Fußball-Bayernliga:Abtasten auf hohem Niveau

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Nicht gerade unbedrängt: Rains Dominik Bobinger stoppt Pipinsrieds Serge Yohoua - die Partie am Mittwochabend war nichts für Stürmer. (Foto: Niels P. Jörgensen)

Beim 0:0 im Bayernliga-Verfolgerduell zeigen Pipinsried und Rain ihr Aufstiegspotenzial - vor allem beide Abwehrreihen

Von Christoph Leischwitz, Pipinsried

Es sieht vielleicht ein wenig danach aus, aber es riecht noch nicht nach Regionalliga in Pipinsried. Die Sonne scheint, die frische Landluft liegt wie ein unsichtbarer Nebel über allem, sie steckt später auch in der Kleidung. Die Stadionsprecherin liest während des Spiels minutenlang die Kennzeichen der Autos vor, die unverzüglich umgeparkt werden müssen. 950 Zuschauer sind zu diesem Spitzenspiel zwischen dem FC Pipinsried und dem TSV Rain gekommen. Das sind noch einmal rund 200 mehr als vor elf Monaten, als Pipinsried gegen 1860 Rosenheim in der Relegation um den Aufstieg scheiterte.

Das Fußballstadion ist ein Schmuckkästchen, eingerahmt von einem Acker, Laubbäumen und Brennholzstapeln. Aber eben kein Schmuckkasten. Am Mittwochabend war es so voll, dass viele nur noch einen schlechten Blick auf das Spielfeld hatten, weil sie an der Bande in zweiter oder dritter Reihe standen. In der kommenden Saison könnten der FC Bayern II oder Wacker Burghausen hier spielen. Es würden noch mehr Zuschauer kommen, und dann könnte es richtig eng werden in Pipinsried.

Das Spiel gegen Rain endete 0:0. Es gab wenig neue Erkenntnisse darüber, welches der beiden Teams nun den direkten Aufstieg schaffen wird, und welches dafür zusätzliche Spiele bestreiten muss - immer vorbehaltlich der Frage, ob Pipinsried überhaupt die Lizenz erhält. "Ich denke, es war ein gerechtes Unentschieden", sagte Spielertrainer Tobias Strobl. "Wir befinden uns auch auf dem gleichen Niveau", fügte er an und schloss dabei Spitzenreiter SV Pullach mit ein, der auf einen möglichen Aufstieg verzichtet hat. Die Partie der beiden Verfolger jedenfalls zeigt: Sportlich ist der FCP eher gewappnet als infrastrukturell.

Das Spiel endete zum Beispiel auch deshalb torlos, weil in Tobias Antoni ein regionalligatauglicher Torwart für Pipinsried zwischen den Pfosten steht, der dafür sorgen kann, dass ein regionalligatauglicher Stürmer wie Sebastian Kinzel kein Tor erzielt. Rains Angreifer hat in der laufenden Saison schon 38 Mal getroffen, doch Antoni parierte etwa seinen platzierten Freistoß in der 63. Minute sehenswert. Auf der anderen Seite fehlte nach einigen regionalligatauglichen Kombinationen das Glück im Abschluss: Der auffälligste Pipinsrieder Arthur Kubica traf aus wenigen Metern nur den Kopf eines auf der Torlinie stehenden Abwehrspielers (24.). Rain hatte leichte Vorteile, zu Beginn der zweiten Halbzeit gelang es den Gästen sogar, die Pipinsrieder komplett in deren Hälfte zu drängen.

Es gab wenige Torchancen, in Kinzel und Serge Yohoua wurden die jeweils wichtigsten Stürmer vorzeitig ausgewechselt. Was auch daran liegt, dass beide Teams regionalligataugliche Verteidiger haben. Zwar fehlte Pipinsrieds Philip Grahammer berufsbedingt, dafür hielt einer die Abwehr zusammen, mit dem man gar nicht mehr gerechnet hatte: Christian Adrianowytsch, 28, hatte sich im vergangenen Juli einen Kreuzbandriss zugezogen, nach einer weiteren Verletzung im Winter hieß es, er müsse womöglich seine Karriere beenden.

Seit anderthalb Wochen ist der Abwehrchef wieder im Training, zuletzt in Pullach wurde er für drei Minuten eingewechselt - nun spielte er von Beginn an. "Das war ein Abtasten heute", sagte er über die taktischen Marschrouten beider Teams. Für Abwehrspieler bedeutet "Abtasten" selten das, wonach es sich anhört. "Mir tut alles weh", sagte Adrianowytsch nach 90 anstrengenden Minuten. Doch er hielt durch. Und zeigte in seinem ersten Spiel über die volle Distanz, wie wichtig er für Pipinsried sein kann - vor und nach einem möglichen Aufstieg.

© SZ vom 17.04.2015 - Rechte am Artikel können Sie hier erwerben.
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