Eishockey:Der Schlechtere gewinnt

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Der EHC München holt ohne zu überzeugen zwei Siege am Wochenende. Vor allem am Sonntag benötigt der Meister und souveräne DEL-Tabellenführer gegen die starken Adler Mannheim Glück - und Torhüter Danny aus den Birken

Von Christian Bernhard, München

Es gibt nur eine Sache, die Profisportler noch mehr hassen als Rückstände: Niederlagen. Es ist also ratsam, Rückstände zu verhindern, weil die Wahrscheinlichkeit, Spiele dadurch zu verlieren, exponentiell ansteigt. Der EHC Red Bull München scheint allerdings einen Weg gefunden zu haben, sich diesen Automatismen zu entziehen. Am vergangenen Wochenende lag er in der Deutschen Eishockey Liga (DEL) in beiden Partien zurück - und gewann sie trotzdem. Dem 3:2 nach Verlängerung am Freitag gegen den ERC Ingolstadt ließen die Münchner am Sonntag ebenfalls zu Hause ein 3:2 (2:1, 1:0, 0:0) gegen den Tabellendritten Adler Mannheim folgen. Großen Anteil daran hatte Torhüter Danny aus den Birken mit seinen 36 Paraden. "Wir können uns heute bei Danny bedanken", fand EHC-Trainer Don Jackon, der bemängelte, dass sein Team nach der 3:1-Führung den Faden verloren habe.

Für den souveränen DEL-Tabellenführer waren es die Siege Nummer zehn und elf in der deutschen Eishockeyliga (DEL) nach einem Rückstand. Und es war am Sonntag der achte Heimsieg in Serie, wie auch der siebte Erfolg hintereinander über die Adler. Noch eine beeindruckende Statistik gefällig? Die Münchner punkteten in all ihren vergangenen 15 Spielen, 14 davon gewannen sie. Am Sonntag hatte Matthias Plachta in Minute neun mit einem platzierten Überzahl-Treffer dem EHC wieder einmal einen Rückstand beschert. Der Treffer brachte zudem Feuer in die Partie: Erst lieferten sich Yannic Seidenberg und Garret Festerling ein Scharmützel, dann waren Jason Jaffray und Plachta an der Reihe. Zwischenzeitlich saßen vier Spieler, je zwei pro Mannschaft, gleichzeitig auf der Strafbank. Die freigesetzte Energie nutzte der Tabellenführer, der in Person von Daryl Boyle per Nachschuss das 1:1 erzielte (12.). Es war das vierte EHC-Spiel in Serie, in dem mindestens ein Münchner Verteidiger ein Tor erzielte. "Jeder ist bei uns in die Offensive involviert", erklärte Jackson.

Kurz vor Ende des Startdrittels bot sich dem EHC die dritte Überzahl-Möglichkeit - und die nutzte er. Nach einem schönen Zusammenspiel mit Mads Christensen traf Münchens Topscorer Keith Aucoin im zweiten Versuch zum 2:1 (19.). Der EHC nahm den Schwung mit aus der Kabine und legte nach nur 40 Sekunden des Mitteldrittels gleich nach: Jon Matsumoto, der am Freitag noch gesperrt gefehlt hatte, überraschte Endras, indem er hinter dem Tor startete, vor den Gäste-Kasten zog und den Adler-Torhüter so überwand (21.). Mannheim wirkte geschockt und brauchte einige Minuten, um sich vom Zwei-Tore-Rückstand zu erholen. Mitte des zweiten Drittels waren die Gäste wieder in der Partie und verbrachten fortan viel Zeit im Münchner Drittel, so richtig gefährlich wurden sie dabei aber nicht.

Kurz vor der zweiten Pause änderte sich das allerdings: Erst traf Sinan Akdag die Querlatte, dann scheiterte er in Überzahl völlig freistehend an aus den Birken (39.). Das Privatduell zwischen den beiden setzte sich kurz vor der zweiten Drittelsirene fort, das bessere Ende hatte aber auch da der Münchner Torwart.

Im Schlussdrittel funktionierte das Münchner Unterzahlspiel wie schon die ganze Saison über blendend, was dennoch aufs Tor kam hielt aus den Birken. Bis zur 52. Minute, als David Wolf im sechsten Mannheimer Überzahlspiel einen perfekten Querpass auf Daniel Sparre spielte, den der Ex-Münchner, der in der vergangenen Saison noch mit dem EHC Meister geworden war, zum 2:3 verwertete. Der Treffer gab den Adlern viel Energie, Marcel Goc traf in doppelter Unterzahl die Latte (55.) und acht Sekunden vor Schluss vergab Chad Kolarik die letzte große Chance. "Wir hatten heute auch etwas Glück", konstatierte Jackson, der jetzt weiß, dass seine Mannschaft auch Spiele gewinnen kann, ohne das bessere Team zu sein.

© SZ vom 19.12.2016 - Rechte am Artikel können Sie hier erwerben.
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