Eishockey:"Good"

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Nach schneller 3:0-Führung bringt der EHC München den Sieg gegen Köln noch in Gefahr. Trotz Platz eins in der Deutschen Eishockey Liga ist Trainer Jackson einsilbig.

Von Christian Bernhard, München

Don Jacksons Laune zu ergründen, ist relativ leicht. Oft muss man dazu nicht einmal ein Wort direkt mit ihm gewechselt haben. Wenn der Trainer des EHC Red Bull München seine Mannschaft noch in seiner Einlassung zur Pressekonferenz kritisiert, und das auch noch auf Englisch, ohne die sonst üblichen zwei, drei Einstiegssätze auf Deutsch, weiß man, dass er angespannt ist. Am späten Dienstagabend eröffnete Jackson die Pressekonferenz auf Englisch.

Seine Laune war nicht die beste, obwohl der EHC in der vom 9. Spieltag vorgezogenen Partie gegen die Kölner Haie nicht nur den dritten Sieg nacheinander in der Deutschen Eishockey Liga (DEL) geholt, sondern auch das erste Duell mit einem Titelkonkurrenten für sich entschieden hatte und erstmals in dieser Saison auf Platz eins der Tabelle geklettert war. Jackson gab deutlich zu verstehen, dass er nicht glücklich war, wie dieser 3:2-Heimsieg zustande gekommen war. Das seien nur Spekulationen, antwortete der Münchner Meistertrainer auf die Frage, ob sich sein Team nach der frühen 3:0-Führung des Sieges zu sicher gewesen sei. Mit einem kräftigen "good" beendete er die Nachfragen der Presse - und verließ schnellen Schrittes den Raum.

Ein Auge zu und durch: Torhüter David Leggio, links gegen Kölns Doppeltorschützen Ben Hanowski, rettete dem EHC München den knappen Heimsieg gegen die Haie. „Leggio war fantastisch“, lobte Trainer Don Jackson. (Foto: imago)

Als Kölns Verteidiger Alexander Sulzer und Steve Pinizzotto sich in Spielminute zwölf vor einem Bully ein paar Dinge zu erzählen hatten - womöglich erkundigte sich Sulzer, wie man sich so einen Benimm-Kurs bei der Liga, zu dem Pinizzotto vergangene Woche verdonnert worden war, vorzustellen hat - sah die EHC-Welt noch rosig aus. Pinizzotto hatte den Meister per Abstauber bereits nach 26 Sekunden in Führung gebracht, weil die Haie-Defensive hinter dem eigenen Tor noch geschlafen hatte. Zwischen der neunten und zehnten Spielminute kam es für die Kölner noch schlimmer: Erst ließen sie sich bei eigener Überzahl von Pinizzotto zum 0:2 düpieren, und kaum war dieses vermeintliche Powerplay beendet, stürmte Jon Matsumoto von der Strafbank weg direkt zum 0:3; der Rettungsversuch von Haie-Kapitän Christian Ehrhoff irritierte seinen eigenen Torhüter Gustaf Wesslau mehr, als er diesem half. "Gegen München kannst du dir keine Fehler leisten, wie wir sie im ersten Drittel hatten", sagte Kölns Trainer Cory Clouston.

Das Start-Drittel "war eines unserer besten in dieser Saison", sagte Münchens Yannic Seidenberg, "wir sind viel Schlittschuh gelaufen, haben fast jeden Zweikampf gewonnen und hatten viel Zug zum Tor." Doch der EHC entschied sich, es dabei zu belassen. "Ab da", klagte Seidenberg, "haben wir leider wieder einmal, wie so oft in dieser Saison, aufgehört, das Spiel weiter durchzuziehen." Kurz nachdem Mads Christensen bei einem Alleingang auf 4:0 hätte erhöhen können, musste er auf die Strafbank, und Benjamin Hanowski verkürzte in Überzahl auf 3:1 (31.). Der Rest des Spiels gehörte den Haien, die Druck machten, dank Hanowskis zweitem Treffer auf 3:2 herankamen (51.) und dem Ausgleich nahe waren. "Das Momentum hat sich drastisch gedreht", erklärte Jackson. "Wir haben lange nicht die richtigen Dinge gemacht. Das Spiel ist uns entglitten." Einige seiner Spieler hätten sich vor der Scheibe versteckt, sagte er und bemängelte zudem, dass sein Team sich nach dem 3:0 zu weich präsentierte und die Konzentration vermissen ließ. Dominik Kahun erklärte es so: Eine schnelle, deutliche Führung sei eigentlich super, aber manchmal führe das auch dazu, "dass man sich dann einfach zu wohl fühlt." Bereits am vergangenen Freitag war der Meister in Iserlohn nach einer 5:1-Führung kräftig vom Gas gegangen.

So hatte es der EHC gegen Köln am Ende seinem Torhüter David Leggio zu verdanken, dass er vor den Augen von Bundestrainer Marco Sturm die drei Punkte behielt. "Leggio war fantastisch", betonte Jackson, "am Ende hat er den Unterschied ausgemacht." Der Goalie, der in der ersten Hälfte des Köln-Spiels einige Scheiben nach vorne prallen ließ, ist der Gewinner des EHC-Dreierpacks. Nachdem er in den ersten Ligaspielen Danny aus den Birken den Vortritt lassen musste, tanzte er nach Spielende vor der Nordkurve zu seinem dritten Sieg in Serie. Am Freitag in Düsseldorf dürfte nach Jacksons Rotationsprinzip nun aber wieder aus den Birken im Münchner Tor stehen. Die Erfolgsaussichten beim Kölner Erzrivalen sind groß: In der vergangenen Saison gewann der EHC alle vier Spiele gegen die DEG, zwei davon deutlich (7:1 und 7:3).

© SZ vom 28.09.2017 - Rechte am Artikel können Sie hier erwerben.
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