Eishockey:Konstrukteurspreis

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Schwer zu ersetzen: Rick Boehm wird in die DEL2 wechseln. (Foto: Harry Wolfsbauer)

Rick Boehm hat die Nachwuchsarbeit der Tölzer Löwen über Jahre geprägt. Nun steigt er aus. Er muss die erste Mannschaft in der DEL2 trainieren.

Von Max Ferstl, Bad Tölz

Am Ende eines aufwühlenden Tages ließ sich Rick Boehm in einer ruhigen Kabine des Tölzer Eisstadions nieder. Boehm, der Trainer der Tölzer Junglöwen, wirkte an jenem Abend Ende März recht zufrieden. Zwar hatte sein Team gerade das Finale der Deutschen Nachwuchsliga (DNL) verloren. Doch Rang zwei im Kampf um die Meisterschaft galt als riesen Erfolg. Boehm lobte also fleißig seine Spieler und vor allem "die vernünftige, gute Arbeit" im Tölzer Nachwuchs. Nur eine Sache stimmte ihn nachdenklich: der sich anbahnende Aufstieg der Tölzer Löwen in die DEL 2. Für den Nachwuchs wäre das eher ein Nachteil, glaubte Boehm. Er sollte recht behalten, zumindest ein bisschen.

Natürlich ist noch keineswegs bewiesen, dass der Sprung für junge Spieler aus der DNL in die DEL 2 tatsächlich zu groß ist, wie Boehm befürchtete. Doch seit Dienstag steht fest: Boehm selbst wird befördert und übernimmt die DEL-2-Mannschaft. Die Junglöwen verlieren damit ihren langjährigen Trainer, der sie drei Mal zur Vizemeisterschaft führte. Der Deutsch-Kanadier wird zum ersten Mal, abgesehen von einer kurzen Phase vor der ersten Tölzer Insolvenz, ein Erwachsenenteam trainieren. "Ich habe ausreichend Erfahrung", sagte Boehm dem Münchner Merkur. Doch es wird eine Umstellung.

Im Nachwuchsbereich konnte Boehm junge Spieler in Ruhe entwickeln, an Technik und Taktik feilen. Erfolg wurde nicht ausschließlich in Punkten und Tabellenplätzen gemessen, sondern es zählte vor allem, ob Nachwuchsspieler dem Erwachsenenteam helfen konnten. Kein anderer Oberligist konnte in den vergangenen Jahren aus einem so großen Reservoir schöpfen wie die Tölzer Löwen - ein wichtiger Grund für den Aufstieg. In der DEL2 wird sich nun der Fokus verschieben. Der Druck wird zunehmen, Boehm weiß das: "Der Schwerpunkt liegt auf Ergebnissen." Er verlässt nun sein heimisches Biotop. Die neue Umgebung wird rauer sein, aber in mancher Hinsicht auch vertraut.

Zentrale Spieler des Tölzer Aufstiegsteams hat Boehm ausgebildet. Florian Strobl zum Beispiel, den Kapitän. Oder Johannes Sedlmayr, den besten Punktesammler. "Boehm kennt das Gesicht der Mannschaft besser als jeder andere", sagt Hubert Hörmann, Vorsitzender des EC Bad Tölz: "Er ist der Gesamtkonstrukteur des Tölzer Eishockeys." Deshalb habe es keine anderen Kandidaten gegeben, als man einen Nachfolger für den bisherigen Trainer Axel Kammerer suchen musste. "Das einzige Gegenargument war die Frage, wie wir ihn (Boehm, Anm. d. Red.) im Nachwuchs ersetzen", sagt Hörmann. Inzwischen habe man auch für Boehm einen Nachfolger gefunden, nur die Unterschrift fehle noch. Sollte Boehm jedoch irgendwann wieder im Nachwuchs arbeiten wollen, sei "die Tür nicht zu". Hörmann legt Wert darauf, dass Boehm keine "Interimslösung" sei: "Ich bin sicher, dass er genauso erfolgreich sein wird wie mit der DNL."

Boehm beginnt in einer bekannten Ausgangslage: Die Tölzer Aufstiegsmannschaft soll im Kern gehalten und "punktuell verstärkt" (Hörmann) werden. Doch viele Konkurrenten verfügen über mehr Geld und können teurere Spieler verpflichten. Als Nachwuchstrainer hatte Boehm nur einen Bruchteil des Etats und außerdem keinen potenten DEL-Klub im Rücken. Dennoch führte er Tölz regelmäßig in die Finalrunden. Boehm hat mit wenigen Mitteln viel bewirkt. Im Grunde muss er also nur weitermachen wie bisher.

© SZ vom 18.05.2017 - Rechte am Artikel können Sie hier erwerben.
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