige Spitzenreiter der Fußball-Bayernliga Süd nach monatelanger Suche endlich einen Stürmer verpflichten: Fatih Baydemir, bis vergangenen Sommer in der zweiten türkischen Liga tätig, war sofort spielberechtigt. Die Idee, Faber zum Angreifer zu machen, war ohnehin aus der Not geboren.

Doch am Sonntagnachmittag, beim Gastspiel gegen den TSV 1865 Dachau, wurde dann schnell klar: Der Unterföhringer Mittelstürmer ist in dieser Partie so ziemlich die unwichtigste Person auf dem Platz. Baydemir bekam wenig zu tun, denn Dachau hatte am Sonntag gegen die bisherige Überraschungsmannschaft der aktuellen Bayernliga-Saison alles im Griff - und gewann letztlich hochverdient und viel zu niedrig mit 4:2 (2:0). "Eigentlich hätten wir noch zwei Tore mehr schießen können", fand auch Dachaus Trainer Marcel Richter, und sah dabei sehr zufrieden aus.

"Sie haben versucht mitzuspielen", sagte Oliver Wargalla nach der Partie über die Gäste, "und wenn man mir die Räume lässt, dann schieße ich auch meine Tore." So erklärte der 22-Jährige seine drei Treffer in diesem Spiel. Vor zwei Jahren, damals noch in der Landesliga, waren ihm zwei Dreierpacks innerhalb von nur drei Wochen gelungen, nach zwei Monaten Verletzungspause läuft der Angreifer gerade wieder zur Bestform auf. Beim 1:0 in der 14. Minute setzte er sich nach einem Pass durch die Mitte im Zweikampf gegen Föhrings Patrick Irmler durch und lupfte den Ball über Torwart Kiril Akalski ins Netz. Beim 2:0 profitierte er von der viel gerühmten Schnelligkeit seiner Mitspieler: Michael Hutterer hatte zweikampfstark im Mittelfeld den Ball erobert und nach links auf Fabian Negele gepasst. Dieser sprintete bis zur Grundlinie, schob nach innen, wo Wargalla nur abstauben musste (35.). Das 3:0 fiel dann kurz nach der Pause, sein fünftes Saisontor erzielte Wargalla mit einem verdeckten Nachschuss (50.).

Unterföhring wirkte phasenweise hilflos gegen die gut und schnell kombinierenden Dachauer. Doch der Trainer hatte eine Erklärung: "Ich kann meiner Mannschaft nicht sagen, sie soll sich hinten reinstellen. Geht nicht", so Pummer. Ihm sei schon vorher klar gewesen, "dass dieses Spiel nicht 0:0 ausgeht". Denn den Hang zum Spielerischen teilt er sich mit Dachaus Richter genauso wie die Abneigung gegen defensive Teams. Man könne eben nicht viel ausrichten, wenn Dachau in Führung geht.

Das sehen andere Spitzenteams ähnlich. Die Dachauer haben im eigenen Stadion auch schon den VfR Garching und den SV Heimstetten geschlagen, auswärts hat die Richter-Elf bislang nur halb so viele Tore geschossen wie zu Hause. "Unser Platz ist groß, der Rasen in einem Top-Zustand, das kommt unserer Art zu spielen sehr entgegen", sagt Richter, und meint damit: Ballsicherheit und schnelle Vorstöße. So wie beim zwischenzeitlichen 4:1 durch den eingewechselten Wilson Onyemaeke (72.), der einen Konter souverän abschloss. Dass Unterföhring noch zwei Tore gelangen, lag an deren nimmermüden Offensivbemühungen: Dominik Hoffmann traf per Kopf nach einem Freistoß (66.) und Daniel Jungwirth mit einem Lupfer (90.). "Die Mannschaft hat sich ja nicht hängen lassen", fand Pummer. Über die Stimmung im Team macht er sich sowieso keine Sorgen. Gerade sei man aus Liechtenstein zurückgekehrt, wo man am Freitag dem Mitspieler Martin Büchel im Länderspiel gegen Schweden (0:2) zugesehen hatte.

Und auch der neue Stürmer hatte dann noch einen kurzen Auftritt, bei dem ein Raunen durch das Stadion ging: Baydemir legte sich mit dem Rücken zum Tor den Ball per Hacke in den Lauf, zog ab und verfehlte nur um Zentimeter. Es sah ganz danach aus, als ob er beim FC Unterföhring noch einigen Spaß haben kann.

© SZ vom 12.10.2015 - Rechte am Artikel können Sie hier erwerben.
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