Eishockey:Matratze ohne Luft

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Der EHC München gewinnt das bedeutungslose letzte Spiel gegen urlaubsreife Kölner und wartet auf seinen Playoff-Gegner

Von Christian Bernhard, München

Der Meisterschaftszweite mit dem Meister-Trainer an der Bande zu Gast beim Tabellenzweiten: Der Blick auf den Spielkalender der Deutschen Eishockey Liga (DEL) ließ vor einigen Wochen noch ein dramatisches Vorrundenfinale erwarten, das Duell zweier Topteams, die für die Playoffs so richtig Schwung aufnehmen wollen. So viel zur Theorie.

Die Realität sah am Sonntag in der Münchner Olympia-Eishalle ganz anders aus. Die Kölner Haie, Finalist der beiden vergangenen Jahre, waren zwar gekommen, samt Trainer Niklas Sundblad, der ihnen mit Ingolstadt zuletzt den Titel weggeschnappt hatte. Doch die Rheinländer waren am 52. Spieltag nur noch Statisten. Die Playoffs finden ohne die Haie statt. Da der EHC wiederum bereits sicher Zweiter war, lief die Begegnung unter dem Motto "Wir wollen uns doch nicht gegenseitig wehtun". Das bessere Trainingsspielchen entschieden die Münchner 4:2 (0:0, 1:0, 3:2) für sich und feierten damit den elften Heimsieg in ihren letzten zwölf Auftritten in der Olympia-Eishalle.

"Ich bin auf die Teamleistung meiner Mannschaft während der Hauptrunde stolz", sagte EHC-Trainer Don Jackson. Wenig überraschend war die Stimmung bei Sundblad eine völlig andere. "Wir sind sehr, sehr enttäuscht von dieser Saison", betonte der Kölner Trainer, nun gelte es, aus dieser Spielzeit zu lernen.

Ihr Fett abbekommen hatten die Haie bereits am Freitag in ihrem letzten Heimspiel der Saison. Beim Spiel gegen Straubing stimmten die Haie-Fans Sommerhits wie "Ab in den Süden" an, dazu flogen Wasserbälle und Luftmatratzen durch die Kurve. Auf einem großen Plakat war "Für uns waren es sehr harte Wochen, denn Ihr habt uns blamiert bis auf die Knochen" zu lesen. Und so stellte sich vor dem Spiel in München die Frage: Sind die Kölner mit den Gedanken schon im Urlaub oder wollen sie ihren rund 600 mitgereisten Fans noch etwas bieten und womöglich auch dem angestauten Frust ein Ventil geben?

Im ersten Drittel entschieden sie sich für Variante B. Chris Minard (3.) und Andreas Falk (6.) vergaben früh zwei gute Möglichkeiten, die Gäste machten das Spiel. Den EHC-Profis war anzumerken, dass sie sich hauptsächlich nicht verletzen wollten; einzig Daniel Sparre fiel mit gefährlichen Offensivaktionen auf. Im Mitteldrittel änderte sich das Geschehen aber völlig. Dominik Kahun erzielte nach schönem Querpass von Tim Bender in Überzahl das 1:0 (28.). Mit diesem Tor kippte die Partie zugunsten des EHC.

Minütlich hatten die Münchner nun Chancen, Jeremy Dehner (29.), Sparre (30.), Jon DiSalvatore (32.), Francois Methot (33.) und Daryl Boyle (34.) ließen die zum Teil großen Möglichkeiten aber ungenutzt. Im Schlussdrittel bekam die Partie dann endgültig Freundschaftsspiel-Charakter. Innerhalb von rund dreieinhalb Minuten klingelte es viermal: Sparre erzielte zwei Treffer in Überzahl (25., 28.), für die Haie waren Philip Gogulla (24.) und Nick Latta (26.) erfolgreich. Damit löste Sparre mit seinen Treffern Nummer 34 und 35 im EHC-Trikot Uli Maurer als DEL-Rekordtorschützen ab. Für die Entscheidung sorgte Wolf mit einem Treffer ins leere Tor (59.), es war sein 249. DEL-Tor, damit ist er in der ewigen Torjägerliste nun alleiniger Zweiter.

Die EHC-Spieler haben nun erst einmal zwei Tage frei, ehe die Vorbereitung auf das am 11. März startende Viertelfinale beginnt. Die Kölner hingegen haben vom 2. März an Sommerpause - passend dazu hatten die Haie-Fans auch in München ihre Luftmatratze dabei.

© SZ vom 02.03.2015 - Rechte am Artikel können Sie hier erwerben.
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