Fußball-Bayernliga:Emotionen statt Taktik

Lesezeit: 2 min

Lange wirkten Pullachs Fußballer in diesem Jahr unschlagbar, zurzeit sehen sie - wie rechts im Bild Orkan Balkan - ein paar Nummern kleiner aus. (Foto: Lukas Barth)

Nach zuletzt drei desaströsen Niederlagen meldet sich der frühere Tabellenführer SV Pullach beim 1:1 gegen Eichstädt zumindest mit einer starken Anfangsphase und tadelloser Einstellung zurück

Von Stefan Galler, Pullach

So manche bayerische Redewendung hat sich Frank Schmöller in den vergangenen 20 Jahren angeeignet, das Nordlicht ist ja damals nach seinem Engagement im Zweitligakader der SpVgg Unterhaching Mitte der neunziger Jahre im Raum München hängengeblieben. Nach dem 1:1 (1:1) seines SV Pullach gegen den VfB Eichstätt langte der Trainer der Isartaler jedenfalls ganz tief in den bajuwarischen Sprachfundus: "Ich bin ja auch nicht auf der Brennsuppe dahergeschwommen", sagte der 48-Jährige und spielte darauf an, dass er wegen der jüngsten Negativserie mit drei Niederlagen am Stück die Bayernliga-Meisterschaft nicht mehr als Primärziel ansieht. "Wir können nicht mehr viel gewinnen und nicht mehr viel verlieren", sagte Schmöller angesichts von drei Zählern Rückstand auf den enorm stabilen TSV Rain, weshalb er die verbleibenden Spiele auch dazu nutzen werde, die Kaderplanung für die neue Saison anzugehen.

Und so gab es für das Eichstätt-Spiel einen Wechsel auf der Torwartposition: Für Sandro Volz, der im Sommer nach Buchbach wechselt, rückte Nsuka-Zola Cerruti zwischen die Pfosten. "Ich will ihn unter Wettkampfbedingungen sehen", so Schmöller. Was nichts anderes heißt, als dass der Coach prüft, ob er sich im Sommer eine neue Nummer eins suchen muss oder ob er eher einen Stellvertreter für Cerruti benötigt. Höchstwahrscheinlich wird er einen neuen Top-Torjäger brauchen, denn Orhan Akkurt, 29, steht offenbar vor dem Absprung. Der 30-fache Saisontorschütze wird mit den Regionalligisten SV Heimstetten und TSV Buchbach in Verbindung gebracht.

Gegen Eichstätt zeigte sich Akkurt wie der gesamte SV Pullach stark verbessert nach den streckenweise desaströsen Leistungen zuletzt gegen Rain (0:4), Wolfratshausen (0:1) und Unterföhring (0:3), bei denen Manager Theo Liedl bisweilen "Auflösungserscheinungen" ausmachen musste. "Ich habe diesmal bewusst auf taktische Anweisungen verzichtet", sagte Übungsleiter Schmöller, der vielmehr versuchte, seine Balltreter über Emotionen zu packen. "Ich habe ihnen gesagt, dass wir all das auf uns nehmen, weil wir den Fußball lieben. Deshalb treffen wir uns viermal die Woche und verbringen so viel Zeit damit."

Immerhin eine knappe halbe Stunde lang nahm sich die Mannschaft die Worte des Trainers zu Herzen, nachdem sie gleich einen Start nach Maß hingelegt hatte: Alexander Benede traf schon in der neunten Minute zum 1:0 für die Gastgeber. Maxi Schuster hätte per Fernschuss für eine komfortablere Führung sorgen können, zielte jedoch zweimal drüber. Dann kam Eichstätt zurück, Florian Grau zirkelte das Spielgerät von der Strafraumkante in den Winkel - 1:1 (29.). Anschließend war es dann zwar mit der großen Pullacher Herrlichkeit auch schon wieder vorbei, Schmöller sah es trotzdem positiv: "Ich bin jetzt mal prinzipiell froh, dass wir wenigstens zu Spielbeginn gezeigt haben, dass wir kicken können. Und die Einstellung hat auch danach gestimmt." Tatsächlich gab es auch in der zweiten Halbzeit die ein oder andere gute Pullacher Szene, etwa als Akkurt per Kopf den Pfosten traf.

© SZ vom 04.05.2015 - Rechte am Artikel können Sie hier erwerben.
Zur SZ-Startseite

Lesen Sie mehr zum Thema

Jetzt entdecken

Gutscheine: