FC Pipinsried:Fast wie Huddersfield

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Der Dorfverein und der VfR Garching trennen sich 3:3 und feiern danach gemeinsam den Abschluss einer Saison, die für beide ungemein erfolgreich war.

Von Gerhard Fischer, Pipinsried

Es kommt nicht oft vor, dass zwei Fußball-Mannschaften gemeinsam feiern. Am Samstag saßen die Kicker des FC Pipinsried und des VfR Garching vor dem Pipinsrieder Sportheim (mit Blick auf Wiesen und Wälder), sie grillten, aßen und tranken - und stießen auf ihre Erfolge an: Der winzig kleine FCP hat nach dem Aufstieg die Klasse gehalten; und der bloß etwas größere VfR ist Vierter geworden.

Kurz zuvor waren sie sich auf dem Rasen gegenüber gestanden, beim letzten Spiel dieser Regionalliga-Saison. Einen "Sommerkick" nannte FCP-Manager Roman Plesche die Partie, und bei einem Sommerkick scheint nicht nur die Sonne, da lassen die Spieler auch mal alle Fünf gerade sein, wenn sie eigentlich rennen oder grätschen sollten. Und bei einem Sommerkick fallen viele Tore, am Samstag waren es sechs, schön verteilt auf beide Seiten.

Der Super-David Pipinsried bleibt in der Liga, Super-Goliath 1860 will sie unbedingt verlassen

Garching, das Pipinsried die Spielgestaltung überließ, schoss sich zunächst mit einem Gladbach-Gedächtnis-Konterfußball zu einem 3:1-Vorsprung, ehe Kasim Rabihic, der schon den Ausgleich erzielt hatte, die Treffer zum 2:3 und 3:3 gelangen. Das dritte Tor war ein Elfmeter, in der 94. Minute. Gejuckt hat das keinen mehr, die 200 Zuschauer nicht, die Spieler nicht, und ihre Trainer eigentlich auch nicht. Garchings Coach Daniel Weber räumte ein, dass das lasche Spiel generell "für einen Trainer nicht ganz so schön" anzusehen gewesen sei. Aber geärgert hat ihn das nicht wirklich. Ach ja, für Garching trafen Toni Zimmerschied (zweimal) und Daniel Suck.

Natürlich wurde nach dem Spiel über die Saison gesprochen, die beiden Vereinen so trefflich gelungen war. FCP-Manager Plesche nannte es "eine Riesenleistung", dass seine Mannschaft den Klassenerhalt geschafft habe, noch dazu bereits zwei Spieltage vor Schluss. "Wir können stolz darauf sein." Der FC Pipinsried ist ja so etwas wie der Super-David in der Liga mit dem Super-Goliath 1860 München. David Wagner, der Trainer von Premier-League-Winzling Huddersfield Town, hatte neulich gesagt, der Klassenerhalt seiner Mannschaft sei noch höher einzustufen als der Aufstieg vor einem Jahr. Ähnliches gilt für den FC Pipinsried.

Der Pipinsrieder Stürmer Kasim Rabihic (links) erzielte drei Tore gegen Garching, was seinem Klub nach 1:3-Rückstand noch ein 3:3 bescherte. (Foto: Toni Heigl)

Pipinsried hat nur 580 Einwohner, außer dem Fußballklub kennt man höchstens die "Pipinsrieder Musikanten", die beim Düsseldorfer Rosenmontagszug und auf der "Oidn Wiesn" spielen. Ansonsten gibt es nicht viel im Dorf, das Wirtshaus hat nicht mal jeden Tag geöffnet. Als die Pipinsrieder im Sommer 2017 in das Abenteuer Regionalliga starteten, gab es auch jede Menge Rückschläge, respektive: Gegentore. Etwa ein 0:4 bei Nürnberg II, ein 0:4 gegen Augsburg II oder ein 1:4 in Bayreuth. Spielertrainer Fabian Hürzeler stellte danach von Vierer- auf Fünferkette um. "Und dann sind wir defensiv viel besser gestanden", sagt Plesche.

Der Manager wird ebenso wie Hürzeler beim FC Pipinsried bleiben. Verlassen werden den Klub die Stammspieler Ünal Tosun (zu Türkgücü) und Manuel Müller (Ziel noch unbekannt). "Wir werden dann nächste Woche einige Zugänge präsentieren", sagt der Manager. Nicht nur das Personal wird sich etwas verändern, sondern auch die Trainingsintensität. Auf Wunsch des mittlerweile zurückgetretenen Klub-Chefs Konrad Höß hatten die Pipinsrieder in der abgelaufenen Saison bloß zweimal pro Woche trainiert - das war ein Wettbewerbsnachteil gegenüber den Kontrahenten. "In der nächsten Saison könnte vom Fitnesszustand her mehr möglich sein", so Plesche. Ziel sei aber natürlich wieder "nur" der Klassenerhalt.

Beide Mannschaften haben eine gelungene Saison gespielt und werden sich in der nächsten Saison in der Regionalliga Bayern wiedersehen. (Foto: Toni Heigl)

Der VfR Garching gibt dieses Ziel auch immer aus. Dass die Garchinger nun Vierter wurden, bezeichnete Trainer Daniel Weber am Sonntagmittag als "phänomenal"; es sei die "beste Saison der Vereinsgeschichte". Man habe das nie zu träumen gewagt. "Wir sind damit die beste Amateurmannschaft in dieser Regionalliga", sagte Weber. Der Erste, Zweite und Dritte, also 1860, der FC Bayern II und Schweinfurt 05, würden ja "unter Profibedingungen" trainieren und spielen. Und dahinter kämen mit Ingolstadt II und Nürnberg II auch noch Profiteams.

Für die großartige Leistung des VfR gebe es mehrere Gründe, erklärte Weber. Er nannte die Kameradschaft, die mannschaftliche Geschlossenheit und die Wissbegierde der vielen jungen Spieler, die alles aufgesogen hätten, was Trainer und ältere Spieler vorgegeben hätten; und die es dann nach einer gewissen Anlaufzeit auch umsetzten. "Vor allem nach dem Winter haben wir teilweise grandios aufgespielt", sagte Weber. "In vier Spielen haben wir erst in der 90. Minute das Siegtor geschossen - es hat die Gruppe ausgezeichnet, nie aufzugeben."

Der Kern der Mannschaft werde zusammen bleiben, sagte er, den Klub verlassen würden Manuel Eisgruber (wird Spielertrainer in Maisach), Florian Mayer (verändert sich beruflich), Silas Göpfert (studiert künftig im Ausland) und Semi Belkahia, der Angebote von Profivereinen haben soll. Mit den Zugängen, die in den nächsten zwei bis drei Wochen bekannt gegeben werden sollen, wolle man versuchen, den Erfolg von 2017/18 "ansatzweise zu wiederholen". Um danach wieder feiern zu können.

© SZ vom 14.05.2018 - Rechte am Artikel können Sie hier erwerben.
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