Eishockey:Letztes Päuschen vor Publikum

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Der EHC München unterliegt den Iserlohn Roosters in der Verlängerung. Er kann es verschmerzen, der Hauptrundensieg stand schon seit Freitag fest.

Von Christian Bernhard, München

Die Münchner Helden von Pyeongchang: Die Assistenztrainer Patrick Dallaire und Matt McIlvane werden am Sonntag ebenso geehrt wie Daryl Boyle, Yannic Seidenberg, Brooks Macek, Dominik Kahun, Frank Mauer and Patrick Hager (von links). (Foto: Markus Fischer/imago/GEPA pictures)

Danny aus den Birken und Frank Mauer haben am Sonntag einen ungewöhnlichen Eishockey-Tag verbracht. Obwohl sie im letzten Hauptrundenspiel des EHC Red Bull München nicht zum Einsatz kamen, standen sie in voller Montur auf dem Eis der Münchner Olympia-Eishalle. Wie das geht? Das sensationelle Olympia-Silber machte es möglich.

Vor dem Spiel gegen die Iserlohn Roosters wurden die sieben Münchner Silbermedaillengewinner plus Matt McIlcvane und Patrick Dellaire, die Teil des deutschen Trainerstabes in Südkorea waren, zu den Klängen von Bob Marley gebührend gefeiert. Alle neun erhielten aus den Händen von EHC-Manager Christian Winkler ein personalisiertes Trikot. "Jungs, was ihr fürs deutsche Eishockey geleistet habt, ist nicht in Worte zu fassen", sagte Winkler und bezeichnete die Münchner Olympiateilnehmer als "wahre Helden".

Kappe ab zur Ehrung: Münchens Keeper Danny aus den Birken lässt sich brav bejubeln, dann entschwindet er winkend in die Kabine. (Foto: Markus Fischer/imago/GEPA pictures)

Nachdem eine Blaskapelle die deutsche Hymne gespielt hatte, verschwanden Mauer und aus den Birken wieder in der Kabine - das Duo hatte von Trainer Don Jackson einen zusätzlichen Tag Pause bekommen. Aus den Birken war tags zuvor erst spät aus Mainz zurückgekehrt, wo er mit Yannic Seidenberg, Bundestrainer Marco Sturm und Kölns Christian Ehrhoff noch zu Gast im ZDF-Sportstudio gewesen war. Die gesammelte Bilanz: Einzig Seidenberg versenkte einen Ball an der Torwand.

Seidenberg, Patrick Hager, Brooks Macek, Dominik Kahun und Daryl Boyle standen nach den Feierlichkeiten erstmals seit der triumphalen Rückkehr auf DEL-Eis - sie konnten die 3:4-Heimniederlage nach Verlängerung gegen die Roosters aber auch nicht verhindern. Diese schmerzte nicht wirklich, den Hauptrundensieg hatten die Münchner bereits am Freitag durch das 5:1 in Bremerhaven klar gemacht. Jackson, der Niederlagen prinzipiell nichts Gutes abgewinnen kann, zeigte sich vom Spiel trotzdem angemessen "enttäuscht". "Wir haben in der Defensive einen Fehler zu viel gemacht", sagte er. Hager machte die Niederlage eher an der Offensivleistung fest: "Heute hat es an der Chancenverwertung gehapert, weil wir wirklich genügend Möglichkeiten hatten."

Im Münchner Tor stand wie schon in den letzten zwei Dritteln in Bremerhaven Kevin Reich. David Leggio, der am Freitag mit seinem Kopf in die Hüfte eines Gegenspielers gerauscht und noch in Bremerhaven zur Kontrolle im Krankenhaus gewesen war, erhielt ebenfalls eine Pause. Jackson hatte noch keine Diagnose parat, fand aber, Leggio, der am Sonntag auch in der Halle war, habe "okay" ausgesehen.

Reich, der schon in Bremerhaven ohne Gegentor geblieben war, stahl den Olympia-Rückkehrern zunächst die Show. Der 22-jährige Goalie, der normalerweise beim Zweitligisten SC Riessersee zum Einsatz kommt, entschärfte gleich zwei Alleingänge der Gäste, erst stoppte er Marko Friedrich (2.), dann Travis Turnbull (7.). Neun Sekunden vor Drittelende ging der EHC in Führung: Mads Christensen traf auf Vorarbeit von Kahun zum 1:0 (20.). Die Führung hielt aber nicht lange, in der ersten Minute des Mitteldrittels glich Friedrich aus (21.). Vier Minuten später führte wieder der EHC, Steve Pinizzotto hatte getroffen.

Doch die Iserlohner, die noch die Chance auf die direkte Viertelfinal-Teilnahme hatten, waren nicht kleinzukriegen: Innerhalb von zweieinhalb Minuten drehten sie im Schlussdrittel die Partie. Die drei Punkte waren ihnen aber nicht vergönnt, Jason Jaffray fälschte 80 Sekunden vor Ende der regulären Spielzeit einen Schuss von Seidenberg zum 3:3 ab (59.). In der Verlängerung vereitelte Reich noch einen Roosters-Alleingang, gegen Friedrichs zweites Tor (65.) war er dann aber machtlos.

Die Münchner haben jetzt erst einmal drei Tage Pause, dann startet die Vorbereitung auf das am 14. März beginnende Viertelfinale. Dort bekommt es der EHC - je nach Ausgang der Pre-Playoffs - mit Iserlohn, Bremerhaven oder Schwenningen zu tun. Mauer und aus den Birken sollten dann wieder länger auf dem Eis stehen.

© SZ vom 05.03.2018 - Rechte am Artikel können Sie hier erwerben.
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