Eishockey:Spaziergang von Küste zu Küste

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Hitziger Auftakt zu einem kühlen Pflichtsieg: Daniel Sparre (links) und Krefelds Yared Hagos diskutieren mit den Händen. (Foto: imago/foto2press)

2:1 in Mannheim, 6:1 gegen Krefeld: Der EHC München setzt in der DEL weiter Ausrufezeichen

Von Christian Bernhard, München

Gewisse Momente im Leben eines Profisportlers bleiben in Erinnerung. Gut möglich, dass Tobias Wörle am Sonntagnachmittag so einen erlebt hat. Der Angreifer des EHC München schnappte sich im Heimspiel gegen die Krefeld Pinguine in Unterzahl hinter dem eigenen Tor die Scheibe, dribbelte drei Krefelder aus und schloss sein wunderbares Solo eiskalt mit dem 5:0 ab. Coast to coast, von Küste zu Küste, nennt man das im Eishockey.

Wörles Traumtor visualisierte die Münchner Dominanz am 42. Spieltag der Deutschen Eishockey Liga (DEL) bestmöglich, nach 60 Minuten stand ein 6:1 (1:0, 4:0, 1:1) gegen den Tabellenletzten zu Buche. Für den EHC war es der vierte Sieg in Serie und der zehnte in den letzten elf Heimspielen. Dadurch zog das Team von Trainer Don Jackson am Dritten Iserlohn vorbei und bleibt zwei Punkte hinter Spitzenreiter Berlin. Am Freitag hatte der EHC Meister Mannheim 2:1 bezwungen.

Neben Dominik Kahun (Viruserkrankung) musste Jackson am Sonntag auch auf den gesperrten Jerome Samson verzichten. Der Angreifer hatte am Freitag in Mannheim eine Spieldauerdisziplinarstrafe aufgebrummt bekommen. Dafür standen Zugang Konrad Abeltshauser und Frank Mauer nach viermonatiger Verletzungspause erstmals beziehungsweise erstmals nach sehr langer Zeit auf heimischem Eis. Das Tor hütete David Leggio, da Danny aus den Birken in Mannheim seinen dritten Sieg in Serie eingefahren hatte und gemäß Jacksons Rotationsprinzip in diesem Fall der andere Schlussmann eine Chance bekommt. Leggio stand aber nur selten im Mittelpunkt.

Dabei hatte Krefeld im ausgeglichenen ersten Drittel die besseren Torchancen. Andreas Driendl prüfte Leggio nach einem Fehler von Yannic Seidenberg (10.), Schymainski hämmerte die Scheibe an die Querlatte (16.). Münchens auffälligster Offensivspieler zu Beginn war Mads Christensen, er bekam die Scheibe aber zweimal nicht an Pinguine-Torhüter Tomas Duba vorbei (13., 17.). Das gelang Frederic St-Denis: Der Verteidiger hatte sich in ungewohnte Position vor das gegnerische Tor geschlichen. Joachim Ramoser sah ihn und servierte ihm einen harten Pass, in den der Kanadier nur noch seinen Schläger halten musste (18.). Im zweiten Drittel tobte sich der EHC dann nach Belieben aus: Erst schlug Wörle zum ersten Mal in Unterzahl zu (24.), dann erhöhte Seidenberg in doppelter Überzahl auf 3:0 (26.), ehe Frank Mauer sein Comeback mit dem 4:0 krönte (33.). Auch Mauers zweiter Treffer des Tages (42.) war sehenswert, gegen Wörles Traumtor zum 5:0 (36.) war an diesem Tag aber wenig zu machen. Christian Kretschmanns 1:6 (58.) war für Krefeld nur der Ehrentreffer.

Am Freitag hatte der EHC auch das vierte Saisonduell gegen Meister Mannheim für sich entschieden. Entscheidend war dabei wieder einmal das glänzende Unterzahlspiel der Münchner gewesen. Der EHC überstand nicht nur alle fünf Unterzahlspiele schadlos, darunter eine zweiminütige Drei-gegen-Fünf-Situation kurz vor Ende des Spiels, sondern entschied die Partie auch mit einem Mann weniger auf dem Eis: Steve Pinizzotto konterte zum entscheidenden 2:1 (42.).

Mauer, der in der vergangenen Saison mit den Adlern Meister geworden war, sprach von einem "Ausrufezeichen" des EHC. "Alles" sei nahtlos ineinander übergegangen, erklärte er. Jackson sah das ähnlich, für ihn war der vierte Saisonsieg gegen den Meister ein "big statement".

Der EHC ist in dieser Form ein Kandidat für Rang eins. Auf dem zweiten Platz sind sie nach diesem Wochenende bereits angekommen.

© SZ vom 01.02.2016 - Rechte am Artikel können Sie hier erwerben.
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