Fußball-Bayernliga:Fluch der Unentschieden

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SC Fürstenfeldbruck tritt nach dem 0:0 gegen Nördlingen weiter auf der Stelle. Neben dem fünften Heimremis in Serie belastet den Klub nach wie vor die Aufarbeitung seiner Finanzprobleme

Von Christian Bernhard, Fürstenfeldbruck

Bayerns Landesliga Südwest taucht - wie die restlichen Landesligen Deutschlands - nicht im Portfolio der großen Wettanbieter auf, worüber im Falle des SC Fürstenfeldbruck die Wettanbieter selbst am glücklichsten sein dürften. Wie sollten sie denn sonst die Unentschieden bei Fürstenfeldbrucks Heimspielen quotieren? Fünfmal hat der SCF zu Saisonbeginn zu Hause gespielt, fünfmal gab es ein Remis. Am Samstag trat der Traditionsklub nun zum sechsten Mal im Stadion an der Klosterstraße an und, richtig, er spielte wieder remis: 0:0 trennte sich die Mannschaft von Trainer Tarik Sarisakal am 11. Spieltag vom TSV Nördlingen.

Sarisakal war nach der Partie durchaus zufrieden. Die Einstellung habe zu 100 Prozent gestimmt, sagte er, auch taktisch gefiel ihm, was er gesehen hatte: "Wir haben die Räume sehr gut eng gemacht." Nach der 2:6-Schlappe am Spieltag zuvor gegen den TSV Kottern hatte Sarisakal von seiner Mannschaft eine Reaktion gefordert. Und er habe sie bekommen, das stimme ihn positiv, sagte Sarisakal.

Nördlingens Trainer Tobias Luderschmied zollte dem SCF zudem Respekt für seine fußballerischen Qualitäten. Der Gegner habe einen "wirklich guten" Eindruck hinterlassen, sagte er, "sie wollen Fußball spielen und sind mutig. Da haben wir schon gegen weitaus schlechtere Mannschaften verloren." Das Kompliment kam von qualifizierter Stelle, Nördlingen wurde zu Saisonbeginn von vielen in der Liga als Aufstiegsfavorit gesehen. Momentan belegen die Schwaben aber nur Rang acht.

Trotz all des Lobes steckt auch Fürstenfeldbruck mit zwölf Punkten als Zehnter weiter im Tabellen-Mittelfeld fest, der Vorsprung auf die Abstiegs-Relegationsränge beträgt nur zwei Zähler. Zu Hause immer nur Unentschieden zu spielen sei "einfach zu wenig", beklagte Sarisakal, einmal mehr verhinderte am Samstag die schlechte Chancenverwertung einen möglichen Sieg. Diesmal war es der letztjährige Regionalliga-Spieler Uli Fries, der zwei glänzende Möglichkeiten ausließ: Erst scheiterte er nach einem Solo völlig freistehend an Nördlingens Torhüter Kevin Maschke (39.), kurz darauf schoss er Maschke nach schöner Vorarbeit von Nickoy Ricter aus sechs Metern erneut an (43.).

Zwei Großchancen, kein Tor: Auch dem regionalligaerfahrenen Uli Fries gelang es nicht, dem SCF durch einen Treffer mehr Sicherheit zu geben. (Foto: Günther Reger)

Ricter, 19 Jahre alt, war eines von sieben Fürstenfeldbrucker Eigengewächsen, die gegen Nördlingen in der Startelf standen, außerdem waren sieben SCF-Spieler, die von Beginn an spielten, 21 Jahre alt oder jünger. Sarisakal betonte, dass diese jungen Spieler vor zu viel Druck geschützt werden müssten. Er meinte damit auch, dass in den nächsten Wochen möglichst ein Puffer zu den Abstiegsplätzen gelegt werden sollte. "Ich kann von den 19-Jährigen nicht verlangen, dass sie den Karren aus dem Dreck ziehen."

Die Karren-Dreck-Metapher bezog sich dabei weniger auf die sportliche Situation des Vereins. Lange war kolportiert worden, der Klub sei zahlungsunfähig, die Rede war von Verbindlichkeiten in Höhe von 90 000 Euro. Bei der Jahreshauptversammlung im Mai wurde Jakob Ettner zum neuen Präsidenten gewählt, er und Vizepräsident Andreas Conrad versprachen eine solidere Finanzpolitik.

Dieser Prozess ist in vollem Gange, aber alles andere als leicht. Das Präsidium kämpft mit alten Rechnungen und Abstimmungsproblemen, Conrad spricht von "täglichen Stolpersteinen" und von "Problemen, Struktur reinzubringen". Das neue Präsidium arbeite "immer noch alte Sachen auf, daher können wir noch kaum selbst Akzente setzen". Die Situation sei "unwahrscheinlich schwierig", die drohende Insolvenz aber immerhin momentan kein Thema: "In diese Richtung haben wir keine Probleme", betont Conrad.

Der Etat für die erste Mannschaft wurde im Vergleich zum Vorjahr um 40 Prozent gekürzt, trotzdem will Conrad "sportlich an die Rückrunde der vergangenen Spielzeit anknüpfen", als die letzten sechs Saisonspiele allesamt gewonnen wurden. Um wieder dahin zu kommen, sollte Fürstenfeldbruck aber zunächst einmal mit einem beginnen: endlich das erste Heimspiel zu gewinnen.

© SZ vom 08.09.2014 - Rechte am Artikel können Sie hier erwerben.
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