Eishockey:Hochgeschwindigkeitsspätstart

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Angekommen in München: Brooks Macek lässt sich von Matt Smaby und Mads Christensen (v.l.) für sein Tor zum 1:1 gegen Krefeld feiern. (Foto: Imago)

Nationalstürmer Brooks Macek erfüllt beim EHC München endlich die großen Erwartungen

Von Christian Bernhard, München

Don Jackson versuchte gar nicht erst, seine gute Laune zu verbergen. Lächelnd stapfte der Trainer des EHC Red Bull München am Mittwochabend in den Pressekonferenz-Raum der Olympia-Eishalle, scherzte mit den Journalisten und gratulierte dann seinem Trainerkollegen Rick Adduono zu dessen gutem Deutsch. So ein 7:2-Erfolg wie jener gegen die Krefeld Pinguine tut auch einem erfahrenen Coach einfach mal gut.

Dabei hatte die Partie aus Münchner Sicht mit einem kleinen Schrecken begonnen: Mike Little traf in Minute drei zum 1:0 für Krefeld. 21 Minuten und drei EHC-Tore später war aber alles so, wie es sein sollte; der schnelle Ausgleich, so Jackson, sei wichtig gewesen. Schütze des 1:1 war Brooks Macek gewesen. Der Angreifer war ins Krefelder Drittel geskatet und hatte dem ehemaligen Münchner Niklas Treutle im Tor mit einem platzierten Schuss keine Chance gelassen. "Dieses Tor hat gezeigt, wie viel Tempo er hat", sagte Jackson.

In den ersten Monaten dieser Saison waren solche Aktionen von Macek eine Seltenheit gewesen. Nach drei starken Jahren in Iserlohn, in denen er den Sprung in die Nationalmannschaft geschafft hatte, war er im Sommer nach München gekommen. Hier hatte der Stürmer einige Anpassungsprobleme. "Ich habe mich etwas schwer getan", gibt er zu und spricht von einem Lernprozess, der noch nicht abgeschlossen sei. Für Macek war alles neu, selbst der Verkehr in der Stadt bereitete ihm anfangs Probleme. München ist eben in jeder Hinsicht eine andere Hausnummer als das beschauliche Iserlohn. In den vergangenen Wochen scheint er aber endlich die passenden Teile für sein Puzzle gefunden zu haben. Mit zwölf Treffern ist Macek mittlerweile viertbester Schütze des EHC. Sieben dieser zwölf Tore erzielte er in den letzten vier Wochen. "Mein Spiel wird besser", sagt der gebürtige Kanadier. "Oft fällt die Scheibe einfach rein, wenn du hart arbeitest."

Neben seiner ansteigenden Form erklären auch die Umstände seine gute Phase. Lange Zeit musste sich der 24-Jährige mit einer Rolle in der dritten oder vierten Reihe abfinden. Ende Dezember dann, nach dem Ausfall von Steve Pinizzotto, wurde er an die Seite von Topscorer Keith Aucoin und Mads Christensen beordert. Macek zahlte das Vertrauen prompt mit einem Doppelpack gegen Schwenningen zurück.

Als Pinizzotto kürzlich zurückkam, musste Macek zunächst weichen. Seit zwei Spielen ist er nun aber wieder mit dem Dänen und Aucoin vereint - und punktet wieder verlässlich. Macek profitiert dabei von der Spielfreude und Kreativität seiner Nebenmänner Aucoin und Christensen, von dem Jackson sagt, er mache jede Reihe besser. "Keith hat so eine tolle Übersicht, er findet dich überall auf dem Eis. Und Mads ist der härteste Arbeiter, mit dem ich je zusammengespielt habe", sagt Macek. "Es ist einfach, mit ihnen zu spielen."

Jackson nennt Maceks Beförderung ein "Experiment": "Er bringt Geschwindigkeit in die Linie." Der Trainer schätzt Maceks "gute Hände" und sein Arbeitsethos, er nennt ihn einen "guten Jungen" und "zukünftigen Anführer dieser Mannschaft". Wozu er in der Lage ist, hat Macek schon bei der Nationalmannschaft bewiesen. Bei der WM in Russland, seinem ersten großen Turnier, und der Olympia-Qualifikation in Lettland spielte er eine sehr gute Rolle. Besonders sein Zusammenspiel mit NHL-Profi Leon Draisaitl funktionierte wunderbar - speziell in Überzahl. Jackson will Macek jetzt auch beim EHC öfter im Powerplay einsetzen: "Wir wollen ihm eine echte Chance geben."

Macek fühlt sich unter dem erfolgreichsten DEL-Trainer sehr wohl: "Ich spüre, dass er mir vertraut. Das hilft einem Spieler immer." Der Stürmer ist nun ein wichtiger Baustein für den EHC, seine Formkurve scheint ideal zu verlaufen. "Dein Spiel Richtung Playoffs zu steigern, das ist es, was du möchtest", sagt er. Am Wochenende hat Macek zwei weitere Chancen, den Eindruck zu bestätigen. Am Freitag reist der EHC, der durch den Erfolg über Krefeld die Tabellenführung zurückerobert hat, zu den Eisbären Berlin, am Sonntag kommen die Straubing Tigers zum Derby in die Münchner Eishalle (16.30 Uhr). Niemand beim EHC hätte etwas dagegen, wenn Macek dann wieder trifft - denn er ist ein echter Glücksbringer. Nicht nur, dass vier seiner Tore spielentscheidend waren: Wenn er trifft, punktet der EHC immer und siegt meistens. Bis auf das 5:6 nach Verlängerung in Augsburg gewannen die Münchner alle Partien, in denen Macek erfolgreich war.

© SZ vom 27.01.2017 - Rechte am Artikel können Sie hier erwerben.
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