Eishockey:L wie Leidenschaft

Lesezeit: 2 min

„Je älter, desto besser“: Keith Aucoin, 39, „Stürmer des Jahres“ in der Deutschen Eishockey Liga (Foto: imago/GEPA pictures)

Was eine kleine Rechtschreibschwäche mit einem großen Spieler zu tun hat: Keith Aucoin, 39, ist der "Spieler des Jahres" in der DEL, Titelverteidiger EHC München der Gewinner des Gala-Abends in Straubing.

Von Christian Bernhard und Johannes Schnitzler, Straubing/München

Als Keith Aucoin ein kleiner Junge war, konnte er kein L schreiben. Also sagten seine Eltern zu ihm: "Zeichne einen Eishockeyschläger." Es muss ein verdammt großes L gewesen sein, wenn man sieht, mit welchem Schläger Aucoin heute spielt. Bei einer Größe von 1,73 Meter hantiert der 39-jährige Amerikaner aus Waltham, Massachusetts, mit einem Spielgerät, das ihn um Haupteslänge überragt.

Der älteste Feldspieler der Deutschen Eishockey Liga hat die kleine Geschichte aus dem Haus Aucoin am Samstagabend in Straubing wieder einmal erzählen müssen, wo er als "Spieler des Jahres" und "Stürmer des Jahres" der DEL prämiert wurde. Der Moment, als er die Bühne betrat, gehörte auch seinen Eltern. Die hatten dem Mittelstürmer des EHC Red Bull München früh beigebracht, uneigennützig zu sein und immer schön abzuspielen. Und der kleine Keith, der schon mit drei Jahren auf Schlittschuhen stand und mit Mama und Papa Spiele der Boston Bruins anschaute, hat offenbar ganz genau zugehört: Kein anderer setzt seine Mitspieler so perfekt in Szene. Mit 64 Punkten nach 52 Spielen, davon 53 Vorlagen, dominierte Aucoin die Scorerwertung der DEL. "Keith weiß, wohin der Puck muss", sagt sein Trainer Don Jackson.

"Es ist mein Job, anderen dabei zu helfen, Tore zu schießen", sagt Aucoin. Und reicht die Komplimente weiter an seine Kollegen Steve Pinizzotto und Brooks Macek: "Die beiden wissen, wie man Tore schießt, das macht meinen Job sehr viel leichter." Nationalspieler Macek war mit 26 Toren bester Schütze der Hauptrunde, er sagt: "Manchmal findet Keith mich, obwohl ich nicht einmal einen Passweg für möglich gehalten hätte."

Die "gute Chemie" mit seinen Sturmpartnern helfe ihm sogar über manche Probleme des Alterns hinweg, sagt Aucoin: "Meine Beine tun jeden Abend weh. Aber ich habe viel Spaß." Auf die Bühne ging er am Samstag mit einer Kappe, die ihm große Ähnlichkeit mit AC/DC-Sänger Brian Johnson verlieh. "Ich weiß", sagte Aucoin mit einem Schmunzeln. "Aber ich habe keine Haare mehr, das muss ich irgendwie verstecken."

Ob er noch eine Spielzeit dranhängt, will er nach der Saison entscheiden. "Seine Mitspieler fragen mich ständig, ob ich mit ihm schon verlängert habe", sagte EHC-Manager Christian Winkler. Nationalspieler Korbinian Holzer, einst Teamkollege bei den Toronto Marlies in der American Hockey League, gratulierte per Video-Clip aus San Diego: "Keith ist wie guter Wein: je älter, desto besser."

Neben Aucoin wurden in Straubing auch Yannic Seidenberg ("Verteidiger des Jahres") und der EHC als Sieger der Hauptrunde ausgezeichnet. Aucoin sagt, wenn er weitermache, "dann nur hier". Seine Söhne teilen bereits seine Leidenschaft. Brayden, 6, und Nathan, 3, sind bei jedem Heimspiel dabei und begleiteten ihren Vater auch zur Preisverleihung. Ihr Lieblingsspieler sei allerdings ein anderer, verriet Papa Keith: Dominik Kahun.

© SZ vom 12.03.2018 - Rechte am Artikel können Sie hier erwerben.
Zur SZ-Startseite

Lesen Sie mehr zum Thema

Jetzt entdecken

Gutscheine: