Fußball-Bayernliga:Brutale Qualitäten

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So sieht Entschlossenheit aus: Lukas Riglewski (hier gegen Pipinsrieds Kapitän Thomas Berger) ist an allen fünf Toren des SV Heimstetten beteiligt. (Foto: Claus Schunk)

Weil der SV Heimstetten vor dem Tor wesentlich zielstrebiger agiert, bezwingt er den FC Pipinsried 5:0. Dessen Spielertrainer Fabian Hürzeler muss nun einen Fehlstart moderieren, dabei war er erneut recht zufrieden mit seinem Team - nur der Killerinstinkt fehle

Von Christian Bernhard, Kirchheim

Fabian Hürzeler hat erst zwei Ligaspiele als Trainer hinter sich, eine goldene Regel hat sich der Spielertrainer des FC Pipinsried aber bereits selbst auferlegt: Die Schiedsrichterleistungen will er nicht kommentieren. Am Mittwochabend, nach dem 0:5 beim SV Heimstetten, fiel ihm das bereits sichtlich schwer.

Hürzeler war zum zweiten Mal in der vor einigen Tagen gestarteten Saison in der Bayernliga Süd alles andere als unzufrieden mit dem Auftritt seiner Mannschaft. Das Problem sind die nackten Zahlen: zwei Spiele, kein Punkt, kein Tor, sechs Gegentreffer. Hürzeler weiß, was das bedeutet: "Klar, jetzt wird vom Fehlstart geredet." Wie schon nach der Partie gegen Sonthofen (0:1) müsse er seine Spieler nun wieder aufbauen.

Der 23-Jährige ist aber überzeugt davon, dass seine Mannschaft bald schon ein anderes Gesicht zeigen wird. "Wir befinden uns in einer Entwicklungsphase, es geht nicht von heute auf morgen", betonte er. Aber: "Wir werden immer noch eine gute Saison spielen. Ich habe auch heute wieder Positives gesehen." Mehr davon bekam allerdings Heiko Baumgärtner, Trainer der siegreichen Heimstettener, geboten. "Wir wussten, dass wir Scheiße gebaut hatten und anders auftreten müssen", sagte er mit Blick auf das 1:4 zum Auftakt in Kottern. Die Antwort darauf habe gepasst, und sie sei wichtig gewesen.

Dabei hatten die Gäste aus Pipinsried deutlich besser begonnen und die Partie in der Startviertelstunde dominiert, sie überzeugten mit einer guten Spielanlage und kombinierten gefällig bis zum Heimstettener Strafraum. Dort war es aber vorbei mit der Leichtigkeit. Junis Ibrahim etwa setzte einen Heber-Versuch alleine vor Maximilian Riedmüller in die Hände des SVH-Torhüters (10.). "Uns hat wieder der Killerinstinkt gefehlt", beklagte Hürzeler. "So gewinnst du keine Spiele in der Bayernliga."

Heimstetten brauchte 15 Minuten, um in die Partie zu finden, weil Baumgärtner das Spielsystem umgestellt hatte: Statt im 4-2-3-1 hatte er seine Spieler im 4-1-4-1-System aufs Feld geschickt, da er im Mittelfeld einen Spieler mehr als der Gegner haben wollte. "Wir mussten uns erst finden", erklärte er die anfänglichen Probleme. Das gelang: Pipinsrieds Torhüter Thomas Reichlmayr konnte einen Kopfball von Daniel Steimel gerade noch an die Latte lenken (21.), gegen den von Qemajl Beqiri an Sebastian Nappo durch ein "dummes Foul" (Hürzeler) verursachten und von Lukas Riglewski verwandelten Elfmeter war er allerdings machtlos. Für Pipinsried kam es vor der Pause noch schlimmer: Erst drückte Sebastian Müller den Ball aus kürzester Distanz zum 2:0 über die Linie (38.), dann ging ein Kopfball des ehemaligen Heimstetteners Marco Bläser an den Pfosten (40.), und zu guter Letzt sah Ruben Popa Rot, da er Maximilian Hintermaier beim Streit um einen Einwurf den Ball in den Rücken geschleudert hatte. Beide Trainer fanden den Platzverweis überzogen.

Mit einem Mann weniger begannen die Gäste auch die zweite Halbzeit stark, Riglewskis 3:0 aber brach den Willen der Gäste (64.). Danach habe seine Mannschaft "die Kraft, die Konzentration und auch die Defensiv-Ordnung verloren", sagte Hürzeler. Das Endergebnis - Nappo (76.) und Riglewski (84.) trafen noch - sehe dementsprechend "natürlich bitter" aus.

Apropos Riglewski: Der 22-Jährige hatte bei allen fünf SVH-Treffern seine Füße im Spiel, zwei bereitete er vor, dreimal traf er selbst. Bereits am ersten Spieltag hatte er per Elfmeter den einzigen SVH-Treffer erzielt. "Nach vorne hat Lukas brutale Qualitäten", sagte Baumgärtner, aber Riglewski wisse auch, dass er immer weiter an sich arbeiten müsse. Fakt ist: Mit Riglewski, Nappo und Orhan Akkurt, der am ersten Spieltag noch gefehlt hatte, hat Heimstetten eine beneidenswerte Offensive.

Diese reist am Samstag zum noch punktlosen TSV Landsberg (Anpfiff 14 Uhr). Baumgärtner erwartet dort einen "unangenehmen, giftigen und defensiv sehr starken" Gegner. Hürzeler versucht bis zum Wochenende, seinen Spielern den Willen vor dem gegnerischen Tor einzutrichtern. "Der fehlt mir noch, Umbruch hin oder her." Allerdings muss sein Team als Tabellenletzter zum Spitzenreiter TSV Kottern (Samstag, 16 Uhr). Der hat bereits zehn Tore auf seinem Konto. Heimstetten hatte dort zum Auftakt 1:4 verloren.

© SZ vom 22.07.2016 - Rechte am Artikel können Sie hier erwerben.
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