Fußball-Bayernliga:Aufwachen und unterschreiben

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In Hankofen spielte Stefan Held zum zweiten Mal hintereinander, die etatmäßige Nummer eins Tobias Antoni saß nicht einmal auf der Bank. (Foto: Heigl)

Der Tabellenzweite FC Pipinsried verliert zum ersten Mal seit Anfang Oktober ein Pflichtspiel. Nach dem 0:1 in Hankofen wird Spielertrainer Strobl deutlich: Er werde genau beobachten, "wer noch Bock hat"

Von Christoph Leischwitz, Pipinsried

Ende Februar war der FC Pipinsried ins Trainingslager an den Gardasee gefahren, und dort hatte Tobias Strobl nicht nur viele Übungseinheiten angesetzt, sondern auch viele Gespräche geführt. Gute Gespräche eigentlich, erinnert er sich, über die Zukunft. Doch jetzt hat der Spielertrainer das Gefühl, dass diese Gespräche vielleicht doch nicht so viel bewirkt haben: "Es wäre jetzt an der Zeit, Verträge für das kommende Jahr zu machen", findet er. Man müsse nun mal zweigleisig planen, also sowohl für einen Aufstieg in die Regionalliga als auch für die Bayernliga. "Und auch dafür brauche ich Spieler mit Motivation", betont der 27-Jährige. Er habe nämlich das Gefühl, dass diese bei einigen Spielern wegen der ungewissen Lage nachlasse.

Ob es an der mentalen Einstellung seiner Spieler lag oder ob die SpVgg Hankofen-Hailing schlicht den besseren Tag erwischt hatte? Jedenfalls verlor Strobls Mannschaft am Samstagnachmittag zum ersten Mal seit dem 3. Oktober wieder ein Pflichtspiel. Das entscheidende 0:1 fiel in der 79. Spielminute durch Matthias Lazar, nach einem Eckball. Strobl fand das typisch für die Partie: "Die bessere Mannschaft hat gewonnen, aber auch nur nach einem Standard. Beide haben nicht viele Chancen gehabt", sagte er. Pipinsried kam in der ersten Halbzeit lediglich zu zwei Torschüssen vom Strafraumrand durch Artur Kubica, und in der zweiten Halbzeit zu gar keinen nennenswerten Möglichkeiten. Auch dann nicht, als Strobl den grippegeschwächten Serge Yohoua unmittelbar nach dem 0:1 einwechselte. "Ich weiß auch gar nicht, ob wir ihm damit einen Gefallen getan haben, ihm geht's nicht gut", sagte Strobl. Kurz vor Schluss geriet der Tabellenzweite dann auch noch in Unterzahl, Alexander Schuster musste mit Gelb-Rot vom Platz. "Er hat eigentlich nur drei Fouls in dem Spiel begangen", berichtet Strobl, und dabei hätte auch nur das dritte eine Karte verdient gehabt.

"Aber in Hankofen ist es so: Das Publikum ist der zwölfte, vielleicht sogar der dreizehnte Mann, die haben da eine geile Stimmung", glaubt Strobl. Und in der hitzigen Atmosphäre säßen die Karten vielleicht ein bisschen lockerer. Einmal hatten die Pipinsrieder noch Pech, als der Schiedsrichterassistent Mitte der zweiten Halbzeit ein Tor zurückwinkte. Strobl hatte Andreas Götz den Ball in den Lauf gespielt. "Da hätte es vielleicht Abseits sein können", sagt Strobl, danach dann nicht mehr, denn Götz hatte den Ball fast von der Grundlinie nach innen gespielt. Doch insgesamt habe Hankofen seinem FC "den Schneid abgekauft", gab Strobl zu, die SpVgg war zweikampfstärker und ganz offensichtlich motivierter. Mit dem unerwarteten Sieg sehen die Hankofener den Klassenerhalt jetzt als gesichert an.

In den kommenden Tagen müssten sich einige Spieler hinterfragen, sagt Strobl. Doch das hatte er auch schon nach dem 1:1 vor zwei Wochen in Raisting gefordert. Es gehe jetzt auch darum, dass er Entscheidungen treffen müsse: "Es könnte auch zu einem Aderlass kommen", droht er offen. "Wir werden uns das in den kommenden Wochen ganz genau anschauen, wer noch Bock hat." Gleichzeitig müsse FC-Präsident Konrad Höß aber Verträge aushandeln, denn viele Spieler belaste womöglich nur die ungewisse Zukunft.

Strobl hat in den vergangenen Wochen bereits einige Akzente gesetzt, um den Konkurrenzkampf anzufachen. So stand zum Beispiel Stefan Held nun schon zum zweiten Mal im Pipinsrieder Tor. "Der Stefan hat gedacht, er sei zu weit weg von Tobi. Und der Tobi hat gedacht, er sei gesetzt. So eine Situation bringt ja beide nicht weiter", sagt Strobl. Dass besagter Tobias Antoni in Hankofen nicht einmal auf der Bank saß, begründet der Trainer so: "Ich weiß nicht, ob ihm das recht wäre." Darüber hinaus wurde kürzlich der Vertrag mit dem 21-jährige Abwehrspieler Michael Guggumos aufgelöst, der ehemalige Junioren-Bundesligaspieler für den FC Augsburg habe "das selbst entschieden", sagt Strobl knapp.

In den kommenden drei Wochen soll die Kaderplanung für die nächste Saison weitgehend abgeschlossen sein, und in drei Wochen wird man auch schon genauer wissen, wie groß die Pipinsrieder Chancen auf einen Aufstieg noch sind: Nach einem Heimspiel gegen den Letzten Unterhaching II steht das Spitzenspiel gegen Pullach und dann das Duell gegen den Dritten Rain auf dem Programm.

© SZ vom 30.03.2015 - Rechte am Artikel können Sie hier erwerben.
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