Eishockey:Schwarzer Sonntag

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Der EHC München findet gegen Wolfsburg keine Einstellung und liegt im DEL-Viertelfinale nahezu aussichtslos 0:3 zurück

Von Johannes Schnitzler, München

Im Wertpapierhandel steht der Bär für fallende Kurse, der Bulle für steigende. Im Playoff-Viertelfinale zwischen Wolfsburg und München haben sich die Zeichen verkehrt. Nach zwei Siegen (4:0, 3:2) hatten die Grizzly Adams, die siebtplatzierten Bären aus Wolfsburg, Witterung aufgenommen: In der Best-of-seven-Serie gegen den Zweiten aus München lag eine Überraschung in der Luft. Die große Frage vor dem dritten Handelstag an der Deutschen Eishockey-Börse war nun, ob die Roten Bullen ihr Haupt noch einmal erheben würden.

Am Sonntag stürzten ihre Aktien gegen Null ab. Der EHC unterlag 0:2 (0:1, 0:0, 0:1) und müsste, um noch ins Halbfinale zu kommen, nun viermal in Serie gewinnen.

EHC-Trainer Don Jackson sagte: "Wir müssen am Dienstag rausgehen, als wäre es das letzte Spiel unserer Karriere." Trotz der Niederlage hatte er auch am Freitag Fortschritte erkannt. Allerdings hatte sein Team wieder den Start verschlafen. "Wir haben uns ein bisschen selbst geschlagen", sagte Jon DiSalvatore; "unsere Einstellung muss besser werden", meinte Toni Ritter. Immerhin standen Jackson am Sonntag wieder Thomas Holzmann und Mads Christensen zur Verfügung. Die Zahl der Verletzten reduzierte sich damit auf acht. Bereits am Freitag hatte Jackson auf Topscorer Garrett Roe verzichten müssen, der laut EHC wegen einer Verletzung "auf unbestimmte Zeit" ausfallen wird. Nähere Angaben machte der Klub dazu nicht. Ob die Saison für Roe vorzeitig beendet ist, hängt nicht zuletzt davon ab, wie lange die Saison für den EHC noch dauert. Seit Sonntag sind sich die meisten Analysten einig: nicht mehr lange.

Draußen im Olympiapark flatterte heftig der Frühling, drinnen in der Eishalle bereiteten 4294 Zuschauer ihrem Team einen warmen Empfang. "Wir müssen in Führung gehen", forderte Jackson, die laufstarken Wolfsburger sind ansonsten schwer zu besiegen. Im Tor der Münchner stand abermals Florian Hardy. Und der Franzose stand bald im Mittelpunkt. Wolfsburg begann offensiv, so wie in den beiden Spielen davor, mit aggressivem, riskantem, aber effektivem Forechecking. Zweimal Dzieduszycki, Aubin, Haskins - die Gäste erarbeiteten sich ihre Gelegenheiten. Hardy hielt. In Führung gingen trotzdem die Gäste: Aleksander Polaczek überwand Hardy nach einem flotten Spielzug über Rosa und Keller (9.).

Das frühe Gegentor lähmte die Münchner. Wolfsburg versuchte das zu nutzen, aber Hardy hielt. In der 18. Minute war dann auch der Schlussmann machtlos, aber die Münchner hatten Glück, dass Marco Rosa nur die Torumrandung traf. Die Torschussstatistik sprach mit 11:6 klar für das Auswärtsteam.

Das zweite Drittel begann, wie das erste geendet hatte. Wolfsburg attackierte mutig, verteidigte diszipliniert und kam zu Chancen. Der einzige Vorwurf, den sich das Team von Pavel Gross gefallen lassen musste: Es hätte längst höher führen müssen. Hardy rettete gegen Scofield, die Latte rettete für Hardy gegen Dzieduszycki, Hardy rettete gegen Höhenleitner. Bei Alexander Barta entlud sich der Frust in einem Urschrei, aus der Nordkurve kam die Forderung: "Wir wollen euch kämpfen sehen!"

Nach 40 Minuten gab nur das Zwischenergebnis München noch Hoffnung. Gross warnte: "Gegen München musst du immer 60 Minuten laufen. Der EHC ist immer in der Lage, noch ein Momentum zu kreieren." Aber der EHC in den Playoffs ist nicht der EHC der Vorrunde. In 180 Minuten hat er erst zwei Treffer erzielt. 27 Sekunden vor Schluss traf Sebastian Furchner dann zum 0:2 ins leere Tor. Für Wolfsburg war es der zweite Shutout auf Münchner Eis.

© SZ vom 16.03.2015 - Rechte am Artikel können Sie hier erwerben.
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