Football:Aus dem Tritt

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Es läuft nicht rund: Ryan Retzlaff steckt wie die viele Teamkollegen in einem Tief, in Stuttgart wollte dem Cowboys-Receiver nicht viel gelingen. (Foto: Claus Schunk)

Die Münchner Bundesliga-Footballer kassieren in Stuttgart erneut eine verstörende Niederlage. Aber trotz der 0:43-Pleite bleibt Präsident Werner Maier gelassen, er vertraut auf Rückkehrer und leichte Gegner

Von Christoph Leischwitz, München

Im Juli findet in den USA die Weltmeisterschaft im American-Football statt - ohne Deutschland. Die Nationalmannschaft hatte, wie auch die österreichische, ihre Teilnahme abgesagt, nachdem der geplante Ausrichter Schweden das Event finanziell nicht stemmen konnte. Statt WM gibt es nun für die meisten deutschen Teams eine vierwöchige Sommerpause. Und kaum eine Mannschaft dürfte sich darüber so sehr freuen wie die Cowboys. "Sie kommt für uns gerade rechtzeitig", findet auch Präsident Werner Maier.

Das ist unschwer an den Ergebnissen der vergangenen beiden Spiele zu erkennen: Dem 22:68 in Schwäbisch Hall vor einer Woche folgte nun ein noch herberes 0:43 bei den Stuttgart Scorpions. "Das war natürlich nicht so toll, wir haben uns nicht gut verkauft. Der eine oder andere Spieler hat nicht unbedingt seinen besten Tag gehabt", sagte Maier. Auch mit Blick auf das Hinspiel, das man vergleichsweise knapp 14:26 verloren hatte. Er spielte unter anderem auf Quarterback Ward Udinski an, der im Hinspiel noch nicht dabei gewesen war. Generell sei er mit dem US-Zugang zwar sehr zufrieden, diesmal habe er aber einige unnötige Fehlpässe in die Arme des Gegners geworfen. Auch der andere Schlüsselspieler der vergangenen Wochen, der Receiver Ryan Retzlaff, zeigte Schwächen. Schon beim ersten Angriff verlor er kurz vor der gegnerischen Endzone den Ball, statt einer frühen Führung gelang Stuttgart im Gegenzug das 7:0, die Cowboys liefen dem Rückstand über die gesamte Spielzeit hinterher.

Doch die Verantwortlichen verzichten auf eine Generalkritik, weder an einzelnen Spielern noch am Spielsystem. Zwar erinnert vieles in der aktuellen Situation an ein Zwischentief in der vergangenen Spielzeit, mit ähnlich verstörenden Ergebnissen. Maier weiß aber, dass diese auf das Gemüt einer Mannschaft drücken können, selbst wenn im Football so etwas wie ein Torverhältnis keine Berücksichtigung findet. Doch die damals so hohen Niederlagen trugen dazu bei, dass der gesamte Trainerstab ausgetauscht wurde und viele Spieler den Verein verließen - und das, obwohl man am Schluss als Tabellenvierter sogar noch die Playoffs erreicht hatte.

"Wir waren zuletzt unterbesetzt", sagt Maier, das habe sich auch auf die Qualität des Trainings ausgewirkt. Doch diesmal liegt es nicht an Lustlosigkeit, internen Grabenkämpfen oder mangelnder Perspektive. Diesmal sind schlicht einige Spieler im Urlaub, vor allem aber sind viele verletzt. Man hatte in Stuttgart sowieso keinen Sieg erwartet. Die Cowboys waren mit 31 Spielern angereist, gerade genug, um eine Verbandsstrafe zu vermeiden. Dafür hatte man auf einige Akteure aus der zweiten Mannschaft zurückgegriffen. Doch erfahrene Spieler wie etwa den flexiblen Offensivmann Robb Ortiz oder den Abwehrspieler Efe Kara konnten sie nicht ersetzen.

Der Präsident indes klingt nicht so ratlos wie vor einem Jahr. "Viele werden nach der Sommerpause zurückkommen", sagt er, dann stehen vermeintlich einfache Partien gegen die Franken Knights und die Rhein-Neckar Bandits an. Gegner, die klar hinter den Cowboys in der Tabelle stehen. "Ich sehe in den verbleibenden sechs Spielen vier Pflichtsiege", sagt Maier, womit man wohl erneut in den Playoffs wäre.

Damit sind zwar noch lange nicht alle Probleme gelöst, zumal sich auch in Stuttgart zwei Spieler schwer verletzten. Zwei der so genannten Tight Ends, also Passempfänger, die oft auch als Blocker agieren, mussten ins Krankenhaus gebracht werden. Bernhard Block brach sich zwei Rippen, bei Maximilian Huber besteht Verdacht auf einen Kreuzbandriss, die abschließende Diagnose steht noch aus. "Ich hoffe, Ward gehen nicht die Optionen für sein Offensivspiel aus", sagt Maier. Doch da ist es beruhigend, dass nicht nur Verletzte zurückkehren werden: Receiver Philipp Vinzenz, einer der wichtigsten Spieler der vergangenen Jahre, ist Ende Juli nach einem Spanien-Aufenthalt wieder einsetzbar, ebenso Abwehrspieler Daniel Nentwich, der in den USA weilte.

Viele hatten die Cowboys im Frühjahr schon als Abstiegskandidaten gehandelt, die aktuellen Ergebnisse können die Zweifler bestätigen. Aber es wäre nicht das erste Mal, dass die Cowboys zurückkommen.

© SZ vom 22.06.2015 - Rechte am Artikel können Sie hier erwerben.
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