FC Ismaning:Alles unter Kontrolle

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Müller des Tages: Bastian Fischer erzielte drei Treffer, einen mit einem sogenannten Panenka-Elfmeter – ein Lupfer in die Tormitte. (Foto: Claus Schunk)

Clever, ruhig, variabel: Ismaning fertig Neumarkt 5:0 ab und festigt seinen Ruf, die Wundertüte der Liga zu sein. Bastian Fischer erzielt gleich drei Treffer für den FCI - einen per so genanntem Panenka-Elfmeter, also einem schönen Lupfer in die Tormitte hinein.

Von Gerhard Fischer, Ismaning

Bastian Fischer suchte seine Schienbeinschoner. Das Spiel war aus, die Kollegen waren in der Kabine, aber Fischer stand noch draußen, lief herum, guckte ratlos, fragte sich, wo die Schoner denn sein könnten - er war zum ersten Mal an diesem Tag orientierungslos. Ansonsten war Bastian Fischer nämlich wach und fokussiert, vor allem wusste er genau, wo das Tor stand: Er traf beim 5:0 des FC Ismaning gegen den ASV Neumarkt drei Mal, einmal sogar mit einem Panenka-Heber vom Elfmeterpunkt.

Der FC Ismaning ist schon eine merkwürdige Mannschaft - mal verliert sie 1:5 (neulich gegen Landsberg), mal gewinnt sie 5:0 (diesmal gegen Neumarkt). Kein Wunder, dass sich diese Ausschläge im Torverhältnis niederschlagen: 59:62 nach 31 Spieltagen. Am Samstag zeigte der FCI viel von seiner Offensivkraft und wenig von seiner Defensivschwäche. Die Ismaninger spielten verdammt gut, sie waren konzentriert, sie ließen fast nie nach, sie hielten meist ihre Positionen, sie rannten viel und kombinierten fein - das war gehobenes Bayernliga-Niveau. "Wir haben das Spiel komplett kontrolliert", sagte Trainer Rainer Elfinger. "Wir waren clever, ruhig und haben das Tempo gut variiert."

Und ein wenig Glück hatten sie auch.

Die digitale Stadion-Anzeige war gerade auf 14:00 Spielminuten umgesprungen, als Clemens Kubina von der Strafraumgrenze abzog und der Ball so nützlich abgefälscht wurde, dass er zum ersten Mal im Neumarkter Tor einschlug: links unten, weit entfernt von Tormann Kevin Schmidt, der in die andere Ecke unterwegs war.

Schmidt war vor der Pause der auffälligste Neumarkter, und das lag nicht an seinem leuchtmarkergelben Torwartdress. Einmal lenkte er den Ball zur Ecke, als Ensar Skrijelj vor ihm aufkreuzte (22.); dann faustete er den Fernschuss von Hugo da Silva Lopes zur Seite (24.); und schließlich parierte er einen Köpfler von Nils Ehret (25.). Neumarkts Feldspieler agierten dagegen irgendwie eckig und brav, man fragte sich, wie die Oberpfälzer schon 43 Punkte erringen konnten. Der Spielaufbau? Oft ein Ball-nach-vorne-Hauen, als würde sich der Allgemeine Sportverein 1860 Neumarkt um einen verzopften Kick-and-rush-Pokal in den englischen Midlands bewerben.

Das 2:0 war natürlich verdient, es fiel zu einem günstigen Zeitpunkt für die Gastgeber, denn die digitale Stadion-Anzeige war kurz davor, auf 45:00 umzuspringen. Der kluge Fußballer Mijo Stijepic spielte den Ball von rechts zur Mitte, punktgenau vor die Füße von Skrijelj, der die Kugel volley an den linken Posten schoss, von wo sie - die Zuschauer hielten kurz den Atem an - nicht nach draußen sprang, sondern rein ins Netz.

Nach der Pause gab es einige Minuten, in denen sich die 100 Fans sorgen mussten, dass die Partie noch kippen könnte. Neumarkt griff an, Ismaning stand hinten drin. Hatten die Gastgeber in der laufintensiven ersten Halbzeit mit ihrem beherzten Pressing zu viel Kraft gelassen? War der kurze Einbruch nach der Pause der Fluch dieser guten Taten? Sie hatten Glück, dass Ehret in der 48. Minute einen Schuss von der Linie kratzte.

Aber dann halfen die unbeholfenen Gäste. Der aufgerückte David Tomasevic drang in den Neumarkter Strafraum ein und wurde so robust gestoppt, dass er sich fast überschlagen hätte. Den Elfmeter verwandelte Bastian Fischer, Jahrgang 1993, mit einer List, die der Tscheche Antonin Panenka in den Siebzigerjahren erfand: Fischer kickte den Ball geschmeidig in die Mitte des Tores; Schlussmann Schmidt war nach rechts gesprungen.

Das Spiel war entschieden, und so blieb bei einer Unterbrechung sogar die Muße für einen Plausch zwischen Ismaninger Fans und dem Neumarkter Kapitän Ferdinand Buchner. "Wer hat da bei euch in der Pause in der Kabine so gebrüllt", fragte ein Fan, "der Trainer?" Buchner grinste schief. "Nein, ich war das. Wenn man seit Wochen so spielt..." So schlecht wie in der ersten Halbzeit in Ismaning, meinte er. FCI-Trainer Elfinger sagte nach dem Spiel, dass sogar zwei Kabinentüren unter der Neumarkter Pausenwut gelitten hätten.

Zurück zum Spiel, denn die Gastgeber brachten noch zwei schöne Tore zustande. Bastian Fischer, der nach der Auswechslung von Stijepic in den Sturm gerückt war, schob nach einer Ballstafette über den technisch beschlagenen Tobias Killer und den rasend schnellen Maximilian Siebald am zweiten Posten ein (77.). Und noch einmal stand Fischer richtig und erinnerte dadurch mehr an Gerd Müller als an Antonin Panenka: Wieder war es Siebald, der den Ball auflegte, und wieder lauerte Fischer am zweiten Pfosten (89.). Die Ismaninger Zuschauer verabschiedeten ihre Spieler mit Applaus.

© SZ vom 23.04.2018 - Rechte am Artikel können Sie hier erwerben.
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