Eishockey-Oberliga:Kein Geschenk für den König

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So feiert man in Bad Tölz: Florian Strobl und Stefan Reiter (v.r.) bejubeln das 4:2 gegen Tilburg (li. Jordy van Oorschot). (Foto: Manfred Neubauer)

Die Tölzer Löwen verkürzen in der Finalserie gegen Tilburg auf 1:2 und erzwingen ein viertes Spiel in den Niederlanden.

Von Johannes Schnitzler, Bad Tölz

An diesem Donnerstag feiern die Niederländer ein großes Fest. Es ist Koningsdag, der Geburtstag des Königs. Seit 2014 wird dieser Tag zu Ehren Willem-Alexanders am 27. April gefeiert. Die glücklichen Menschen in den Niederlanden kleiden sich dann wie zum Fußball in krachendes Orange, die Farbe des Hauses Oranien, und machen im ganzen Land Party. In diesem Jahr wird der Königstag etwas ganz Besonderes sein, denn Willem-Alexander Claus George Ferdinand, Prinz von Oranien-Nassau, wird 50 Jahre alt. Mit seiner Frau Maxima und den Töchtern Catharina Amalia, Alexia Juliana und Ariane Wilhelmina wird der Regent seinen Ehrentag in Tilburg verbringen, in der Provinz Nordbrabant. Die ganze Stadt wird auf den Beinen sein, allein 50 000 Menschen werden auf dem zentralen Platz erwartet, wenn sich die königliche Familie unters Volk begibt, es wird eine grandiose Sause werden. Auch die Tilburg Trappers waren eingeladen. "Danke, dass Ihr uns das ruiniert habt", knurrte Bohuslav Subr.

Bei der B-WM muss Oranje weiter auf die Nationalspieler aus Tilburg verzichten

Der Trainer Subr und seine Trappers haben am Dienstag das dritte Finalspiel der Eishockey-Oberliga bei den Tölzer Löwen 2:4 (1:2, 0:1, 1:1) verloren. Statt den zum Titel nötigen dritten Sieg einzufahren kehren sie nur noch mit einer 2:1-Führung in der Best-of-five-Serie nach Hause zurück. Spiel vier findet am Freitag (20 Uhr) in Tilburgs Ijssportcentrum statt. Für die Trappers bedeutet das: Die königliche Geburtstagsparty findet ohne sie statt. Schlimmer noch: "Ich wohne direkt neben diesem Platz. Ich werde die ganze Nacht nicht schlafen können", klagte Subr.

Axel Kammerer hatte für die Unannehmlichkeiten seines Kollegen durchaus Mitgefühl. Eine ganze Nation hat ja nun unter dem Erfolg der Tölzer Löwen zu leiden, denn auch das Oranje-Team, Aufsteiger in die B-Gruppe, muss während der aktuell laufenden WM der Division I in Belfast weiter auf die Anwesenheit der Nationalspieler aus Tilburg verzichten, laut Subr "sieben oder acht". Aber das Lachen verbeißen konnte Löwen-Trainer Kammerer sich auch nicht. Im Gegenteil. Er freute sich noch mehr über den Coup, als er von der Sache mit dem Koningsdag erfuhr. Zumal Subr, ein gebürtiger Tscheche, sein Klagelied mit einem Grinsen untermalte. Ganz so bierernst ist die Sache gottlob dann wohl nicht.

Der Erfolg für den Meister der Süd-Staffel gegen den Titelverteidiger aus dem Norden, der mit einer Gast-Lizenz unter dem Dach des Deutschen Eishockey-Bundes spielen darf, war absolut verdient. "Bad Tölz hat eine starke Mannschaft. Niemand hat gedacht, dass es einfach werden würde, nur weil wir 2:0 führen", sagte Subr. Was den 36-jährigen ehemaligen Profi allerdings störte: "Wir hatten in den ersten beiden Dritteln ungefähr 35 Scheibenverluste. Das ist zu viel." Kammerer lobte sein Team indessen, und zwar "jeden einzelnen". Alle seien "hundertprozentig bereit" gewesen. Nach der frühen Führung durch Jordan Baker (3.) und dem 2:0 durch Johannes Sedlmayr (17., Überzahl) steuerten die Löwen scheinbar auf einen klaren Erfolg zu. Doch diese Serie zeichnet sich nicht nur durch "großartiges Eishockey" (Subr/Kammerer) aus, sondern auch durch die Ebenbürtigkeit beider Mannschaften. Noch vor der ersten Drittelpause verkürzte Nationalspieler Diederick Hagemeijer auf 2:1 (19.).

"Wir hatten heute viele Chancen, viele Abschlüsse", sagte Kammerer. Und auch, wenn die Löwen wieder nur einen Bruchteil davon verwerteten: Diesmal trafen sie in den entscheidenden Momenten. Routinier Klaus Kathan, 40, erhöhte kurz nach dem Wechsel auf 3:1 (22.). Und als Jordy van Oorschot zu Beginn des dritten Drittels Tilburg noch einmal auf 3:2 heranbrachte und die Trappers ihre Schlussoffensive starteten, konnten sich die Löwen auf ihren Schlussmann Markus Janka, 37, verlassen. Florian Strobl machte mit dem 4:2 (60.) ins leere Tor schließlich alles klar.

Nach dem Spiel machte sich im Tölzer VIP-Raum eine gewisse Ausgelassenheit bemerkbar. Das lag zum einen an den Löwen, die ihren Erfolg auskosteten. Zum anderen an den Gästen aus Tilburg, deren gute Laune darunter dennoch nicht litt. Ein gewisser Walter ("Ich bin Hochschullehrer"), ausweislich seines Trikots und seiner Strickmütze als Trappers-Fan leicht zu identifizieren, ließ sich zur Erinnerung an den netten Abend gemeinsam mit Kammerer fotografieren, eine andere Gruppe aus Tilburg machte sich einen Spaß daraus, in regelmäßigen Abständen lauthals mitzuteilen: "Wir sind noch da-a", sich ein Bier zu holen, nach draußen zu gehen, eine Zigarette zu rauchen, nur um dann wieder zu krähen: "Wir sind noch immer da!"

Nur einer war weg. Als sich Trainer und Stab der Trappers verabschieden und wegen Karten für ein eventuelles fünftes Spiel nachfragen wollten, sahen sie in ratlose Gesichter. ECT-Präsident Hubert Hörmann hatte den VIP-Raum, eine Art Ehrenloge für Bürgerliche, schon verlassen. Sich unters Volk zu mengen ist seine Sache offenbar nicht.

© SZ vom 27.04.2017 - Rechte am Artikel können Sie hier erwerben.
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