Eishockey:Blaue Augen beim Meister

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Früher Jubel: Yannic Seidenberg (li., mit Richie Regehr) gelingt ein Doppelschlag zum 2:1. (Foto: Andreas Pranter/Gepa/imago)

Zwei Tage nach dem Auswärtssieg in Berlin schießt der EHC München die Straubing Tigers mit 7:1 ab

Von Christian Bernhard, München

Es ist gar nicht so einfach, einen Eishockey-Helm in die gegnerische Fankurve zu befördern. Steve Pinizzotto hat am Sonntag genau das probiert, nachdem er sich gegen die Straubing Tigers wieder einmal eine Faustkampfeinlage gegönnt hatte. Sein Helm blieb aber im Fangnetz hängen, als er ihn nach dem Fight auf den Block der Gästefans schleuderte, dann fuhr der Angreifer des EHC Red Bull München weiter Richtung Strafbank und saß dort seine 14-minütige Strafe ab. Sein Kontrahent Mike Cornell war bereits in der Kabine, der Straubinger Verteidiger hatte bei dem Kampf einiges einstecken müssen.

Das mussten die Tigers auch als Team: 7:1 (2:1, 1:0, 4:0) gewannen die Münchner am 43. Spieltag der Deutschen Eishockey Liga (DEL) und bescherten sich dadurch eine perfekte Woche mit drei Siegen in drei Partien innerhalb von fünf Tagen. Mit 92 Zählern führen sie die Tabelle souverän an. Beide Mannschaften waren mit frischen Erfolgserlebnissen ins Derby gegangen. Der EHC hatte am Freitag auch sein viertes Saisonduell gegen die Eisbären Berlin gewonnen, obwohl er dabei zum vierten Mal einem Rückstand hinterherlaufen musste. Ein starkes zweites Drittel bescherte dem Meister aber einen 4:3-Auswärtssieg. Aus Eisbären-Sicht wirkte das freilich anders. Das Mitteldrittel könne man streichen, fand Berlins Angreifer Florian Busch, "da können wir auch die Bambini aufs Eis schicken, so wie wir da rumrennen."

Die Tigers waren am Freitag am Aufreger des Spieltages beteiligt: Sie schlugen den Tabellenzweiten aus Nürnberg zu Hause in einer spektakulären Partie mit 8:4. Verteidiger Dylan Yeo erklärte hinterher, das Ergebnis gebe den Tigers für Sonntag zusätzliches Selbstvertrauen. Das bestätigte sich in den ersten Spielminuten in München. Bereits in Minute vier brachte Stefan Loibl die Gäste in Überzahl mit 1:0 in Führung. Der Jubel im rappelvollen Gästeblock hielt aber nicht lange an, denn knapp drei Minuten später hatte München die Partie dank Yannic Seidenberg bereits gedreht: Der Nationalspieler überwand Straubings Torhüter zweimal, indem er die Scheibe abfälschte. Zuerst nach einem Schuss von Florian Kettemer unter die Latte (6.), nur 19 Sekunden später flach, als sie ihm Richie Regehr perfekt in den Schläger spielte. Beide Mannschaften drückten nach dem turbulenten Auftakt weiter aufs Tempo, es ging rauf und runter und wurde immer wieder gefährlich. Matt Smaby etwa erzielte in Minute acht nach schönem Pass von Brooks Macek beinahe das 3:1, auf der anderen Seite verfehlte James Bettauer den Kasten der Gastgeber nur knapp (12.). Gefährlicher war aber der Meister, der es mit seinen Stürmern immer wieder direkt vor den Straubinger Kasten schaffte, wo diese durch abgefälschte Schüsse Betrieb machten, wie Steve Pinizzotto und Frank Mauer (jeweils 11.).

Tore fielen im Startdrittel keine mehr, doch das änderte sich im zweiten Drittel schnell. Nach nur 29 Sekunden schoss Münchens Verteidiger Daryl Boyle einfach von der rechten Seite und Straubings Torwart Dimitri Pätzold ließ die Scheibe durchrutschen. Der Zwei-Tore-Vorsprung gab dem Tabellenführer noch mehr Selbstsicherheit, Straubing hatte nun große Probleme, Offensivaktionen zu kreieren. Die zuletzt so gefährliche Angriffsreihe um Adam Mitchell, Thomas Brandl und Mike Hedden blieb nahezu wirkungslos. Das Geschehen spielte sich meist vor dem Tigers-Kasten ab, Keith Aucoin (30.) und Pinizzotto (32.) nutzten gute Chancen aber nicht. Das hätte sich beinahe gerächt, denn aus dem Nichts tauchte Scott Timmins alleine vor Danny aus den Birken auf und setzte die Scheibe an die Querlatte (32.). Zwei Minuten später war der EHC in Überzahl, das Tor hätten aber fast die Straubinger gemacht, als Hedden gleich zweimal den Treffer nur knapp verpasste.

Nach Pinizzottos Faustkampf (42.) stellten Jason Jaffray (44.), der zuvor für sein 1000. Spiel als Profi geehrt worden war, Derek Joslin (48.), erneut Boyle (48.) und Konrad Abeltshauser (53.) einen Kantersieg her. Straubing verließ die Olympia-Eishalle mit mehr als nur einem blauen Auge.

© SZ vom 30.01.2017 - Rechte am Artikel können Sie hier erwerben.
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