Football:Zu zweit in der Großstadt

Lesezeit: 2 min

"Ein Jahr nur verlieren wäre schon heftig": Claudia Kühn (li.) will sich mit ihren Kolleginnen von den Cowboys Ladies in der ersten Liga etablieren. (Foto: c. hess)

Die Munich Cowboys Ladies starten mit 23 neuen Spielerinnen in die Football-Saison - und mit einer derben 0:14-Niederlage gegen Kiel

Von Christoph Leischwitz, München

Ist die Stadt groß genug für zwei Frauenfootball-Mannschaften? Sebastian Ayernschmalz sitzt in der untersten Reihe der Haupttribüne des Münchner Dantestadions und blickt auf das leere Spielfeld. Seine Mannschaft, die Munich Cowboys Ladies, hatte gerade 0:14 gegen die Kiel Baltic Hurricanes verloren. Eigentlich ist der junge Trainer damit sogar recht zufrieden, jeder Footballspieler hat schon mal deutlich höher verloren. Außerdem besteht sein Team gerade mal aus sechs Spielerinnen mit langjähriger Erfahrung, die restlichen 23 an diesem Samstag sind "Rookies", Neulinge. "Zwei individuelle Fehler haben zu den Gegenpunkten geführt", sagt Ayernschmalz. Dass diese passieren würden, damit hatte er gerechnet.

Das Frauenteam der Munich Cowboys steckt, ähnlich wie die Männer, in einer Umbruchphase. Bei den Frauen wirkt sich das nur stärker aus, weil der Kader insgesamt viel kleiner ist. Im Frauen-Football geht es momentan nicht um Auf- oder Abstieg, sondern darum, zu lernen, den Sport voranzubringen. Insofern sind die Cowboys Ladies, deutscher Meister von 2006, nur repräsentativ. Fraglich ist aber, warum sie dann nicht in der zweiten Liga gemeldet haben, was problemlos möglich wäre. "Es sah Anfang des Jahres auch noch ein bisschen besser aus", sagt Ayernschmalz mit Blick auf die Kadergröße. Außerdem sei die erste Liga auch ein "Alleinstellungsmerkmal". Männer und Frauen in der höchsten Liga, das gibt es in Deutschland nicht oft. Vor allem aber geht es darum, dass die kürzlich gegründeten München Rangers Ladies in der zweiten Liga spielen. Bei ihnen ist es umgekehrt: Sie sagen, sie wollen erst noch ein bisschen Erfahrung sammeln, bevor sie in die erste Liga gehen.

Die neue Mannschaft hatte kein Testspiel, nur zwei Trainingstage mit den Teams aus Stuttgart und Berlin verbracht. Das Spiel gegen Kiel zeigte, dass noch viel Grundlagenarbeit ansteht. In der Linie vor der Spielmacherin etwa sind drei von fünf Spielerinnen neu, dort fehlt noch das gemeinsame Timing, damit die Gegnerinnen nicht durchkommen. Dasselbe gilt für das Passspiel: "Wenn ein Wurf irgendwo landet, wo weit und breit keine Mitspielerin steht, dann sieht das erst mal komisch aus", sagt Ayernschmalz. Doch man habe schon im ersten Spiel gesehen, dass die jungen Spielerinnen schnell lernten. "Wichtig war: Wir sind nicht auseinander gefallen. Und die Mädchen machen den Mund auf." Dinge zu hinterfragen und sich etwas zu trauen, davon lebe dieser Sport. Ziel sei es, sich beständig zu steigern und Grundlagen für eine gute nächste Saison zu legen, sportlich wie gruppendynamisch. Und heuer vielleicht noch eines von sechs Saisonspielen zu gewinnen. "Ein Jahr nur verlieren wäre schon heftig", findet der Trainer.

Die größte Motivation für die neuen Spielerinnen besteht darin, dass sie tatsächlich schnell lernen können. Obwohl Ayernschmalz erzählt, wie schwer es sei, Trainer für Frauenfootball zu finden, ist sein Team recht groß geworden. Außerdem stehen im Kader vier Nationalspielerinnen, die ihr Wissen gerne weitergeben. Von ihrem Engagement hängt auch ab, wie groß der Zusammenhalt sein wird. Von Aktionen etwa wie jener von Christina Zeitler, die sich, gerade am Flughafen angekommen, ein Taxi leistete, um zumindest noch in der zweiten Halbzeit spielen zu können. Oder eben vom 27-jährigen Ayernschmalz, der allein für das Training zweimal in der Woche von Schwäbisch Hall nach München fährt. Er hofft, dass das Team zusammenbleibt, doch man müsse auch befürchten, dass Spielerinnen immer wieder mal abgeworben werden. Ist die Stadt also groß genug für zwei Teams? Ayernschmalz überlegt ein paar Sekunden. Dann sagt er: "Eigentlich nicht." Aber er würde gerne das Gegenteil beweisen.

© SZ vom 18.05.2015 - Rechte am Artikel können Sie hier erwerben.
Zur SZ-Startseite

Lesen Sie mehr zum Thema

Jetzt entdecken

Gutscheine: