Eishockey-Oberliga:Kaefers Traumtor

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Junger Stürmer setzt für Klostersee eine Familientradition fort

Von Korbinian Eisenberger, Grafing

Die Botschaft der Zuschauer, davon durfte man ausgehen, war eigentlich ans Eishockeyteam der Erding Gladiators adressiert. "Tore - oder wir duschen mit euch" hatten die kräftigen Burschen im Fanblock auf weißem Stoff eingefordert - alles, um doch noch die Playoffs zu schaffen. Dennoch schien es, als habe das Erdinger Transparent an diesem Abend vor allem einen Stürmer der Gastmannschaft aufgeschreckt. Es war der 1. Februar in Erdings Eishockey-Arena. Jener Abend, an dem einem jungen Mann vom EHC Klostersee der Schuss seines Lebens gelingen sollte.

Die Augenblicke, in denen Raphael Kaefer, 20, den Puck aus der eigenen Verteidigungszone bis ins Erdinger Tor tanzte, sind auf der Video-Plattform Youtube verewigt. Mehr als 85 000 Mal wurde der Kurzfilm bereits geklickt. Für einen Video-Clip eines Oberliga-Vereins sind Zahlen wie diese unüblich. Mittlerweile wird Kaefers Traumtor im Netz selbst in US-Foren gepriesen. Dass sich Kaefers Team kurz darauf als Tabellensiebter der Oberliga Süd das Playoff-Ticket sicherte, beschäftigte die Netzgemeinde weniger. An diesem Freitag treten die Grafinger bei den Selber Wölfen an. Die Playoffs, sagt Kaefer, seien "viel wichtiger als das Tor". Auf seiner Facebook-Seite hat er das Video deshalb bis heute nicht gepostet. Ganz bewusst, sagt er. "Das machen schon genug andere Leute."

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Auf einen Torschuss, sagt Kaefer, habe er eigentlich gar nicht gehofft, als ihm sein Kapitän Gert Acker in der 32. Minute den Puck zuschob. In Unterzahl waren die Klosterseer gerade dabei, ihre 3:1-Führung zu verspielen. "Bring ihn runter", habe Acker ihm noch zugerufen, Kaefer solle den Puck möglichst weit vom eigenen Tor wegbefördern. Und Kaefer tat, wie ihm befohlen: Auf dem Weg in den Erdinger Torraum drehte sich der 20-Jährige einmal um die eigene Achse, hebelte damit gleichzeitig vier Gegenspieler aus, ließ dann auch noch Erdings Torhüter Louis-Vincent Albrecht mit einer Körpertäuschung stehen und schob den Puck zum 4:1 ins Netz. Das Spiel endete 5:2 - der Erdinger Schriftzug hatte seine Wirkung verfehlt. Der jüngste Spross der Kaefers schrieb dagegen ein weiteres Kapitel in die EHC-Familien-Annalen.

In den Jahrbüchern des Vereins taucht der Name Kaefer bereits seit Gründungszeiten auf. 1957 ließ eine Gruppe, zu der auch Raphael Kaefers Großvater Sascha Kaefer gehörte, den EHC Klostersee als Eishockeyverein eintragen. Dessen Sohn Sascha Kaefer junior verteidigte einst in der EHC-Abwehr, coachte schließlich die Nachwuchsteams - und seinen Sohn Raphael.

Raphael Kaefer versucht sich beim EHC Klostersee für Höheres zu empfehlen, wo schon sein Vater und Opa spielten. (Foto: Peter Hinz-Rosin)

Heute bestimmt Sascha Kaefer im Vorstand die Geschicke jenes Vereins, von dem sein Sohn sagt, "wir haben gute Chancen gegen Selb". Gegen den Tabellenzweiten sei alles drin, glaubt Kaefer. "In den Playoffs sind wir schon immer besser gewesen als in der Hauptrunde." Tatsächlich könnten es für Kaefer die letzten Auftritte im rot-weißen Trikot werden. "Wie es nächste Saison weitergeht, weiß ich noch nicht", sagt er. "Ich würde mich schon freuen, mal höher spielen zu können."

Sicher ist derzeit nur, dass Kaefers Förderlizenzvertrag bei den Augsburger Panthern endet. Sein Zweitspielrecht beim schwäbischen Erstligisten hatte Kaefer nur in der Vorbereitung genutzt, in vier Spielen erzielte er ein Tor. In seinen 39 Oberliga-Partien für Klostersee steuerte Kaefer als bester EHC-Scorer je 25 Treffer und Assists bei. Dass der Vorsitzende Alexander Stolberg den 20-Jährigen als "Lebensversicherung" des EHC bezeichnet, dürfte demnach nicht nur an jenem Februar-Abend liegen, als schließlich eine Gruppe grantiger Fans ihr Banner wieder einrollte.

© SZ vom 06.03.2015 - Rechte am Artikel können Sie hier erwerben.
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