Fußball-Bayernliga:Den Knipser zwickt's

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Reichlich Gegenwehr: Der SV Heimstetten (li. Clemens Kubina) erlangt erst nach dem Seitenwechsel die Spielkontrolle gegen Kottern - und nutzt sie. (Foto: Claus Schunk)

Trotz Rückenbeschwerden erledigt Heimstettens Orhan Akkurt gegen Kottern seinen Job

Von Christian Bernhard, Kirchheim

Als sein fußballerischer Arbeitstag zu Ende ging, ließ ein Blick ins Orhan Akkurts Gesicht vermuten, dass es kein guter gewesen war. Akkurt hatte noch ein paar Worte mit dem Schiedsrichter zu wechseln, der ihm kurz zuvor Gelb gezeigt hatte, dann machte er sich auf den Weg Richtung Auswechselbank des SV Heimstetten. Er griff sich an den Rücken, der ihm einmal mehr Probleme bereitet hatte. Akkurt habe sich kaum bewegen können, erklärte SV-Trainer Heiko Baumgärtner; vor einer Woche, beim Spiel gegen den SV Kirchanschöring, wurde er erst auf der Busfahrt fitgeknetet. Getroffen hat der 30-Jährige dennoch in beiden Partien: beim 1:1 in Kirchanschöring und zum 1:0-Erfolg gegen den TSV Kottern am Freitagabend. Durch den "dreckigen Sieg" (Baumgärtner) gegen den Aufsteiger aus Kempten verteidigte der Regionalliga-Absteiger seine Bayernliga-Tabellenführung.

Von einem Absteiger-Aufsteiger-Unterschied war zu Beginn nichts zu sehen gewesen. Unter einer wunderbaren Abendsonne war Kottern zu Beginn die spielbestimmende und gefährlichere Mannschaft. Alleine in den ersten zehn Minuten vereitelte Heimstettens Torhüter Markus Aigner - Marjan Krasnic ist laut Baumgärtner awegen Ellbogenproblemen noch nicht fit - zwei gute Schusschancen der Gäste (Christoph Mangler, 4.; Johannes Landerer, 10.).

"In den ersten 20 Minuten waren wir nicht präsent", sagte Baumgärtner, weder er noch der Gegner habe seine Mannschaft "gespürt". Als Heimstetten seine erste echte Torchance hatte - Manuel Duhnke prüfte Kotterns Torhüter Michael Liebherr aus 18 Metern - waren bereits 40 Minuten vergangen. Die Gastgeber konnten von Glück reden, dass es noch 0:0 stand, denn eine Minute zuvor hatte erneut Mangler aus rund 25 Metern einen halbherzigen Heber neben das von Aigner verlassene Tor gesetzt.

In der Halbzeitpause "habe ich meine Jungs ein bisschen aufgeweckt", erklärte Baumgärtner nach der Partie - und das fruchtete. Nur wenige Sekunden waren gespielt, da kam Akkurt zum Abschluss, zielte aber zu hoch. Kottern machte die Räume nun eng und überließ Heimstetten die Spielkontrolle, strahlte bei Kontern aber Gefahr aus. So wie in Minute 60, als die Kemptner eine Top-Kontersituation fahrlässig ausspielten und gleich dafür bestraft wurden. Im Gegenzug schickte Manuel Duhnke nämlich Akkurt steil, und der 30-Jährige traf souverän zum entscheidenden 1:0. Dafür habe man Stürmer, "dass sie ihren Job erledigen", betonte Baumgärtner. Sebastiano Nappo verpasste in Minute 70 die Vorentscheidung, als sein Heber an die Oberkante der Latte ging, in der Nachspielzeit vertändelte er eine Drei-gegen-eins-Kontersituation leichtfertig. Die Punkte blieben aber in Heimstetten - und machten Baumgärtner glücklich, obwohl es kein überzeugender Auftritt gewesen sei, denn: "Solche engen Siege schweißen noch mehr zusammen."

Zehn Punkte und nur ein Gegentor in vier Partien machen den SV zum Bayernliga-Spitzenreiter, das Attribut "Spitzenmannschaft" will sich Baumgärtner aber noch nicht aufdrücken lassen. Dafür sei es noch zu früh, erklärte er und bezeichnete den Auftritt seines Teams lieber als "clever". Die Favoritenrolle gibt er an den VfR Garching weiter, auf den er am 12. August im Verbandspokal treffen wird. Garching, so Baumgärtner, sei "Topfavorit in der Liga", außerdem rechnet er im Kampf um die Spitzenplätze mit Sonthofen, Unterföhring, Rosenheim und Pullach. Der SV-Trainer gibt sich zurückhaltend, doch wer einen Akkurt in seinen Reihen hat und trotz acht verletzter Spieler so gut in die Saison gestartet ist (gegen Kottern hatte Baumgärtner nur vier Feldspieler auf der Bank), kann beruhigt in die kommenden Wochen blicken.

© SZ vom 03.08.2015 - Rechte am Artikel können Sie hier erwerben.
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